Samstag, 26. April 2014

Wolfgang Hohlbein - Irondead Der zehnte Kreis [Beate]



Privatdetektiv Devlin Quinn wird von dem reichen Unternehmer Stanley Jacobs engagiert um einen Fall von Materialschwund aufzuklären. Zu einem Treffen der Beiden in einer sehr heruntergekommenen und gefährlichen Gegend, taucht der Unternehmer nicht auf, nur ein Junge bringt Devlin einen Brief, der angeblich von Jacobs sein soll. Darin wird der Detektiv von seinem Auftrag entbunden. Weil Devlin die Sache nicht gefällt, verfolgt er den Jungen und steht plötzlich einem wahren Alptraum gegenüber. Aber er kann sich gerade so retten und trifft auf Jacobs Nichte, die ihn bittet den verschwunden Unternehmer zu suchen. Und so schlittern die beiden in eine Geschichte, wie sie sie sich nicht mal in ihren schlimmsten Alpträumen hätten ausdenken können.

Steampunk aus der Feder des Meisters der Fantasy? Und dazu noch ein Cover und ein Klappentext die ein Buch versprechen, das ich nicht mehr aus der Hand legen kann? Jaaa, bitte. Früher war ich ja ein sehr großer Fan des Autors aber die letzten Bücher konnten mich einfach nicht mehr begeistern. Entweder hat sich mein Geschmack geändert oder der Schreibstil des Schriftstellers. Aber mit seiner Steampunk-Geschichte versuchte er ja etwas ganz neues und da ich ein riesiger Fan dieser Richtung bin, musste ich das Buch einfach haben.

Die Ernüchterung folgte leider sehr schnell. Flache und unsympathische Charaktere, ein langatmiger Schreibstil und ausufernde Beschreibungen. Nein Danke. Ich habe mich wirklich gequält, aber auch gegen Ende der Geschichte, als die Handlung endlich etwas an Fahrt aufnahm, konnte mich das Buch nicht begeistert. 

Die Grundidee war so toll und ein anderer Autors hätte vielleicht daraus einen Pageturner erschaffen, aber Herrn Hohlbein gelang es nur mich entsetzlich zu langweilen. Da konnten auch die außergewöhnlichen Erfindungen nichts mehr retten. Die Dialoge waren teilweise sehr hölzern. So redet kein Mensch, auch nicht zu früheren Zeiten.

Ich finde es sehr schade, dass ich für ein Buch mit so einer tollen Idee nur 2 von 5 Byrons vergeben kann. Das wird mein letztes Buch von Wolfgang Hohlbein gewesen sein. Ich komme einfach nicht mehr mit seinem Schreibstil klar. Das tut mir wirklich sehr leid, weil er mich früher mit allen seinen Büchern begeistern konnte. Ich weiß wirklich nicht ob es am Autor oder an mir liegt, darum empfehle ich jedem Interessierten das Buch  selbst zu lesen und sich bitte eine eigene Meinung zu bilden.

© Beate Senft                             

Freitag, 25. April 2014

Marlene Menzel - Tod der Angst



Die Journalistin Irene wird von ihrem Chef zu einem Haus geschickt, auf dessen Dach eine junge Frau steht. Sie macht Fotos davon, als sich die Frau plötzlich in die Tiefe stürzt. Irene ist total geschockt. Warum hat die Frau das getan? Doch später entdeckt sie, dass die Frau gestoßen wurde. Zusammen mit Detektive Leonard Carter versucht sie herauszufinden warum das Opfer ermordet wurde als kurz darauf weitere Morde geschehen. Sie haben alle eins gemeinsam: Bei den Opfern wird eine Kinderzeichnung gefunden.  Irene lässt nicht locker und wird plötzlich zur Gefahr für den Täter. Kann sie das überleben?

Dieses Buch durfte ich zusammen mit der Autorin in einer Leserunde lesen. Das Cover sprach mich sofort an und auch der Klappentext machte mich sehr neugierig. Ziemlich schnell war ich auch in der Geschichte drin, da der Schreibstil der jungen Autorin wunderbar flüssig ist und man schnell beim lesen voran kommt.

Der Fall war auch ziemlich spannend, nur tauchten hin und wieder ein paar Unstimmigkeiten auf, auch stand für mich die Liebesgeschichte zwischen Irene und Leo viel zu sehr im Vordergrund. Aber das ist natürlich nur mein persönlicher Geschmack. Anderen Lesern gefällt das vielleicht.

Der Plot war sehr gut ausgearbeitet und die Charaktere waren durchweg sehr interessant. Besonders die Gedanken des Täters fand ich gut gelungen. Nacheinander ermordet er junge Leute, warum er das macht weiß der Leser ziemlich bald, und somit weiß er mehr als die agierenden Personen des Buches.

Aber es gab auch einige Überraschungen, die mir sehr gut gefielen. Und dann gibt es noch diesen Epilog, der es mir total angetan hat. Hach ich liebe so etwas. Die Autorin hat uns verraten, dass es noch 2 weitere Teile um Leo und Irene geben wird.

Ich habe sehr lange überlegt wie ich das Buch bewerten soll. 3 Punkte sind mir zu wenig, da die Liebesgeschichte nur nicht meinem persönlichen Geschmack entsprach. Die Unstimmigkeiten kann man darauf zurückführen, dass es ein Demütroman war und darum habe ich jetzt beschlossen 4 von 5 Byrons zu vergeben, denn ich fand die Idee der Autorin einfach klasse und ich habe das Buch trotz allem sehr gerne lesen. Die beiden folgenden Teile werde ich auf jeden Fall auch noch lesen und ich bin sehr gespannt, was wir aus der Feder von Marlene Menzel noch zu erwarten haben.

