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Mittwoch, 23. April 2014
Melvin Burgess - Death
Zum Buch: Death ist Kult. Jeder spricht über die neue Droge. Wer sie nimmt, hat die beste Zeit seines Lebens. Den ultimativen Höhenflug. Den absoluten Kick. Es gibt keine Grenzen, alles ist möglich - eine Woche lang. Den achten Tag erlebt man nicht. Death ist tödlich. Soll Adam die kleine Pille schlucken? Sein Bruder ist tot, bei dem Mädchen, in das er verliebt ist, hat er keine Chance und seine Zukunftsaussichten sind alles andere als rosig. Adam glaubt, dass er nichts zu verlieren hat. Und die beste Woche seines Lebens ist greifbar nah.
Meine Meinung: Die Konzerne sind groß und mächtig, die Politiker richten sich gerne nach ihnen. Die Kluft zwischen arm und reich wird in der Bevölkerung immer größer. Der Unmut wächst, aber kaum einer tut wirklich etwas. Eine ehemals in der Sterbehilfe eingesetzte Droge, die den Todkranken für ein paar Tage die Schmerzen nehmen sollte, hat seinen Weg auf die Straßen gefunden. Es ist in aller Munde. Was würdest du tun, wenn du gar nichts hast, aber wenigstens eine Woche lang dir nichts im Weg stünde? Denn das verspricht Death. Du fühlst dich besser, stärker, schneller, es scheint, als könntest du alles erreichen. 7 Tage lang.
Jimmy Earle, gefeierter Rockstar, hat behauptet, die Pille geschluckt zu haben. Am Ende seines letzten Konzerts soll er tot umfallen. Die Halle ist ausverkauft, keiner will diese Show verpassen. Und tatsächlich. Jimmy stirbt auf der Bühne. Panik bricht aus, die Leute strömen auf die Straßen. Plündern, randalieren, die Innenstadt steht in Flammen. Mittendrin Adam und Lizzie. Er aus ärmlichen Verhältnissen, sie aus den gehobenen Kreisen, beide gerademal 17 Jahre alt. Sie werden Zeuge, wie die Zeloten(*) - eine militante Mischung aus Protestbewegung und bewaffneter Rebellengruppe - das Rathaus stürmen. Ein Mann verteilt auf der Straße kostenlos Death, das sonst nur für Beträge im dreistelligen Bereich zu haben ist. Sie werden Zeuge, wie unzählige Menschen - meist junge Leute - die Pillen einwerfen. Sie werden Zeuge, wie einer der Zeloten sich selbst anzündet und vom Rathaus stürzt. Jimmys Tod scheint etwas in Gang gesetzt zu haben. Täglich werden die Stimmen der Bevölkerung mehr und lauter. Was wird passieren? Was wird aus ihnen allen? Und: Ist Death nun ein Fluch oder ein Segen, für die, die glauben, nichts zu verlieren zu haben?
Anfangs war ich ein wenig skeptisch. Für mich persönlich gab die Inhaltsangabe nun nicht so viel her. Erst einmal angefangen, wollte ich das Buch aber auch nicht beenden. Burgess hat hier eine recht realitätsnahe, packende und erschreckende Geschichte erschaffen. Die militanten, eigentlich schon fanatischen, Zeloten. Junge Menschen, die für sich keine lebenswerte Zukunft sehen und die Droge als Ausweg wählen. Nur, dass sich in dieser Geschichte die Kids dessen bewusst sind, dass die Droge sie tötet. Die Armen werden immer ärmer, die Reichen immer reicher und die Politik sieht zu. Und dann kommt der Punkt, der eigentlich kleine Punkt, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die Bevölkerung erhebt sich. Fanatiker zünden sich an, sprengen sich selbst in die Luft. Die Forderungen nach einem Regierungsrücktritt werden immer lauter und die Menschen wehren sich auf die einzige Weise, von der sie glauben, dass sie etwas bringt - mit Gewalt.
Die Charaktere haben alle keinen großartig ausgebauten Hintergrund. Aber ich glaube, für diese Art von Geschichte brauchen sie den auch nicht. Adam und Lizzie z .B. standen mir trotzdem recht deutlich vor Augen. Die zwiegespaltene Lizzie, die sich in ihrer Upper-Class-Familie gefangen fühlt aber auch nicht ganz raus kann oder will und Adam, der die meiste Zeit an sich denkt, selbst wenn er versucht, es nicht zu tun. Oft genug hab ich mit Lizzie gefühlt und dachte "Was für ein selbstsüchtiger Mistkerl!" Bis zum - für mich überraschenden und positiven - Ende habe ich mitgefiebert. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, wie ich reagieren würde. Würde ich die Art und Weise hinnehmen, aus Erleichterung, dass man sich endlich wehrt? Wenn ich ganz unten wäre, würde ich die Droge nehmen, wenn ich nicht an Veränderungen glaube und die Fähigkeit verloren habe, auch in kleinen Dingen etwas Gutes zu sehen? Mich vielleicht sogar den Zeloten anschließen? Weiter still vor mich hinleiden und mich selbst bemitleiden, für den Rest meines Lebens?
Oder will ich Leben? Richtig Leben, mit Höhen und Tiefen, kleinen und großen Dingen, alles auskosten, was es für mich noch bereit hält? Das Buch ist an vielen Stellen hart. Brutal. Blutig. Trotzdem denke ich, dass empfohlene Lesealter von 14 - 18 Jahren ist in Ordnung. Warum? Nun, zum einen weil ich denke, dass die Kinder heutzutage schon einiges aushalten können und ich bezweifele, dass sich junge Leser nach dieser Lektüre gleich einer Fanatikergruppe anschließen oder den nächsten Dealer suchen werden ;-) Und zum anderen: Wie läuft es denn in unserer Realität? Mit den Banken, den Konzernen, der Politik? Ich glaube, dass dieses Buch zum Nachdenken anregen kann. Und das sollten nicht nur Erwachsene tun. Mein Fazit lautet also: Eine empfehlenswerte Lektüre, die ich nicht bereue. 4 von 5 Byrons dafür von mir.
* = Den Begriff Zeloten gibt es wirklich. Googelt ruhig mal.
© Betty Najdek
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