Mittwoch, 17. Oktober 2012

Sönke Hansen - Roadkill (Eine Zombie-Novelle)









Der arbeitslose Dave ist ein Loser. Den ganzen Tag hängt er in seiner Wohnung ab und hätte er nicht seinen Freund Jesper, der ihn regelmäßig besucht, hätte er wohl gar keinen Kontakt mehr zur Außenwelt. Als Jesper mal wieder zu Besuch ist klingelt es an der Tür. Dave geht nach unten auf die Straße und steht mitten in der Hölle. Die Menschen sind verrückt geworden, fallen übereinander her und zerfleischen sich. Kurz bevor es Dave und Jesper an den Kragen geht werden sie von einem Trupp Soldaten gerettet, die sie mitnehmen. Eine blutige Reise durch Deutschland beginnt, die das ganze Grauen offenbart. Überall lauern Zombies, es gibt kaum noch ein Entrinnen. Und dann entpuppen sich die Soldaten auch noch als Nazis. Gibt es den Militärstützpunkt In Rügen wirklich? Werden die Freunde dort Hilfe bekommen?

Mit Roadkill ist Sönke Hansen ein temporeicher und spannender Roadtrip gelungen der seinesgleichen sucht. Man wird sofort mitten ins Geschehen geworfen und kommt praktisch nicht mehr zum Luft holen, denn es geht Schlag auf Schlag. Dabei ist diese bedrückende und blutige Story auch noch mit einer Priese schwarzem Humor gewürzt, der mir besonders gut gefallen hat. Ab und zu habe ich mich gefragt wer hier die wahren Monster sind: die Zombies oder diese Nazitypen. Ich denke, dass das vom Autor beabsichtigt war. Man sollte sich auf keinen Fall von den wenigen Seiten in die Irre führen lassen, denn diese Geschichte hat alles was eine gute Novelle ausmacht. Bis hin zum, in meinen Augen, absolut geglücktem Ende, das gar nicht anders hätte sein dürfen. Der Schreibstil des Autors ist locker, flockig und leicht und schnell zu lesen. Die Beschreibungen fallen sehr knapp aus, was mir absolut entgegenkommt, denn mit seitenlangen Landschaftsbeschreibungen kann ich bei einem Horrorroman nichts anfangen.  Von mir gibt es volle 10 von 10 Punkten und eine absolute Leseempfehlung für alle Horrorfreunde mit stabilem Magen. Ich hoffe, wir bekommen noch viel mehr von diesem Autor zu lesen. Mich würde es jedenfalls freuen. 

Ronald Malfi - Die Treppe im See





Der Horrorschriftsteller Travis Glasgow zieht mit seiner Frau Jodie in eine idyllische Kleinstadt in der auch sein älterer Bruder Adam wohnt.  Das Haus war für einen Spottpreis zu haben, denn nachdem der Sohn der  Dentmans  starb, wollten sie es nur noch los haben.  Travis hofft hier mitten in der Natur seine Schreibblockade zu überwinden und mit seiner Vergangenheit abzuschließen, denn er fühlt sich verantwortlich für den Tod seines kleinen Bruders, der damals erst 10 Jahre alt war, als er starb. Der See hinter dem Haus scheint ihn magisch anzuziehen. Hat das etwas mit dem Tod des kleinen Elijahs zu tun, der in diesem See ertrank? Seine Leiche wurde nie gefunden. Und auch mit dem Haus stimmt irgendetwas nicht. In der Nacht hört Travis Schritte von nackten Füßen im Haus, die Kellertür geht auf und zu und Stimmen wispern in der Nacht. Bildet Trevis sich das alles ein oder möchte ihm Elijahs Geist etwas mitteilen?

Der Ich-Erzähler Travis erzählt seine Geschichte und lässt uns so an seiner Gedankenwelt und seinen Gefühlen teil haben. Er leidet unglaublich unter dem Tod seines Bruders Kyle und hatte immer wieder Depressionen und auch einen Nervenzusammenbruch. Hier in der Nähe seines älteren Bruders erhofft er sich, sich wieder mit Adam auszusöhnen, mit dem er vor Jahren im Streit auseinanderging. Wir erleben den Einzug von Trevis und Jolie mit, wir hören in der Nacht die Geräusche im Haus, wir fühlen mit ihm die Kälte und sehen die kleinen Fußabdrücke im Keller. Doch trotzdem habe ich mich nicht gegruselt. Das lag wahrscheinlich daran, dass auch Trevis diese Phänomene ziemlich gelassen hingenommen hat. Er schien auch nie wirklich Angst zu haben und so blieb auch ich als Leser sehr gelassen. Das nimmt aber dem Buch keineswegs die Spannung, denn man liest Seite um Seite um endlich zu erfahren was in diesem Haus passiert ist.

Der Schreibstil von Ronald Malfi ist einfach großartig. Er versteht es in einfachen Sätzen die Personen, die Handlung und die Landschaft vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen zu lassen. Man läuft mit dem Ehepaar Glasgow durch das alte Haus und hört die Holzbohlen knirschen. Das Buch ist wirklich sehr gut gelungen, auch wenn bei mir kein Gänsehautfeeling aufkam. Es punktet mit düsterer Atmosphäre und kommt ganz ohne Literweise Blut und Gedärm aus. Ein absolutes muss für alle Horrorfans. Ich vergebe 9 von 10 Punkten.