© Beate Senft                                 

Donnerstag, 24. April 2014

Anthologie - Eis und Dampf



Mir fallen Rezensionen zu Kurzgeschichten immer besonders schwer, darum werde ich einfach mal den Klappentext von Amazon übernehmen:

Im 9. Jh. n. Chr. ereignete sich in Island eine Serie von Vulkanausbrüchen, die eine Kaltperiode nach sich zog, die Entdeckung Amerikas verhinderte, durch Stürme auf dem Meer die Navigation mit Schiffen erschwerte und Nordeuropa mit Eis überzog. Europa versank in Territorial- und Religionskriegen. Dampfkraft, Æronautik und Elektrizität läuteten eine umjubelte Periode des wissenschaftlichen Fortschritts ein. Enormer Rohstoffbedarf auf der einen und erschwerte landwirtschaftliche Bedingungen auf der anderen Seite zementierten die Monarchie, die Konflikte der Adelshäuser und die Armut der Arbeiterklasse. In dieser Steampunk-Dystopie erzählt Eis und Dampf dreizehn sehr unterschiedliche Geschichten von zwölf namhaften Phantastik-Autoren, die die Welt des 2013 mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichneten Romans Die zerbrochene Puppe von Judith und Christian Vogt auf der Suche nach neuen Geschichten bereisten. Diese durch Crowdfunding finanzierte Kurzgeschichten-Sammlung ist die erste ihrer Art in Deutschland. Dreizehn bisher unveröffentlichte Geschichten von Judith Vogts Der Puppenmacher, die auf den Spuren der beliebten friesischen Luftpiratin Tomke aus Die zerbrochenen Puppe wandelt und den Hintergrund der namensgebenden Puppe beleuchtet, über den unheimlichen Bericht über die ersten Shellys bis hin zu Stefan Holzhauers Geschichte Das Ægyptische Axiom: Hochspannung ist garantiert. Mit Beiträgen von Eevie Demirtel, Torsten Exter, Stefan Holzhauer, Ann-Kathrin Karschnick, Mike Krzywik-Gross, Christian Lange, Henning Mützlitz, Marcus Rauchfuß, Stefan Schweikert, Christian Vogt, Judith Vogt und André Wiesler. Eis und Dampf ist Steampunk pur, gemischt mit einem Schuss Pulp und einer Prise Horror.

Als ich sah, dass es zu diesem Buch eine Leserunde bei LovelyBooks gab, bewarb ich mich sofort, hatte aber kein Glück. Aber da war ich dann schon so begeistert von dem tollen Cover, dass ich mir das Buch selbst kaufte um trotzdem an der Leserunde teilnehmen zu können. Und es war wirklich das Beste, was ich tun konnte.

Alle Autoren schrieben zu ihren Geschichten eine kleine Einführung, was ich richtig toll fand und beteiligten sich auch rege an den Diskussionen. Dabei fand ich heraus, dass diese Geschichten alle auf der Welt von "Die zerbrochene Puppe" basieren, die auch schon auf meinem SuB lag. Ich habe das Buch dann schnell noch davor gelesen und bin auch sehr froh, das getan zu haben, denn so konnte ich die Geschichten in "Eis und Dampf" viel intensiver erleben und traf so manchen alten Bekannten wieder.

Ausnahmslos alle Geschichten haben mir gut gefallen und es gibt wirklich überhaupt nichts zu meckern. Im Gegenteil: Ich habe neue Autoren für mich entdeckt und werde nach Büchern von ihnen Ausschau halten. Der Schreibstil aller Autoren war sehr flüssig zu lesen und ich konnte mir alles sehr gut vorstellen. Manchmal lief ein richtiger Film in meinem Kopf ab. Gerade bei den etwas längeren Geschichten. 

Ich kann euch diese tolle Anthologie wirklich nur empfehlen, rate euch aber zuvor "Die zerbrochene Puppe" zu lesen. Es ist zwar für das Verständnis nicht notwendig und die Geschichten funktionieren auch so, aber ihr bringt euch um einen Teil des Spaßes. Ich vergebe 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus (sehr selten bei einer Anthologie) und eine absolute Leseempfehlung für alle Steampunkfreunde, oder die die es noch werden wollen. 

Meine Rezension zu "Die zerbrochene Puppe" von Judith und Christian Vogt findet ihr hier:
http://lord-byrons-buchladen.blogspot.de/2014/04/judith-christian-vogt-die-zerbrochene.html

© Beate Senft                                



Mittwoch, 23. April 2014

Melvin Burgess - Death



Zum Buch: Death ist Kult. Jeder spricht über die neue Droge. Wer sie nimmt, hat die beste Zeit seines Lebens. Den ultimativen Höhenflug. Den absoluten Kick. Es gibt keine Grenzen, alles ist möglich - eine Woche lang. Den achten Tag erlebt man nicht. Death ist tödlich. Soll Adam die kleine Pille schlucken? Sein Bruder ist tot, bei dem Mädchen, in das er verliebt ist, hat er keine Chance und seine Zukunftsaussichten sind alles andere als rosig. Adam glaubt, dass er nichts zu verlieren hat. Und die beste Woche seines Lebens ist greifbar nah.

Meine Meinung: Die Konzerne sind groß und mächtig, die Politiker richten sich gerne nach ihnen. Die Kluft zwischen arm und reich wird in der Bevölkerung immer größer. Der Unmut wächst, aber kaum einer tut wirklich etwas. Eine ehemals in der Sterbehilfe eingesetzte Droge, die den Todkranken für ein paar Tage die Schmerzen nehmen sollte, hat seinen Weg auf die Straßen gefunden. Es ist in aller Munde. Was würdest du tun, wenn du gar nichts hast, aber wenigstens eine Woche lang dir nichts im Weg stünde? Denn das verspricht Death. Du fühlst dich besser, stärker, schneller, es scheint, als könntest du alles erreichen. 7 Tage lang.

 Jimmy Earle, gefeierter Rockstar, hat behauptet, die Pille geschluckt zu haben. Am Ende seines letzten Konzerts soll er tot umfallen. Die Halle ist ausverkauft, keiner will diese Show verpassen. Und tatsächlich. Jimmy stirbt auf der Bühne. Panik bricht aus, die Leute strömen auf die Straßen. Plündern, randalieren, die Innenstadt steht in Flammen. Mittendrin Adam und Lizzie. Er aus ärmlichen Verhältnissen, sie aus den gehobenen Kreisen, beide gerademal 17 Jahre alt. Sie werden Zeuge, wie die Zeloten(*) - eine militante Mischung aus Protestbewegung und bewaffneter Rebellengruppe - das Rathaus stürmen. Ein Mann verteilt auf der Straße kostenlos Death, das sonst nur für Beträge im dreistelligen Bereich zu haben ist. Sie werden Zeuge, wie unzählige Menschen - meist junge Leute - die Pillen einwerfen. Sie werden Zeuge, wie einer der Zeloten sich selbst anzündet und vom Rathaus stürzt. Jimmys Tod scheint etwas in Gang gesetzt zu haben. Täglich werden die Stimmen der Bevölkerung mehr und lauter. Was wird passieren? Was wird aus ihnen allen? Und: Ist Death nun ein Fluch oder ein Segen, für die, die glauben, nichts zu verlieren zu haben?

