Mittwoch, 24. September 2014

Viktor Staudt - Die Geschichte meines Selbstmords und wie ich das Leben wiederfand [Beate]


Wie bewertet man ein Buch, wenn es um ein Leben geht? Wenn das Buch erzählt, wie verzweifelt der Autor sein Leben lang war? Wenn der Autor uns von seinen Ängsten, seinen Panikattacken, ja seiner Angst vor dem Leben erzählt?Ich finde das sehr schwer. Soll man hier den Schreibstil bewerten? Ich denke nicht, dass es wirklich auf den ankommt, auch wenn der Autor hier schonungslos zu Werke ging und auch kein Blatt vor den Mund nahm. Soll man bewerten wie spannend das Buch war? Mit Sicherheit nicht. Aber was dann?

Viktor Staudt ist schon als Kind anders. Seiner Lehrerin fällt auf, dass er niemals lacht. Er ist ein Außenseiter und sich selbst genug. Seine eigene Welt ist ab einem gewissen Zeitpunkt immer nur schwarz/weiß. Die Farbe ist draußen, bei den Anderen. Für ihn gibt es keine Farben. So geht sein Leben immer weiter. Er beginnt zu stottern, die Schule ist die Hölle für ihn.

Als Erwachsener bekommt er heftige Panikattacken. Besonders wenn er sich mit anderen Menschen treffen soll. Den Mann fürs Leben kennenzulernen ist unmöglich für ihn, weil er ständig vor seinen Attacken davon läuft. Weil er nicht ehrlich ist und alles mit sich selbst abmacht. Fast niemand weiß von seinen Ängsten. Und die, die es wissen, nehmen es nicht ernst. Seine Mutter ist der Meinung er soll sich zusammenreißen, die Ärztin verschreibt ihm Beruhigungsmittel.

Es kommt so weit, dass Viktor nicht mehr weiter machen will. Ganz genau plant er seinen Selbstmord. Wirft sich vor einen Zug und...... wacht ohne Beine wieder auf. Wie schrecklich muss das für ihn gewesen sein? Wie verzweifelt  muss er darauf reagiert haben? Doch endlich bekommt er Hilfe. Es wird eine Borderlinestörung diagnostiziert. Aber sein Leben ist immer noch sehr mühsam. 

"Die Geschichte meines Selbstmords ist ein erschreckendes, ein berührendes Buch, denn wer erwartet, dass nach dem Selbstmordversuch alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, hat sich mächtig geirrt. Viktor kämpft weiter. Er kämpft gegen die vielen Barrieren für Rollstuhlfahrer. Er kämpft gegen die Angst. Er kämpft gegen sein Leben. Aber er hat erkannt, dass er darüber reden muss. Dass er sich anvertrauen muss und dass er sich Hilfe suchen kann. 

Mir hat das Buch sehr zu schaffen gemacht. Aber ich bin froh es gelesen zu haben. Ich vergebe 5 von 5 Byrons und meine Bewunderung für diesen Mann der nie aufhört zu kämpfen. Ich wünsche ihm alles Gute und dass er irgendwann ein glückliches Leben führen kann. Und wir sollten niemals vergessen: Die Menschen in unserem Umfeld die am Stärksten wirken, brauchen oft die meiste Hilfe. Schaut genau hin und lasst euch nicht abwimmeln. Hört genau zu und seid einfach nur da.

© Beate Senft