Sonntag, 30. November 2014

Tim Svart - Damenopfer [Beate]



Eine tote Frau wird gefunden und Hauptkommissar Karrenberg, genannt Karre und sein Team bekommen den Fall übertragen. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie auch auf einen Programmierer. Hat er etwas mit der Leiche zu tun? Hatte er überhaupt die Möglichkeit, die junge Frau zu töten? Oder ist der Täter doch eher bei ihren Bekannten zu suchen? Und dann gibt es eine zweite Tote und der Fall wird immer undurchsichtiger.

„Damenopfer“ ist der erste Krimi des Autors Tim Svart, der bisher im Horrorgenre unterwegs war. Und ich muss sagen, Krimi kann er genauso gut. Ich bin wirklich richtig begeistert. Nicht nur von dem tollen Plot und den gut ausgearbeiteten Charakteren, sondern auch vom tollen Schreibstil, den ich schon von den Horrorgeschichten kenne.

Tim Svart hat sehr viel Wert auf seine Ermittler gelegt und das merkt man auch richtig. Karre ist ein toller Chef, der sehr menschlich rüberkommt, obwohl er zur Zeit große Sorgen hat. Und endlich mal einer, der seine Sorgen und Ängste nicht im Suff betäubt. Davon gibt es wirklich schon mehr als genug.

Viktoria stammt aus einem Adelsgeschlecht, kann aber mit diesem ganzen Getue nichts anfangen und sucht lieber Mörder. Sie war mir sofort sympathisch. Eine Frau, mit der man Pferde stehlen kann. Und auch der Kollege Karim ist ein toller Kerl. Das Trio arbeitet super zusammen und ergänzt sich prima.

Die Mordfälle waren sehr spannend. Ich habe zwar manches geahnt, aber am Ende war ich doch wieder total auf dem Holzweg. Ganz ehrlich? Ich kann es kaum erwarten mehr von Karre und seinem Team zu lesen und hoffe sehr, dass es nicht zu lange dauert, bis wir wieder an den Ermittlungen teilhaben dürfen. Darum vergebe ich 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine absolute Leseempfehlung für alle Krimifreunde.  Und es kommt wirklich sehr selten vor, dass ein Krimi die volle Punktzahl bekommt. Also los, kauft das Buch!!! Ihr werdet es sicherlich nicht bereuen. 

© Beate Senft

                       

Lauren Oliver - Panic Wer Angst hat, ist raus [Beate]



Die Stadt Carp ist eine arme Stadt und viele sind froh, sie nach der Schule verlassen zu können. Vielleicht ist das auch der Grund, warum so viele aus der Abschlussklasse an dem Spiel PANIC teilnehmen, obwohl es so gefährlich ist. Das Preisgeld für den Gewinner ist einfach zu verlockend. Heather hatte nie einen Gedanken daran verschwendet an diesem Spiel teilzunehmen, doch dann ändert sich alles. Auch ihre Freundin Nat ist dabei. Ebenso wie Dodge, für den schon immer klar war, dass er das Spiel gewinnen muss, denn es gibt noch andere Gründe als das Geld. Nur Heathers bester Freund Bishop bleibt vernünftig. Und dann geht es los und jeder gibt sein Bestes, denn wer Angst hat, ist raus. 

Der Klappentext machte mir sofort klar, dass ich dieses Jugendbuch lesen muss. Umso mehr freute ich mich, als ich es vom Carlsen-Verlag als Leseexemplar  bekam.  Und ich würde nicht enttäuscht. Das Spiel gestaltete sich zwar etwas anders als erwartet, aber es zog mich voll in seinen Bann. 

"Unter ihr war ein blendendes Licht, die Art Licht, die man wohl im Sterben sieht. Die ganzen Leute da unten waren mit den Schatten verschmolzen und einen Augenblick fürchtete Heather, tatsächlich gestorben zu sein und ganz alleine auf einer winzigen, glatten Oberfläche zu stehen, einen endlosen Abgrund in der Dunkelheit zu beiden Seiten." (Seite 45)

Heather lebt mit ihrer kleinen Schwester und ihrer Mutter in einem Wohnwagenpark. Ein tolles Leben führen sie nicht mit den wechselnden Freunden ihrer Mutter, eingepfercht in die Enge des Wohnwagens. Ganz anderes als ihre Freundin Nat, die mit ihrer Familie in einem schönen Haus lebt. Und trotzdem funktioniert diese Freundschaft. Und genau darum geht es auch in diesem Roman. An erster Stelle steht die Freundschaft. Die Freundschaft zwischen den beiden Mädels, die zwischen Heather und Bishop und die zwischen den Dreien und Dodge.
Und dazu kommt dann noch die Spannung des Spiels. Was müssen die Freunde dieses mal für eine Aufgabe erfüllen? Werden sie es schaffen? Wird jemandem etwas passieren? Die Aufgaben sind alle sehr gefährlich und ich war oft geschockt, auf was sich die Teilnehmer alles einließen. 