Anfangs war ich ein wenig skeptisch. Für mich persönlich gab die Inhaltsangabe nun nicht so viel her. Erst einmal angefangen, wollte ich das Buch aber auch nicht beenden. Burgess hat hier eine recht realitätsnahe, packende und erschreckende Geschichte erschaffen. Die militanten, eigentlich schon fanatischen, Zeloten. Junge Menschen, die für sich keine lebenswerte Zukunft sehen und die Droge als Ausweg wählen. Nur, dass sich in dieser Geschichte die Kids dessen bewusst sind, dass die Droge sie tötet. Die Armen werden immer ärmer, die Reichen immer reicher und die Politik sieht zu. Und dann kommt der Punkt, der eigentlich kleine Punkt, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die Bevölkerung erhebt sich. Fanatiker zünden sich an, sprengen sich selbst in die Luft. Die Forderungen nach einem Regierungsrücktritt werden immer lauter und die Menschen wehren sich auf die einzige Weise, von der sie glauben, dass sie etwas bringt - mit Gewalt.

Die Charaktere haben alle keinen großartig ausgebauten Hintergrund. Aber ich glaube, für diese Art von Geschichte brauchen sie den auch nicht. Adam und Lizzie z .B. standen mir trotzdem recht deutlich vor Augen. Die zwiegespaltene Lizzie, die sich in ihrer Upper-Class-Familie gefangen fühlt aber auch nicht ganz raus kann oder will und Adam, der die meiste Zeit an sich denkt, selbst wenn er versucht, es nicht zu tun. Oft genug hab ich mit Lizzie gefühlt und dachte "Was für ein selbstsüchtiger Mistkerl!" Bis zum - für mich überraschenden und positiven - Ende habe ich mitgefiebert. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, wie ich reagieren würde. Würde ich die Art und Weise hinnehmen, aus Erleichterung, dass man sich endlich wehrt? Wenn ich ganz unten wäre, würde ich die Droge nehmen, wenn ich nicht an Veränderungen glaube und die Fähigkeit verloren habe, auch in kleinen Dingen etwas Gutes zu sehen? Mich vielleicht sogar den Zeloten anschließen? Weiter still vor mich hinleiden und mich selbst bemitleiden, für den Rest meines Lebens?

Oder will ich Leben? Richtig Leben, mit Höhen und Tiefen, kleinen und großen Dingen, alles auskosten, was es für mich noch bereit hält? Das Buch ist an vielen Stellen hart. Brutal. Blutig. Trotzdem denke ich, dass empfohlene Lesealter von 14 - 18 Jahren ist in Ordnung. Warum? Nun, zum einen weil ich denke, dass die Kinder heutzutage schon einiges aushalten können und ich bezweifele, dass sich junge Leser nach dieser Lektüre gleich einer Fanatikergruppe anschließen oder den nächsten Dealer suchen werden ;-) Und zum anderen: Wie läuft es denn in unserer Realität? Mit den Banken, den Konzernen, der Politik? Ich glaube, dass dieses Buch zum Nachdenken anregen kann. Und das sollten nicht nur Erwachsene tun. Mein Fazit lautet also: Eine empfehlenswerte Lektüre, die ich nicht bereue. 4 von 5 Byrons dafür von mir.
* = Den Begriff Zeloten gibt es wirklich. Googelt ruhig mal.

© Betty Najdek


Montag, 21. April 2014

Christof Kessler - Wahn

 


Er fühlt sich bedroht von der internationalen Mafia, denn er weiß zuviel über sie. Einer ihrer Anwälte hockt abends auf seinem Schrank. Manchmal ist ihm klar, dass das alles Einbildung ist. Aber es bedarf nur eines dummen Zufalls - und er bricht auf zum furiosen, völlig vergeblichen Rachefeldzug. Flirten ist ein tolles Spiel - wenn sich jeder an die Regeln hält. Was aber, wenn sie an der seltenen Krankheit leidet, Gesichter nicht wiedererkennen zu können. Und er die vermeintliche Zurückweisung nicht erträgt, als sie ihn später nicht erkennt? Und sich das nicht gefallen lassen will? Christof Kessler hat Schicksale aus seiner Praxis zu erschütternden, anrührenden und manchmal auch komischen Erzählungen verwoben, er präsentiert uns atemberaubende Miniaturdramen von existentieller Wucht.

Der Klappentext höre sich ziemlich interessant an und ich war sehr neugierig auf das Buch. Leider konnten mich die Geschichten kaum fesseln. Das lag hauptsächlich daran, dass mir der Autor und Erzähler des Buches sehr unsympathisch war. Ein Besserwisser, der manchmal recht überheblich zu seinen Patienten oder nach Hilfe suchenden Menschen war. Auch der Schreibstil war leider nicht nach meinem Geschmack. Man merkt eben, dass Christof Kessler Arzt und kein Schriftsteller ist. Am Meisten hat mich allerdings gestört, dass dem Leser in vielen Fällen das Ende vorenthalten wurde und so blieb ich ziemlich unbefriedigt zurück. 

Auf seinem Fachgebiet scheint der gute Mann wirklich sehr erfolgreich zu sein, aber ich finde Cover und Titel erwecken ganz falsche Vorstellungen an dem Buch. Ich weiß auch gar nicht wo ich das Buch einordnen soll. Als Sachbuch ist es zu schnodderig geschrieben und es fehlt die gewisse Tiefe, als Roman kann es aber auch nicht sehen, weil es ja auch echte Fälle behandelt. 

Ich bewerte das Buch mit 2 von 5 Byrons. Man kann es lesen, muss aber nicht, ohne dass man großartig etwas verpassen würde. Und lasst euch nicht mit Vergleichen zu Ferdinand von Schirach und Oliver Sacks täuschen, denn mit denen kann der Autor leider nicht mithalten. 

© Beate Senft                           



Sonntag, 20. April 2014

Gastrezension von Joleta zu "Death" von Melvin Burgess




Auch Joleta hat eine Rezension zu dem Buch "Death" geschrieben, von dem ich 6 Exemplare gewonnen hatte. Und hier ist sie:

Death ist Kult. Jeder spricht über die neue Droge. Wer sie nimmt, hat die beste Zeit seines Lebens. Den ultimativen Höhenflug. Den absoluten Kick. Es gibt keine Grenzen, alles ist möglich – eine Woche lang. Den achten Tag erlebt man nicht. Denn Death ist tödlich. Soll Adam die kleine Pille schlucken? Sein Bruder ist tot, bei dem Mädchen, in das er verliebt ist, hat er keine Chance und seine Zukunftsaussichten sind alles andere als rosig. Adam glaubt, dass er nichts zu verlieren hat. Und die beste Woche seines Lebens ist greifbar nah.

