Freitag, 5. Juni 2015

Slimane Kader - Ocean King Was einer unter Deck erleben kann




Verlag: Droemer
Autor: Slimane Kader
Titel: Ocean King - Was einer unter Deck erleben kann

Seiten: 227 Seiten
ISBN:
978-3426300732

ASIN: B00PJBVNL0
Sprache: Deutsch 
Medium: Brochierte Ausgabe
Genre: Erlebnisse









Slimane Kader träumt von einem Leben jenseits der Tristesse der Pariser Vorstädte. Deshalb heuert er auf der Ocean King, einem Kreuzfahrtriesen, an. Es geht in die Karibik: Auf dem Sonnendeck genießen 6000 Touristen die Aussicht und das Leben – unter Deck schuften 2000 Arbeitskräfte für deren Wohlergehen. Kader beginnt seine Karriere ganz unten als Handlanger. Doch er lernt schnell. Mit einer gehörigen Portion Glück und Unverfrorenheit ergattert er gegen Ende der Reise einen Job, der ihn aufs Sonnendeck bringt. Jetzt ist er der Ocean King! Kaders Erlebnisse sind eine freche, temporeiche und humorvolle Begegnung mit den Auswüchsen des Massentourismus. (Amazon)

Wir sitzen alle im selben Boot – aber die einen auf einem Liegestuhl, die anderen auf der Ruderbank.

Als ich das Buch angeboten bekam, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich hatte schon einiges über Kreuzfahrtschiffe und den Zuständen der unteren Decks gehört und es interessierte mich brennend, was uns Slimane Kader zu diesem Thema zu erzählen hat. 

Das Buch ist in einer sehr flapsigen und direkten Sprache geschrieben. Kader nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht aus, was ihm gerade durch den Kopf geht. Dabei ist er teilweise ziemlich rassistisch und voller Vorurteile. Aber das ist eben seine Art. Nur eins konnte ich wirklich nicht gut heißen. Er nannte ein an Trisomie 21 erkranktes Kind ständig Mongo. Da hab ich leider kein Verständnis für und das hat mich wirklich geärgert.  Die Passagiere sind für ihn nur Fatties mit Crocs. Er ist voller Verachtung für sie und alle anderen Menschen um ihn herum. Wenn er so im wirklichen Leben ist, wundert es mich überhaupt nicht, dass er keine Freunde hat.

Das Buch liest sich super und ich hatte es sehr schnell durch. Ich hätte gerne noch viel mehr über die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff gelesen und das Buch war keine einzige Sekunde langweilig. Die Seiten flogen regelrecht dahin und ich wechselte ständig zwischen Lachen und ungläubigem Kopfschütteln. Kader ist absolut respektlos und hält sich selbst für den Nabel der Welt.

Wam, so nennt sich der Autor, heuert auf dem Kreuzfahrschiff an und weil er sich gleich mal daneben benimmt, wird er nicht als Hilfskellner, sonder als Joker eingestellt. Er muss überall einspringen wo Not am Mann ist und fängt wirklich gaaaanz unten als Swiffer an. Aber nach und nach arbeitet er sich nach oben. Geschlafen wird in winzigen Kabinen und zwar nicht alleine, sondern zu viert. Es sind unzumutbare Zustände. Gearbeitet wird 10 bis 15 Stunden am Tag und im Schichtbetrieb. Darum reichen auch die Minikabinen, da man nach der Arbeit sowieso ins Koma fällt. Den Passagieren soll es an nichts fehlen und damit alles reibungslos läuft, muss auch die niedrigste Arbeit perfekt ausgeführt werden. Die Meisten der Angestellten sehen nie das Sonnenlicht, weil sie immer im Bauch des Schiffes arbeiten.Unvorstellbar finde ich das. Während oben die Leute eine ständige Party feiern, schuften die Angestellten wie Sklaven.

Ich kann das Buch wirklich nur jedem empfehlen. Obwohl ich manchmal richtig sauer auf Wam war, habe ich mich doch sehr gut unterhalten. Darum vergebe ich für "Ocean King" 4 von 5 Byrons und werde meine Augen nach weiteren Büchern des Autors offen halten. Mal sehen, was er sich noch so einfallen lässt. 

© Beate Senft