"Es war die letzte explosive Machtdemonstration des Sommers, die Linie im Sand, ein verzweifelter Versuch, den Herbst für immer fernzuhalten. Aber der Herbst knabberte bereits mit den Zähnen des blauen Himmel an, biss Stücke der Sonne ab, verwischte den dichten Schleier aus Fleischgeruch und Rauch. Er kam näher. Er würde sich nicht mehr viel länger abhalten lassen." (Seite 335)

Dazu kommt noch der tolle Schreibstil und die verschiedenen Charaktere, in die ich mich sehr gut hinein versetzen konnte. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich alles liegen und stehen ließ, nur um dieses Buch schnellstmöglich lesen zu können. Ich hätte es nicht ertragen nochmal eine Nacht schlafen zu müssen, bis ich zum Ende kam und legte das Buch erst aus der Hand, als es gelesen war. Das war um 2 Uhr morgens. Zum Glück an einem Sonntag.

Ich vergebe für dieses tolle Jugendbuch 5 von 5 Byrons, den Fovoritenstatus und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die gerne spannende und gut geschriebene Jugendbücher lesen. Lasst euch entführen in das Leben in Carp und zu PANIC. Es wird euch gefallen.

© Beate Senft    




               

Donnerstag, 27. November 2014

Thomas Finn - Aquarius [Beate]




Der Berufstaucher Jens Ahrens und sein Kollege sind dabei Ladung aus einem gesunkenen Schiff zu bergen, als eine Seemine explodiert. Unerklärlicher weise erwacht Jens am Strand von Egirholm. Wie kam er so schnell hier her? Und wie konnte er überhaupt diese Explosion überleben? Als eine Frau auf ihn zukommt, erhofft er sich Hilfe, wird aber mit einem Spaten niedergeschlagen. Irgendwann erwacht er vollkommen benebelt und gefesselt in einem Keller, zusammen mit anderen gefangenen Männern. Mit viel Glück kann er sich befreien und flieht um Hilfe zu holen. Aber das sind nicht die einzigen seltsamen Geschehnisse in der kleinen Küstenstadt: eine Polizistin ertrinkt in einer Telefonzelle nachdem sie ihre Waffe leer geschossen hatte, Menschen ertrinken in ihrer Wohnung und eine Leiche wird in der Kanalisation gefunden Gemeinsam mit der Polizistin Meike Ehlers versucht Jens herauszufinden was hier vor sich geht und sie kommen seltsamen Dingen auf die Spur.

"Aquarius" ist ein Roman, der auch als Film sehr gut funktionieren würde. Spannend, rasant, tolle Actionszenen, klasse Hauptcharaktere, fiese Bösewichte und eine gute Portion Mystik. Das alles vereint der Autor in seiner Geschichte, die mich atemlos durch die Seiten fliegen ließ. Jens und Meike waren mir sofort sympathisch und ich verfolgte sehr gerne ihre Ermittlungen. Aber das i-Tüpfelchen der Geschichte waren auf jeden Fall die Mystischen Elemente. Es geht um Sagen und Legenden und die untergegangene Stadt Rungholt, seltsamen Meerwesen und fiese Wissenschaftler.

Thomas Finn ist hier ein richtig guter Mysterie-Thriller gelungen und ich werde wohl bald wieder nach einem Buch von ihm greifen, denn "Aquarius" war das erste Buch, das ich von dem Autor gelesen habe. Alleine schon der flüssige und bildhafte Schreibstil hat mich total gepackt. Das kleine Fischerdorf stand mir vor Augen und ich fühlte mich wie ein direkter Beobachter, der mit den Charakteren ermittelt und ihnen zur Seite steht.

Ich kann gar nicht anders, als für dieses Buch 5 von 5 Byrons und eine absolute Leseempfehlung zu vergeben. Wenn  ihr euch auf einen Mysterie-Thriller einstellen könnt und euch nicht daran stört, dass hier auch unmögliche Dinge passieren, dann solltet ihr schnellstens zu diesem Buch greifen. Es ist der Knaller.