Ich meine dazu:

Ein Buch, das aufzeigt, wie schnell man unüberlegt handelt.


Ein Buch, das aufzeigt, wie schnell man unüberlegtes Handeln auch wieder bereut.
Ein Buch, das aufzeigt, wie Drogen in einem wirken und wie schnell man sich damit selbst überschätzt.
Ein Buch, das aufzeigt, wie fanatisch weit Menschen gehen, wenn sie an etwas glauben.
Ein Buch, das aufzeigt, was passiert, wenn die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht.
Ein Buch, das erklärt, was am Ende wirklich wichtig ist: Leben!


Eine Erklärung: Es fällt mir nicht sehr leicht, hierüber eine Rezi zu schreiben!


Ich fand das Buch gut, rasant, spannend. Doch schwirrt mir immer wieder durch den Kopf, dass es ein Jugendbuch ist und dafür fand ich es schlichtweg zu brutal!


Ja, es ist ehrlich. Es gibt Menschen, die sich aus irgendeiner fanatischen Überzeugung selbst anzünden, sich Bomben an den Körper basteln und sich selbst in die Luft sprengen. Doch wird hier nicht wirklich gut darauf eingegangen, finde ich.
Der Autor wirft mit dem Begriff „Zelot“ um sich, was ihm alleine als Erklärung zu reichen scheint. Ich selbst habe ihn nachgeschlagen, hatte noch nie etwas davon gehört. Und ich behaupte, dass mein Sohn (14J.), der das Buch vor mir gelesen hat, mit dem Begriff nach wie vor nichts anfangen kann. Wird er doch in diesem Buch einfach nur als Name einer Organisation, einer politischen Bewegung, gehandelt.


Sagte ich schon, dass ich das Buch gut, rasant und spannend fand?...
Laut Klappentext stammt die Idee zu diesem Roman von zwei Philosophie-Lehrern, die mit ihren Schülern die Frage diskutierten: „Was würdest du tun, wenn du durch eine Droge die beste Woche deines Lebens hättest, aber anschließend sterben müsstest?“
Und ich finde, das Ergebnis – dieses Buch – wirklich spannend.
Zitate S. 10 und 14: „Ursprünglich war Death eine Droge aus der Sterbehilfe, die den unheilbar Kranken für eine Woche alles Leid nahm und ihnen anschließend einen raschen, schmerzlosen Tod bescherte. … Kein Wissenschaftler hatte bisher ein Gegenmittel entdeckt. … Death war präzise; man konnte ziemlich genau ausrechnen, wann es einen erwischte, fast bis auf die Minute.“


Die Jugendlichen und Gesunden, die Death geschluckt haben, fühlen sich tatsächlich gut und stark. Sie erstellen meist die legendäre Draufgeh-Liste mit Dingen, die sie in dieser Woche noch tun oder erreichen möchten. Und dabei ist ihnen oft jedes Mittel recht, denn zu verlieren haben sie nichts mehr.
Ich fand sehr gut, dass Death aus Adam aber nicht wirklich einen Superman macht. Vieles, was er anpackt geht mächtig in die Hose.
Der, der Death herstellen lässt, verdient sich ein goldenes Näschen und kann sich finanziell politisch so einmischen, dass er sich quasi alles leisten kann.
Die Zeloten wollen die Politik korrigieren und gehen dafür mit aller Gewalt vor. Sie wollen die Rebellion und meinen, dass sie auf sich aufmerksam machen müssen, indem sie sich verbrennen oder sich als menschliche Bomben irgendwo in die Luft sprengen.


Der Autor hat gerade zu Beginn des Buches eine doch recht jugendliche Sprache verwendet, an die ich mich entweder recht schnell gewöhnt hatte oder die er im Laufe des Buches langsam ausschleichen ließ. So genau kann ich es gar nicht sagen, was – wie ich finde – sehr für seinen Schreibstil spricht.
Es lässt sich flüssig weglesen und ich wollte immer wissen, wie es weiter geht. Allerdings sollte man hier wirklich ein wenig zwischen den Zeilen lesen können, denn ich finde, es wird auf einige Dinge, gerade die Geschichte um die Zeloten, nicht genug eingegangen. Deren Gewalt wird nicht wirklich verherrlicht, aber es wird auch keine wirkliche Alternative dazu aufgezeigt.


Ein Buch, das ich gerne weiterempfehlen möchte. Allerdings nicht uneingeschränkt für jeden Jugendlichen. Ich sehe hier die Gefahr, einiges misszuverstehen.

©Joleta                                          


Micha Krämer - Willi und das Grab des Drachentöters





Na das kann ja heiter werden. Da hatte sich Willi schon so auf die Sommerferien mit seinen Freunden Husti und Ralle gefreut und dann teilt ihm seine Mutter mit, dass seine Cousine Antonia die Ferien bei ihnen verbringen würde. Ausgerechnet die, wo sie ihm doch damals den Frosch...... Aber er würde sich schon noch rächen. Doch dann verschwindet ein Gast aus ihrer Pension, ein alter Professor und plötzlich suchen die Freunde nach einem alten Schatz, lernen Zwerge kennen und bekommen es mit echten Bösewichten zu tun. Was für Ferien.....

Ja ich weiß, zu der Zielgruppe dieser Bücher, die bei den 9 - 14-jährigen liegt, gehöre ich schon ewig nicht mehr, aber selbst mir hat diese Geschichte einfach großen Spaß gemacht. Der Autor versteht es gekonnt eine Geschichte kindgerecht und trotzdem sehr spannend zu schreiben. Und obwohl der Schreibstil natürlich recht einfach gehalten war, habe ich mich richtig gut unterhalten gefühlt. 

Die 4 Kinder oder teilweise ja schon Jugendliche sind sehr sympathisch und haben ihre Ecken und Kanten. Eben wie im richtigen Leben. Auch Willis Onkel und seinen Kumpel Adalbert mochte ich sofort, genau wie den Professor. Natürlich gehören auch richtige Schurken zu so einer Geschichte und auch die sind sehr gut gelungen. Auch die mystischen Elemente waren sehr gut und passend in die Geschichte integriert.

