Für eine Anthologie eine Rezension zu schreiben, finde ich immer besonders schwer. Besonders wenn sie so viele Geschichten beinhaltet und man nicht auf jede Einzelne eingehen kann. Was mach ich nun? Einfach nur ganz allgemein über das Buch schreiben, oder picke ich mir einfach ein paar Geschichten heraus? Wie werde ich diesem Buch gerecht? Wie schaffe ich es, dass sich keine der Autoren zurückgesetzt fühlt? Ich fang einfach mal an:
In der Anthologie "das Ende der Menschheit gibt es 20 tolle Endzeitgeschichten und ein richtig gutes Vorwort des Herausgebers, in dem er auch auf ein paar Filme eingeht. Ich fand es richtig interessant und es beweist, dass auch Jürgen Eglseer es versteht spannend zu schreiben und die Leser zu fesseln. Aber auch die folgenden Geschichten lösten alle das selbe Gefühl bei mir aus: Ich war nach dem Lesen sehr deprimiert, traurig, teilweise immer noch in diesen düsteren und hoffnungslosen Geschichten gefangen. Eigentlich lese ich Kurzgeschichten immer vorm Einschlafen, aber das konnte ich hier nicht, da ich in den ersten 3 Nächten jedes Mal Albträume hatte und dann lieber jeden Morgen eine der Geschichten las.
Beginnen wir mit der ersten Geschichte "Gerechtfertigter Hass" von Andre Hahn. Diese Geschichte hat es echt in sich. Die Tiere drehen durch und wenden sich gegen die Menschen. Aber nicht die Löwen, Tiger, Elefanten und anderen Großtiere sind die größte Gefahr für die Menschheit, sondern die vielen vielen Kleinstlebewesen, die so oft achtlos von den Menschen getötet werden. Da hilft es nur noch sich auf den Weg zu Eis und Schnee zu machen. Aber da gibt es wieder andere Probleme: denn wovon soll der Mensch hier leben?
"Seuchenkind" von Denise Mildes hat mich auch sehr beeindruckt. In einer Welt in der die meisten Menschen an der Seuche sterben, schafft es ein Pärchen zusammen zufinden und gesund zu bleiben. Doch dann passiert etwas was die Frau an ihrem Verstand zweifeln lässt und alle ihre bösen Erwartungen treffen ein. Das war auch so eine Geschichte, die den Leser einerseits hoffnungslos zurück lässt, wo aber andererseits ein kleines Flämmchen der Hoffnung weiter glimmt.
In "Der Nebel" berichtet Marco Callari von einem Mann, der hautnah miterlebt, was es mit diesem Nebel auf sich hat, der sich plötzlich über die Städte senkt und Leute verschwinden lässt. Bei der Geschichte bekam ich beim Lesen Gänsehaut. Wer garantiert uns denn, dass so etwas nicht wirklich einmal geschieht?
Ganz besonders gut hat mit die Geschichte "Der Arachnideneffekt" von Markus Cremer gefallen. Wie der Name schon verrät geht es um Spinnen. Sie werden nach und nach von den Menschen vergiftet. Dass das weiteres Unglück nach sich zieht, kann man sich ja denken, denn Spinnen halten die Insekten in Schach, die sich sonst hemmungslos vermehren würden. Also setzt brav die im Haus gefangenen Spinnen nach draußen und benutzt keinen Insektenvernichter. Es reicht ja, dass wir schon dabei sind die Bienen zu vernichten. Und glaubt mir, wenn uns das gelingen sollte, wird das auch unser Ende sein.
Regina Schleheck hat sich überlegt was wohl passiert, wenn man anfängt das Trinkwasser mit Medikamenten zu manipulieren. Ihre Befürchtungen kann man in der Geschichte "Kant ist Kacke" nachlesen.
Meine Lieblingsgeschichte kommt von Thomas Williams und heißt "Wie ich meine Sommerferien verbrachte" Hier wird ein Junge in ein Sommerlager gesteckt ohne dass die Eltern ahnen, dass das der schlecht möglichste Zeitpunkt dafür ist. Hier ging es knallhart zu Sache. Ich liebe es. Der Autor hatte mich schon mit seiner Geschichtensammlung "Weird Trip" überzeugt und hier bewiesen, dass das keine einmalige Sache war. Ganz großes Kino.
Die letzte Geschichte die ich noch erwähnen möchte ist "Die letzte Gebärende" von Ulrike Lantermann-Kliem. Wie der Titel schon verrät, werden viele Frauen unfruchtbar. Was heißt das für die Zukunft der Menschheit? Die Autorin hat da wirklich toll ihre Phantasie spielen lassen und ich fand ihre Idee durchaus plausibel.
Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht. Alle Geschichten waren großen Klasse, aber es würde einfach den Rahmen sprengen, sie alle vorzustellen. Ich finde diese Anthologie jedenfalls total gelungen und werde nach weiteren Kurzgeschichten des Amrûm-Verlages Ausschau halten. Für dieses tolle Büchlein vergebe ich 5 von 5 Byrons, und was es noch nie für Kurzgeschichten gab, auch den Favoritenstatus. Wer Apokalyptische Geschichten mag, kann hier bedenkenlos zugreifen.
© Beate Senft
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