© Beate Senft                  

Dienstag, 25. November 2014

Isabell Schmitt-Egner / Oliver Susami - Nachtangst [Beate]



"Nachtangst" ist eine tolle Sammlung von Kurzgeschichten mit dem gewissen etwas. Ich habe schon einige Bücher der beiden Autoren gelesen, so dass ich sofort zu dem eBook griff, als davon erfuhr, denn bei Beiden kann man wirklich nichts verkehrt machen. Und ich wurde mit 8 ganz unterschiedlichen Geschichten belohnt, die für jeden Geschmack etwas zu bieten haben.

Der Hinker und wir:
2 Brüder, 8 und 9 Jahre alt, ziehen mit ihren Eltern aufs Land. Ihr Vater hat ein Häuschen am Rande des Dorfes gekauft und es gibt nur noch ein  Haus, das noch weiter abseits steht. Dort wohnt eine ältere Frau mit ihrem behinderten Sohn, den die Kinder den "Hinker" nennen, weil er so komisch geht. Um dazu zu gehören lachen auch die beiden Brüder über den armen Jungen und dann geschieht etwas schreckliches.
Eine tolle Geschichte, die mir viel Spaß gemacht hat. Sie kommt sehr authentisch rüber und könnte so in wohl jedem Dorf zu dieser Zeit passiert sein.

Wasserkalb:
Die Tierärztin Nadja will in einem kleinen Dorf eine eigene Tierarztpraxis eröffnen. Als sie bei einem Bauern eine trächtige Kuh bemerkt, die sich seltsam verhält, bietet sie ihm an, die Kuh kostenlos zu betreuen und dem Kälbchen auf die Welt zu helfen. Doch der Bauer verbietet es ihr und im Dorf kommen Nadja Gerüchte über einen Fluch zu Ohren. Doch so eine moderne und junge Frau glaubt doch nicht an Flüche.
Klasse, klasse, klasse. Ich fühlte mich mitten im Dorf mit seinen skurrilen Bewohnern.

Suzukis große Liebe:
Oliver Susamis Nachbar ist ein immer schicker und sehr gepflegter Japaner. Eines Tages trifft er ihn auf der Straße und Herr Suzuki sieht einfach schrecklich aus. Als Oliver ihn nach dem Grund befragt, erzählt er ihm eine seltsame Geschichte. Kann Oliver ihm helfen.
Ein guter Trick den eigenen Namen in die Geschichte einzubauen, die so absolut echt wirkt. Es gibt da eine Person, die mich öfter mal lachen ließ. Sollte man unbedingt lesen.

Der Wanderzirkus:
Hannes und sein Bruder Michael haben, genau wie ihre Mutter, sehr unter dem gewalttätigen Vater zu leiden. Wie sollen sie sich nur vor ihm schützen? Doch dann kommt der Wanderzirkus in ihr Dorf und vielleicht hat er ihnen ja Hilfe mitgebracht.
Eine tolle Geschichte mit einer phantastischen Atmosphäre. Ich liebe sie.

Vater tut dir nichts mehr:
Vallie kommt zur Beerdigung ihres Vaters in ihre Geburtsstadt zurück. Gemeinsam mit ihrem Bruder wohnt sie in ihrem Elternhaus, bis alle Formalitäten erledigt sind. Doch da geschehen seltsame Dinge......
Ich hätte nicht mit Vallie tauschen mögen. Ich konnte den Reader erst aus der Hand legen, als die Geschichte zu Ende war.

Das Haus meiner Oma:
Hier erzählt Isabell was sie im Haus ihrer Oma für Empfindungen hatte. Ich fand das sehr gelungen weil ich auch schon immer der Meinung bin, dass jedes Haus seine eigene Atmosphäre hat.

Fleisch in der Wanne:
Die reiche Martha Silverstein kann sich mit dem älter werden nicht abfinden. Darum erpresst sie ihren Hautarzt etwas für sie zu tun. Der hat auch eine Idee und was dann folgt ist das wahre Grauen.
Eine leicht eklige Geschichte, die mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich könnte nicht behaupten, dass mir Martha auch nur ein klein wenig leid getan hätte.