Aber besonders schön fand ich, dass man vieles über die Nibelungensage lernt und zwar nicht mit dem erhoben Zeigefinger sondern weil es einfach wichtig für die Geschichte ist. Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich richtig Lust bekommen habe, mal wieder die Nibelungengeschichte zu lesen. Auch die Beschreibungen waren niemals langweilig sondern sehr bildhaft und spannend.

Wer Kinder im entsprechenden Alter hat oder kennt, sollte ihnen unbedingt die Willi-Bücher schenken. Die machen aus jedem Lesemuffel eine Leseratte. Und alle die im Herzen jung geblieben sind, werden sich auch über die Geschichten freuen. Ich vergebe 5 von 5 Byrons und freue mich, dass die nächsten 3 Bücher schon auf mich warten.

Die richtige Reihenfolge:
Willi und das Grab des Drachentöters
Willi und das verborgene Volk
Willi und das Geheimnis der Ostseepiraten
Willi und das Rätsel von Loch Ness

© Beate Senft                                   



Samstag, 19. April 2014

Lars Kepler - Der Sandmann





Ein verwirrter Mann taumelt im tiefsten Winter über eine Brücke. Die herbeigerufene Polizei stellt sehr schnell fest, dass es sich um das Jahrelang verschwundene Entführungsopfer Mikael Kohler-Frost handelt, der zusammen mit seiner Schwester verschwand. Verantwortlich dafür war Jurek Walter, der seit Jahren in Isolationshaft sitzt. Aber wo ist Mikaels Schwester? Hat Jurek einen Komplizen? Wie kann er mit ihm Kontakt aufnehmen, wo er doch absolut abgeschottet wird? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn Mikael weiß nicht wo er gefangen gehalten wurde und seine Schwester ist noch dort.

"Der Hypnotiseur" hatte mich total begeistert und von "Paganinis Fluch" war ich dann sehr enttäuscht. "Flammenkinder habe ich noch nicht gelesen, als mir "Der Sandmann" in die Hände fiel. Ich war sehr gespannt darauf, ob mich dieses Buch wieder begeistern kann und fing ohne große Erwartungen an zu lesen. Und teilweise konnte  die Geschichte mich auch faszinieren. 

Die kurzen Kapitel, die ständig wechselnden Perspektiven und die Cliffhänger am Ende der Kapitel sorgten dafür, dass die Spannung unglaublich hoch war. Bis zum Schluss konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil des Autorenpaares ist wieder gewohnt flüssig und lässt sich schnell weglesen. Auch die bildhaften Beschreibungen waren wieder richtig toll und starteten einen Film in meinem Kopf.

Leider blieben die Charaktere ziemlich flach und ich konnte mich mit niemanden Identifizieren. Das finde ich sehr schade. Nur Jurek Walter konnte ein beklemmendes Gefühl in mir auslösen. Außerdem war vieles übertrieben oder auch unlogisch. Gut fand ich, dass am Anfang noch mal einen Überblick über Teil 3 zu finden war, so dass man den Vorgänger nicht unbedingt kennen muss um die Geschichte zu verstehen.

Für 5 Byrons hat es leider nicht gereicht aber ich vergebe sehr gerne 4 von 5 Byrons und eine Leseempfehlung für alle Freunde des Psychothrillers. Denn das ist es in meinen Augen und nicht wie vom Verlag behauptet ein Kriminalroman. Aber das muss wohl jeder für sich entscheiden und eigentlich ist es ja auch nicht wichtig wie das Buch betitelt wird, solange das Genre keine falschen Erwartungen weckt. 

Das ist die richtige Reihenfolge:
1. Der Hypnotiseur
2. Paganinis Fluch
3. Flammenkinder
4. Der Sandmann

© Beate Senft                                   


Kim Thúy - Der Geschmack der Sehnsucht






Das junge Mädchen Mán wird während des vietnamesischen Bürgerkrieges von Mutter zu Mutter gereicht, bis sie schließlich bei ihrer Mama landet. Diese ist sehr gut zu ihr und bringt ihr die Geheimnisse des Kochens bei, um einen späteren Ehemann glücklich machen zu können. Als Mán im heiratsfähigen Alter ist, arrangiert sie eine Ehe mit einem wesentlich älteren Mann, der in Montreal eine Suppenküche unterhält. Mán lebt dort sehr isoliert, pendelt immer nur zwischen Küche und Schlafzimmer, das sie von der Küche aus über eine Wendeltreppe erreichen kann. In ihrer Ehe gibt es keine Liebe und so lebt die junge Frau vor sich hin. Die einzige Freude in ihrem Leben ist das Kochen. Und dann lernt sie Julie kennen, die wieder Lachen und Freude in Máns Leben bringt...

Dieses kleine Büchlein hat es in sich. Auf nur 143 Seiten erzählt die Autorin eine Geschichte voller Gefühl, voller Gerüche und Rezepte. Eine Geschichte die geprägt ist von der Liebe zum Kochen, von der Liebe zu den unterschiedlichsten Gewürzen.  Und eine Geschichte die uns zeigt, dass es im Leben nie zu spät ist sein Glück zu finden.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr poetisch und nicht immer einfach zu lesen. Auch die Zeitsprünge machen es nicht leicht immer der Handlung zu folgen. Man muss sich wirklich auf dieses Buch konzentrieren und kann es nicht mal eben so schnell zwischendurch lesen. Aber wer sich die Zeit nimmt, der wird mit einer ungewöhnlichen Geschichte belohnt. Allerdings fand ich die Story manchmal auch regelrecht zerhackt und sprunghaft, so dass ich so manches mal den roten Faden verlor.

Ich denke ich vergebe für dieses Buch 4 von 5 Byrons, denn ich empfand es schon als anstrengend zu lesen und verstand nicht immer worauf die Autorin hinaus wollte. Andererseits fand ich die Sprache einfach zauberhaft. "Der Geschmack der Sehnsucht" ist auf jeden Fall ein Buch über das man sich selbst eine Meinung bilden sollte.

