Stephanie und ihr Kollege
Ben fahren zu dem seit Jahren geschlossenen Vergnügungspark „Nimmerland“, um
darüber einen Artikel für ein Magazin zu schreiben. Der Hausmeister des Geländes
hat ihnen für ein entsprechendes Entgelt versprochen, ihnen das große Tor
aufzuschließen, sie über Nacht auf das Gelände zu lassen, um sie dann morgens
wieder rauszulassen. Es ist sehr
unheimlich in der Dunkelheit über das verlassene Gelände zu laufen. Ben merkt
sehr schnell, dass Stephanie private Gründe hat, den ehemaligen Vergnügungspark
aufzusuchen. Schließlich erzählt sie ihm, dass hier vor Jahren ihr Sohn Felix spurlos
verschwand. Ihr Mann Max und sie suchten so lange nach ihrem Kind, aber Felix
blieb spurlos verschwunden. Plötzlich geht das Licht an. Die Musik fängt an zu
spielen und das Kettenkarussell bewegt sich. Und dann werden Stephanie und Ben
getrennt. Stephanie verirrt sich im Spiegellabyrinth und plötzlich findet sie
etwas, das ihr gesamtes Weltbild zum Wanken bringt. Enthalten die Geschichten um den „schwarzen Mann“,
der hier umgehen und Kinder zu sich holen soll, vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit?
Endlich etwas Neues von
Tim Svart. Seit ich „Das Schloss“ gelesen hatte, habe ich sehnsüchtig auf ein
neues Buch des Autors gewartet. „Otherside“ ist zwar nur eine Novelle, aber das
tut der Spannung keinen Abbruch. Ganz
schnell ist man mitten in der Geschichte und meine Gänsehaut war echt
beachtlich. Wenn Stephanie durch die dunklen Gänge des Vergnügungsparkes irrt,
liest man das besser gemütlich auf der Couch, Licht an und in eine Decke
eingepackt. Aber da ich dabei im dunklen Auto saß, empfand ich das alles als
noch viel unheimlicher.
Tim Svart ist kein Freund
langer Beschreibungen und trotzdem gelingt es ihm mit seinem Schreibstil Bilder
im Kopf der Leser entstehen zu lassen. Das ist eine ganz besondere Kunst, die nur
wenige Autoren beherrschen. Es war schon sehr unheimlich durch das verlassene „Nimmerland“
zu laufen, Kinderstimmen zu hören und nicht zu wissen, was einen erwartet. Die
Spannung ist sehr hoch und ich habe das Buch in einem Rutsch ausgelesen.
Eigentlich mag ich es nicht so sehr im Auto zu lesen, aber ich musste unbedingt
wissen wie es weiter geht, so dass ich alles in Kauf genommen hätte um
möglichst schnell zum Ende zu kommen.
Meiner Meinung nach hätte
der Autor aus diesem Stoff auch eine wesentlich längere Geschichte machen
können. Genug Potenzial ist vorhanden. Als Novelle ist sie ziemlich kompensiert
so dass es wirklich Schlag auf Schlag geht. Man steht praktisch die ganze Zeit
unter Hochspannung. Die Figur der Stephanie empfand ich als sehr authentisch.
Ich konnte mich wunderbar in sie hineinversetzen. Was gibt es für eine Mutter
schlimmeres, als ihr Kind zu verlieren und nicht zu wissen was passiert ist? Ich
vergebe für diese tolle und richtig unheimliche Geschichte 5 von 5 Byrons, den
Favoritenstatus und eine absolute Leseempfehlung für Fans des gepflegten
Grusels.
Lieber Tim Svart, bitte
viel mehr davon.
© Beate Senft
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