Jonas:
Katja und Thomas werden Eltern, obwohl Katja immer gewissenhaft verhütet hat. Schon in der Schwangerschaft musste Katja alles aufgeben was ihr wichtig war. Und als Jonas dann da ist, kann Katja ihn einfach nicht lieben. Sie spürt eine starke Abneigung gegen ihr Kind.  Leidet sie unter einer Schwangerschaftsdepression? Wird sich mit der Zeit alles finden?
Das war meine absolute Lieblingsgeschichte. Auch hier war ich so gefangen, dass ich nicht aufhören konnte zu lesen, bis ich die Geschichte beendet hatte. Ganz großes Kino.

Als ich mit dem Lesen dieses Buches begann, entdeckte ich zufällig bei Lovelybooks eine Leserunde dazu, die von Isabell begleitet wurde und schloss mich spontan an. Und das war auch gut so, denn da bekam ich interessante Hintergrundinformationen, die die Geschichten noch interessanter für mich machten. Vielen Dank liebe Isabell, dass ich an deinem Wissen und deinen Gedanken teilhaben durfte.

Ich kann euch die Sammlung nur ans Herz legen, denn da findet sich für jeden Geschmack etwas und die Geschichten sind allesamt sehr interessant und auch spannend. Darum vergebe ich auch 5 von 5 Byrons und freue mich auf mehr von den beiden Autoren. Das eBook war ein wahrer Glücksgriff für mich, mag ich doch solche eher leisen Geschichten mit dem  hintergründigen und leisen Grauen.

© Beate Senft                              





Samstag, 22. November 2014

Steffen Jacobson - Trophäe [Beate]



Elisabeth Caspersen, die Erbin eines großen Industrie-Imperiums , findet nach dem Tod ihres Vaters, eine CD in seinem privaten Tresor. Als sie sich den Film darauf ansieht ist sie total geschockt. Er zeigt wie eine Horde von Jägern einen Mann zur Strecke bringen und töten. Bei einem der Männer ist sie sich sicher, ihren Vater zu erkennen. Sie heuert den exklusiven Privatdetektiv Michael Sander an, der sich auf schwierige Fälle spezialisiert hat und nur durch Mundpropaganda gefunden werden kann. Der Ex-Soldat und Ex-Polizist nimmt den Fall an und kommt einem gefährlichen Gegner auf die Spur.

Was für ein Buch. Von der ersten Seite war ich von der Handlung gefangen. Gleich zu Beginn muss der Leser sich mit einer Jagd auf Menschen auseinandersetzen. Und auch wenn sie nicht besonders lang ist, hat sie mich ganz schön mitgenommen. Wie muss es dann erst Elisabeth Casparsen gegangen sein, die sich völlig unvorbereitet diesen Film ansieht und darauf auch noch ihren Vater zu erkennen glaubt? Sie ist so geschockt, dass sie Michael Sander engagiert um herauszufinden ob ihr Vater wirklich daran beteiligt war, wer das Opfer ist  und ob es Hinterbliebene gibt, denen sie unter die Arme greifen kann.

Michael Sander kam mir vor wie ein kleiner MacGyver. Er bastelte zwar keine Bomben aus Kaugummipapier und Büroklammern, aber er ist total taff und hat es echt drauf. Außerdem war er mir sehr sympathisch. Aber das Buch handelt auch von der Polizeikommissarin Lene, die in einem Fall von Selbstmord eines hochdekorierten Ex-Militärs ermittelt, der vielleicht doch ein Mord war. 

Der Autor hat hier wirklich ein tolles Buch geschrieben. Einen intelligenten Thriller, der nicht nur brutal, sondern auch gefühlvoll und teilweise sogar humorvoll daher kommt. Diese Abwechslung hat mir sehr gut gefallen. Die Spannung blieb konstant hoch und sorgte dafür, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Die Ermittlungsarbeit von Sander war sehr abwechslungsreich und interessant. "Trophäe" ist ein rundum gelungenes Buch für das ich sehr gerne 5 von 5 Byrons und eine absolute Leseempfehlung vergebe. Ich wünsche allen interessierten Lesern ganz viel Spaß mit dieser knallharten Geschichte. 

© Beate Senft                    

Mittwoch, 19. November 2014

Tom Perrotta - Die Verlassenen - The Leftovers [Beate]


Am 14. Oktober geschieht etwas unfassbares: 2% der Weltbevölkerung haben sich einfach in Luft aufgelöst. Sie sind von einem Moment auf den anderen verschwunden. Wo sind sie hin? Ist das die Erweckung von der die Bibel spricht? Aber warum wurden dann auch so viele schlechte Menschen entrückt und so viele Gute mussten hier bleiben? Wie gehen die Zurückgebliebenen damit um? Was passiert nach der Entrückung? Diesem Thema geht der Autor Tom Perrotta auf den Grund. Und ich finde, das hat er wirklich gut gemacht.