Ich schenke dir
Das Leben, das ich nicht lebte
Den Traum, von dem ich nur träumen konnte
Eine Seele, die ich leer ließ
In den weißen Nächten des Wartens

Zu dir trage ich als Geschenk
Das Gedicht, das ich nicht schrieb
Den Schmerz, zu dem ich strebe
Die Farbe der Wolke, die ich nicht kannte
Die Sehnsüchte des Schweigens
(Viet Phuong, Cua da mo Seite 17)

© Beate Senft                                      

Freitag, 18. April 2014

Hope Cavendish - Zeitgenossen 2 - Kampf gegen die Sybarites






Gemma und ihren Freunden gelingt es sich bei den Sybarites einzuschleichen und zu Gemmas Überraschung treffen sie dort auf Giles. Ihn hätte sie als letztes dort erwarten. Gemeinsam gelingt es den Freunden Unruhe zu stiften, aber nicht die Sybarites komplett zu vernichten. Darum müssen sich Gemma, Maddy, Francesco, Giles und Miquel auf unbestimmte Zeit trennen. Gemma verschlägt es gemeinsam mit Jean Marc nach Salzburg. Werden sich die Freunde je wieder begegnen? Und wem gehört jetzt Gemmas Herz? Giles oder Francesco? Und während Gemma versucht das herauszufinden erscheint die erste Vampirgeschichte und ein neuer Feind taucht auf.

Auch den 2. Teil der Zeitgenossen habe ich wieder in einer Leserunde mit der Autorin gelesen und ich muss ehrlich gestehen, dass mir der 2. Teil noch mehr Spaß machte. Das liegt nur zum Teil daran, dass der Namensgeber meines Blogs, Lord Byron, eine kleine Rolle darin spielt. Die meisten Charaktere kannte ich ja schon vom 1. Teil und auch hier sind sie wieder wundervoll ausgearbeitet. Gemma und Giles streiten nach wie vor und haben beide einen schrecklichen Dickkopf. Aber es tauchen auch neue Verbündete und Freunde auf, die mir durchweg sympathisch waren.

Wir dürfen wieder an einigen geschichtlichen Geschehnissen Teil haben, wie zum Beispiel der Revolution und dem Kampf auf Gleichberechtigung der Frauen, den Gemma mit Feuereifer unterstützt. Hier stimmt wieder alles. Der tolle Schreibstil, der Bilder in meinen Kopf gezaubert hat, das Geschichtliche, das hervorragend recherchiert wurde und auch ein paar Liebesszenen, die perfekt in die Handlung passen und nicht zu viel Raum einnehmen. 

Und weil ich wieder mal so restlos begeistert bin vergebe ich für Zeitgenossen 2 auch wieder 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Lasst euch von den Vampiren nicht abschrecken, denn nur so ist es möglich, Gemma so viele geschichtliche Ereignisse miterleben zu lassen. Ich kann euch die Reihe wirklich nur empfehlen und warte schon voller Vorfreude auf Band 3.

© Beate Senft                               

Donnerstag, 17. April 2014

Markus Walther - Der letzte beißt die Hunde



Die alte Dame Mimi lebt mit ihrem Personal und ihren beiden Wachhunden, Willi und Basker, in einer großen Villa. Ihr größtes Hobby besteht darin, Kriminalromane zu lesen, wie ihre außerordentlich gut bestückte Bibliothek beweist. Eines Tages entgeht sie nur knapp einem Mordanschlag. Ein Flügel fiel ihr beinahe auf den Kopf. War das ein Mordversuch? Ihre Enkelin Helen eilt zu ihr und gemeinsam beginnen sie zu ermitteln. Hat der Bürgermeister etwas damit zu tun, der Mimi unbedingt das große Grundstück abkaufen möchte? Oder steckt doch eher die habgierige Verwandtschaft dahinter? Mimi lädt alle Verdächtigen zu sich ein. Kann sie einen davon als Mörder und Erbschleicher entlarven?

Ein neuer Roman von Markus Walther? Da musste ich doch sofort zugreifen. Und dieses Mal ist es auch noch ein Krimi. Ich freute mich wahnsinnig darauf, die Geschichte zu lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Genau wie in „Buchland“ erwarten den Leser wundervoll ausgearbeitete und etwas verschrobene Charaktere. Mimi ist eine Oma, wie sie sich wohl jeder wünschen würde. Sie ist taff, verschmitzt und lässt sich von niemandem die Butter vom Brot nehmen. Oder der Butler Norbert. Steif wie ein Stock und korrekt bis in die Haarspitzen, ist er immer sofort zur Stelle, wenn Mimi ihn braucht. Er ist so großartig. Jeder sollte so einen Norbert haben. Lena, das Mädchen für alles, ist so eine liebenswerte Person, die man einfach nur an sich drücken möchte. Man möchte sie gerne als Freundin haben, denn mit ihr kann man Pferde stehlen. Wenn man das denn möchte. Und Helen, die Enkelin von Mimi, hat schreckliches durchgemacht und soll bei ihrer Oma wieder zu sich selbst finden. Helens Verflossener Tom ist eine Person, die man so richtig von ganzem Herzen hassen kann. Dazu noch die Nebenfiguren, die wirklich alle richtig interessant und gut gelungen sind.

In diesem Krimi spart Markus Walther auch nicht an seinem wundervollen Humor. Ohne dass es grotesk wirkt oder zum Slapstick verkommt, findet der Autor immer genau das richtige Maß an Spannung und Humor. Der Plot ist richtig gut ausgearbeitet und man rätselt gemeinsam mit Helen wer denn ein Interesse daran haben könnte, Mimi aus dem Weg zu räumen. Gleichzeit wird das Krimi-Genre ein bisschen auf die Schippe genommen.  Ich habe bis zum Schluss gebraucht bis ich dahinter kam, um was es ging. In dieser Zeit durchläuft Helen eine wunderbare Verwandlung und man selbst wünscht so manchem der Charaktere die Pest an den Hals. Der Schreibstil ist wieder wundervoll und lässt Bilder im Kopf entstehen, wie es ein Film nicht besser könnte.

„Der letzte beißt die Hunde“ hat mir genauso gut gefallen wie „Buchland“, auch wenn es eine komplett andere Art von Geschichte ist. Es macht einfach großen Spaß das Buch zu lesen. Darum vergebe ich 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine absolute Leseempfehlung für alle. Hoffentlich müssen wir nicht so lange auf das nächste Buch von Markus Walther warten. Egal was es sein wird, ich freue mich wahnsinnig darauf.

© Beate Senft                              

Isabell Schmitt-Egner - Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Daniela hasst ihren Putzjob im Altersheim und beeilt sich endlich nach Hause zu kommen. denn dort wartet die einzige Freude in ihrem Leben auf sie: Die Serie "Berlin im Herzen" und der Hauptdarsteller Kiran Advani, der den Alexander Gerbach spielt. In ihn ist sie schrecklich verliebt und in ihren Träumen sind die Beiden ein Paar. Als sie dann bei einem Gewinnspiel eine Komparsenrolle in der Serie gewinnt ist sie überglücklich. Endlich kann sie ihren geliebten Alex treffen. Ihn sehen, mit ihm sprechen und vielleicht verliebt er sich ja in sie. Doch es läuft bei den Dreharbeiten leider nicht so gut und da fasst Daniela einen todsicheren Plan....

Au weia. Was für eine Geschichte. Nachdem ich dieses Buch einmal begonnen hatte, konnte ich es kaum noch aus der Hand lege. Die Geschichte ist so verrückt und spannend, dass ich immer wieder den Kopf geschüttelt habe und einfach fassungslos war. Daniela steigert sich da in einen Wahn hinein und erkennt nicht, dass sie viel zu weit geht. Besonders geschockt war ich auch von Danielas Mutter. Ihr ist es vollkommen egal wie es ihrem Kind geht. Hauptsache Daniela bleibt anständig und die Nachbarn finden keinen Grund zum Tratschen. Wie ich so etwas hasse.

Die Charaktere fand ich total gelungen. Kiran als Opfer fand ich genauso authentisch wie Daniela als irre Stalkerin. Ihre Gedankengänge waren sehr interessant, auch wenn sie für mich nur schwer nachzuvollziehen waren. Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt sehr flüssig und leicht zu lesen und es macht einfach Spaß die Geschichte immer weiter zu verfolgen. Ganz besonders gut gefiel mir auch das Ende, das so ganz anders war wie von mir erwartet. Einfach großartig. Ich vergebe 5 von 5 Byrons und kann das Buch wirklich jedem empfehlen, der sich gut unterhalten lassen möchte, auch wenn man hin und wieder fassungslos den Kopf schütteln muss. Ich fand es klasse.

© Beate Senft                                



Sonntag, 13. April 2014

Judith & Christian Vogt - Die zerbrochene Puppe




Der Künstler Naðan von Erlenhofen und seine Frau, die Physikerin Æmelie wollen auf einem Kongress eine ganz neue Erfindung vorstellen.  Eine Brennstoffzelle, wie sie die Welt noch nie gesehen hat und mit deren Hilfe ganz neue Möglichkeiten offen stehen. Doch noch am gleichen Abend wird Æmelie getötet, die Pläne gestohlen und Naðan bleibt nichts, als Æmelies Porzellanpuppe Ynge. Er schwört Rache und da er nicht sicher sein kann, ob seine Frau wirklich tot ist, denn ihr Körper ist verschwunden, macht er sich voller Hoffnung auf den Weg zu der Insel Æsta, einer schwimmenden Stadt auf einem Eisberg, zu der ihn eine kleine Spur geführt hat. Ohne Hilfe und ohne Geld versucht er herauszufinden was auf dieser Insel gespielt wir und kommt einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur. Und dann beginnt auch noch die Puppe mit ihm zu sprechen.

Da ich bei Lovelybooks bei der Leserunde zu "Eis und Dampf" einer Steampunk-Anthologie teilnehmen möchte und erfuhr, dass alle Geschichten  mit dem Buch "Die zerbrochene Puppe" zu tun haben, schnappte ich mir das Buch das sowieso schon auf meinem SuB lag und begann neugierig zu lesen. Was für ein Glück, denn ich bekam Steampunk vom Feinsten. Luftschiffe, Maschinen, verrückte Wissenschaftler und Professoren, Intrigen, starke Frauen, Huren, Verräter, Kämpfe, die Geschichte hat alles was das Herz des Lesers begehrt.

Die Beschreibungen der schwimmenden Stadt Æsta sind sehr gut gelungen. Fabriken, schwarzer Rauch überall, arme Menschen, die in den Fabriken schuften, Reiche, die die Armen ausbeuten und mitten drin Naðan auf der Suche nach seiner Frau oder zumindest nach ihrer Leiche, die er beerdigen möchte. Immer dabei die Puppe Ynge, die plötzlich beginnt mit Æmelies Stimme mit ihm zu sprechen. Es war schon ein seltsames Bild das ich im Kopf hatte. Ein erwachsener Mann, der immer eine Puppe mit sich trägt und auch noch mit ihr spricht. 

Die Charaktere der Geschichte waren einfach nur klasse. Leider verschwand  Æmelie viel zu früh, denn ich fand sie sehr interessant. Aber auch Tomke und die Gräfin waren tolle Figuren. Genau wie der total irre Professor. Naðan machte im Laufe der Geschichte eine starke Verwandlung durch. Am Anfang war er mir nicht sonderlich sympathisch, denn er war ein rassistischer Snob erster Klasse. Er hatte schrecklich viele Vorurteile und hielt sich für etwas besseres. Nur leider hilft ihm das kein bisschen auf Æsta. 

Der Schreibstil des Autorenpaares ist sehr bildhaft, flüssig und wunderbar zu lesen. Wir bekommen auch ein paar Einblicke in das nordische Leben und ich kann absolut keinen negativen Punkt finden. Keine Seite war langweilig oder unnötig und die Geschichte zog wie ein Film durch meinen Kopf. Ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen und darum vergebe ich auch 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine Leseempfehlung an alle Steampunk-Freunde oder denen die es werden wollen.

© Beate Senft                                       





Freitag, 11. April 2014

Donna Tartt - Der Distelfink


Eigentlich sollte es ein ganz normaler Tag im Leben  von Theo Decker werden. Da er und seine Mom noch Zeit zu überbrücken haben, entschließen sie sich zusammen das Museum zu besuchen. Seine Mutter interessiert sich sehr für Kunst und möchte ihrem Sohn ein paar besondere Gemälde zeigen. Doch dann passiert schreckliches und Theos Mutter ist tot. Sein Vater ist ein Jahr zuvor abgehauen und der 13-jährige steht plötzlich ganz alleine da. In seiner Verwirrung und dem Chaos nach dem Tod seiner Mutter hat er ein Gemälde entwendet, das sein ganzes weiteres Leben bestimmten soll. Er trifft ein paar falsche Entscheidungen und steht plötzlich an einem Punkt, an dem er nicht mehr weiter weiß. Ist jetzt wirklich alles vorbei? Gibt es nur noch den Ausweg des Selbstmordes? Oder gibt es doch noch Hoffnung?