Der Fokus der Geschichte liegt auf der amerikanischen Kleinstadt Mapleton und dort hauptsächlichen auf den Familien Garvey und Durst. Nora Durst hat alles verloren was ihr wichtig war: Ihren Mann und ihre beiden süßen Kinder. Sie leidet schrecklich und weiß nicht, wie sie ihr Leben einfach so weiterleben soll. Sie sehnt sich so nach ihren Kindern, dass sie bald den Verstand verliert. 

Kevin Garvey hatte eigentlich großen Glück, denn seine Familie blieb verschont. Zuerst einmal. Doch schon bald schloss sich seine Frau einer der obskuren Sekten an, die nach dem "plötzlichen Fortgang", wie die Erweckung genannt wird, wie Pilze aus dem Boden schießen. Die Sekte nennt sich "der schuldige Rest". Die Mitglieder tragen nur weiß, legen ein Schweigegelübde ab und müssen in der Öffentlichkeit immer rauchen. Ähhh ja.... Das Rauchen soll zeigen, dass sie jederzeit Gott ein Opfer bringen. Klar, für einen Kettenraucher ist das ein besonders schweres Opfer. Ich musste echt lachen. 

Kevis Sohn Tom bricht das Studium ab und schließt sich dem Propheten Holy Wayne und dessen Bewegung der heilenden Umarmung an. Toms Schwester Jill schließlich, droht am Weggang der Mutter zu zerbrechen. Wie kann ihr eine Sekte wichtiger sein, als ihre Familie? Wie kann sie das große Glück, niemanden verloren zu haben, einfach so mit Füßen treten? Jill fängt an die Schule zu schwänzen, sucht sich neue Freunde und rutsch immer weiter ab. Kevin versucht verzweifelt für seine Tochter dazu sein, aber er scheitert kläglich.

Ich finde es schon ziemlich realistisch was der Autor hier aufgezeigt hat und bin mir sicher, dass nach so einem plötzlichen Fortgang wirklich sehr viele Sekten auftauchen würden. Es gibt auch noch die Barfüßler, deren Sinn es ist, Party zu feiern, Gras zu rauchen und Orgien zu veranstalten. Um erkannt zu werden, malen sich die Mitglieder eine Zielscheibe auf die Stirn und sie waschen sich nicht, weil ja bekanntlich wahre Schönheit aus dem Innern kommt. Wems gefällt..... 

Oft habe ich darüber nachgedacht wie ich wohl reagieren würde, wenn plötzlich meine ganze Familie weg wäre und ich alleine noch übrig. Könnte ich das verkraften? Einfach so weiter machen wie bisher? Würde ich auch Trost in einer der Sekten suchen?

Der Schreibstil des Autors rundet das ganze ab und machte es zu einem sehr außergewöhnlichen Buch. Nur ein Punkt hat mich gestört: es blieben einfach zu viele Fragen offen. Ich vergebe daher 4 von 5 Byrons und bin wirklich froh, dieses Buch gelesen zu haben. Es wurde übrigens verfilmt und die Serie "The Leftovers" soll auf Sky laufen. Falls ich sie  entdecke, werde ich bestimmt mal rein schauen.

© Beate Senft                   


Samstag, 15. November 2014

Bravely Default [Nicolai]

„Technische“ Informationen

Bravely Default ist ein Spiel für den Nintendo 3DS.  Es ist ein JRPG, vom Ton und Gameplay basierend auf klassischen JRPGs wie z.B. den Final Fantasy Spielen für die SNES.
Entwickelt wurde Bravely Default von Silicon Studio. Der Herausgeber ist Square Enix, die Macher der zuvor erwähnten Final Fantasy Reihe.
Das Erscheinungsdatum ist Dezember 2013.
Dieses Spiel ist ein spiritueller Nachfolger von „Final Fantasy: The Four Heroes of Light“ für den Nintendo DS. Da ich das Spiel nicht gespielt habe, kann ich leider nicht darauf eingehen, wie die beiden Spiele sich zusammen vergleichen lassen. Dennoch bin ich überzeugt, dass Fans von The Four Heroes of Light auch Bravely Default mögen werden.