Dieses Buch hat es wirklich in sich. Genau wie für ihre anderen Bücher hat die Autorin auch an diesem jahrelang gefeilt, recherchiert und geschrieben. Und das merkt man diesem Buch auch an. Hier stimmt jeder Satz, jedes Wort sitzt an der richtigen Stelle. Die Geschichte beginnt in New York. Theo und seine Mum haben eine sehr enge Beziehung. Zwischen ihm und seinem Vater ist eine große Distanz. Der Vater ist fast immer betrunken und hat so gut wie kein Interesse an seinem Sohn. Als er schließlich verschwindet, trauern ihm Frau und Sohn auch nicht hinterher. Aber als Theo seine Mutter verliert, verliert er auch seinen Lebenswillen. Er funktioniert nur noch wie ein Automat. Nicht einmal die vielen Veränderungen in seinem Leben können ihn aus seiner Trauer herausholen.

Theo versackt schließlich in Alkohol und Drogen. Doch er findet auch einen Freund der ihm näher steht als sonst irgend jemand zuvor. Mit Ausnahme seiner Mutter natürlich. Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet und facettenreich. Donna Tartt ist es gelungen, ihren Personen so viel Leben einzuhauchen, dass ich oft dachte, ich müsste Theo oder Boris jeden Moment begegnen. Ich konnte sie regelrecht vor mir sehen. Ihre Mimik, ihre Gestik, ihr ganzes Sein. Das schaffen nur sehr wenige Autoren. Ich litt so sehr mit Theo und konnte gleichzeitig alles aus einer gewissen Distanz betrachten. 

Hier ist mal ein kleiner Ausschnitt der mich besonders berührt hat:
"Die Leute spielten Roulette oder Golf, pflanzten Gärten, handelten mit Aktien, hatten Sex, kauften neue Autos, machten Yoga, arbeiteten, beteten, renovierten ihre Häuser, regten sich über die Nachrichten auf, verhätschelten ihre Kinder, tratschten über die Nachbarn, studierten Restaurant-Kritiken, gründeten wohltätige Organisationen,  unterstützten politische Kandidaten, nahmen an den U.S. Open teil, speisten und reisten, lenkten sich mit allen möglichen Spielzeugen und Geräten ab und überfluteten sich unaufhörlich mit Informationen und Texten und Kommunikation und Unterhaltung aus allen Richtungen, um vergessen zu machen wo wir waren, was wir waren. Aber bei hellem Licht betrachtet ließ es sich auf keine Weise schönreden. Es war von oben bis unten beschissen. Zeit im Büro absitzen, gehorsam 2,5 Kinder Nachwuchs gebären, bei seiner Pensionsfeier höflich lächeln und dann an seinem Bettlaken kauen und im Pflegeheim an Pfirsichen aus der Dose ersticken. Es war besser, nie geboren worden zu sein - nie etwas gewollt - nie etwas gehofft zu haben. " (Seite 633)

Am Ende des Buches gibt es noch eine Passage über gut und böse, die ich auch unglaublich gut fand. Die letzten ca. 40 Seiten würde ich am Liebsten auswendig lernen, weil sie mich so tief beeindruckt haben. Ich weiß, dass Donna Tartts Schreibstil nicht jedem liegt, ihre genauen Beschreibungen und Liebe zum Detail. Aber für mich flogen die 1022 Seiten geradezu vorbei. Ich las mich in einen regelrechten Rausch. Darum vergebe ich für "Der Distelfink" volle 5 von 5 Byrons und den Favoritenstatus für eine absolut außergewöhnliche Geschichte. Wer "Die geheime Geschichte" mochte wird "Der Distelfink" lieben. 

© Beate Senft                          

Mittwoch, 9. April 2014

H.H.T. Osenger - Karpatenvirus






Auf Nicos Geburtstagsparty geht es hoch her und alle haben ihren Spaß. Außer Freddy, der mal wieder aus der Reihe tanzt und total betrunken ist. Darum kann ihn auch Nico nicht alleine nach Hause gehen lassen und als Freddy sich entschließt, der alten und verfallen Villa einen Besuch abzustatten, ist Nico zwar alles andere als begeistert, aber seinen Freund will er auch nicht alleine gehen lassen. Der Boden der alten Villa ist mit Müll übersät und Nico hat schnell die Nase voll. Doch Freddy möchte unbedingt noch in den Keller. Dort findet er in einer Nische ein Kruzifix an der Wand und entfernt es und plötzlich stürzt die Wand ein. Die beiden machen dass sie wegkommen doch als Nico sich noch einmal umdreht, sieht er ein Wesen hinter der Mauer. Was ist da nur los? Kurz darauf sterben Menschen in dem kleinen Örtchen. Alle sind seltsam blutleer. Was haben Freddy und Nico da nur freigelassen?

Als ich von dem Buch hörte, freute ich mich sehr aufs Lesen. Endlich mal wieder ein böser Vampir und viel Horror. Aber so ganz begeistern konnte mich die Geschichte dann doch nicht. Zum einen fand ich die jugendlichen Protagonisten sehr Klischeehaft und Freddy ging mir ganz schnell auf die Nerven. Zum anderen fand ich die Story auch nicht wirklich spannend oder mitreisend. Der Plott war in Ordnung und hatte viele gute Ansätze, die man hätte noch ausbauen können. Ich hätte mir auch wesentlich mehr Spannung und Grusel gewünscht und dafür etwas weniger Humor.

Dazu kam noch das Problem, dass mir die Protagonisten so ziemlich egal waren und es mich überhaupt nicht berührte, wenn sie in Gefahr waren. Von mir aus, hätten sie alle umkommen können. Trotz allem ließ sich das Buch schnell und leicht lesen. Es könnte natürlich auch sein, dass es an meinen ständigen Kopfschmerzen lag, die mich schon seit Tagen quälen, aber ich kann dem Buch leider nicht mehr als 3 Byrons geben. Das bedeutet aber immer noch, dass es ein gutes Buch war. Natürlich ist es am Besten sich eine eigene Meinung zu bilden, denn was für mich durchschnittlich ist, kann für Andere Spitzenklasse sein. Ich finde es jedenfalls sehr schade, dass das Buch nicht gruseliger war und mich die Spannung nicht packen konnte.

© Beate Senft