Handlung


Die vier Mutigen… Standards? (von links nach rechts): Ringabel, Edea, Agnés und Tiz
Großes Unheil lauert über der Welt Luxendarc. Die vier elementaren Kristalle verlieren ihren Schein und verfallen der Dunkelheit, was die Elemente außer Kontrolle bringt. Die Winde stoppen. Flüsse und gar Meere kippen. Vulkane speien Lava. Sogar ein gesamtes Dorf wird von der Erde verschluckt, wobei nur ein riesiges, klaffendes Loch zurückbleibt.
Tiz, der einzige Überlebende des verschlungenen Dorfes Norende, kehrt zu seiner ehemaligen Heimat zurück, um sich selbst zu überzeugen, dass er die Katastrophe nicht nur erträumt hat. Doch muss er feststellen, dass seine Erinnerung ihn nicht trügt.
Bei der Schlucht angekommen, trifft Tiz auf die Vestalin des Windes, Agnes. Nun, da die Kristalle Chaos auf der gesamten Welt verursachen, hat sie sich zur Aufgabe gemacht, die Kristalle wieder in ihren Normalzustand zurückzuversetzen. Damit würde auch, so laut der Kristall-Fee Airy, welche Agnes begleitet, der Abgrund, der Norende verschluckt hat, wieder verschwinden und das Dorf zurückkehren.
Um seine Heimat zu retten, beschließt Tiz, Agnes bei ihrer Aufgabe zu helfen.
Diese Entscheidung kommt keinen Augenblick zu früh, denn noch bevor die beiden den Anblick von der Schlucht lösen, werden sie von Eternischen Streitkräften attackiert, die es darauf abgesehen haben, Agnes vor dem Wiederherstellen der Kristalle abzubringen – koste es, was es wolle.
Nach einer erfolgreichen Flucht treffen die Helden auf (den mysteriösen) Ringabel. Neben der Tatsache, dass er ein unverbesserlicher Frauenheld ist, kann er sich aufgrund von Amnesie an nichts mehr erinnern, was vor dem Verfall der Kristalle liegt; nicht einmal an seinen richtigen Namen. Jedoch, als ob das Schicksal seinen Gedächtnisverlust ausgleichen wollte, ist Ringabel in Besitz von „D’s Tagebuch“ – einem Buch, das seine Zukunft, und auch die von Tiz und Agnes, voraussagt.
Ringabel tritt der Gruppe bei, weil er sich erhofft, die Liebe seines Lebens zu treffen, wenn er mit Tiz reist. So hieße es zumindest in D’s Tagebuch.
Und diesen jemand treffen sie schon kurze Zeit später.
Edea, eine Kriegerin der Eternischen Armee, ist außer Rand und Band wegen der Ruchlosigkeit ihres Vorgesetzten. Nicht nur setzt er das Leben unschuldiger Menschen aufs Spiel, als er eine Stadt in Brand steckt, um an die Vestalin zu kommen, sondern opfert er auch seine eigenen Männer aus dem gleichen Grund. Kurzerhand beschließt Edea darauf, die Eternische Armee zu hintergehen und tritt der Heldengruppe bei.
Zusammen machen die vier (plus die Kristall-Fee Airy) sich auf den Weg, die Kristalle wiederherzustellen und die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Dabei treffen sie auf so manche üble Person, der sie Einhalt gebieten müssen.

Das Szenario wurde von Naotaka Hayashi geschrieben, wen manche Anime-Fans vielleicht als den Scheiber von Steins;Gate kennen. Genauso wie dieser Anime enttäuscht das Spiel mit seiner Handlung nicht im Geringsten.

Zu Beginn des Spiels ist die Handlung noch sehr einfach und erinnert an die alten Final Fantasy Spiele. Vier junge Helden ziehen in die Welt, um die elementaren Kristalle zu beschützen oder wiederherzustellen. Doch auch wenn diese Prämisse simpel ist, so ist die gesamte Handlung alles andere als langweilig. Es gibt sehr viel Interaktion zwischen den vier Hauptcharakteren, und jeder von den vier Charakteren hat eine einzigartige Persönlichkeit. Auch von so ziemlich jedem Boss-Charakter lernt man etwas von seiner Persönlichkeit und seiner Hintergrundgeschichte, womit die Gegner nicht einfach nur so wirken, als seien sie da, um einen schweren Kampf zu bieten, sondern dass sie tatsächlich ein wichtiger Teil der Geschichte und der Welt, in der sie leben, sind.

Als ich das Spiel angefangen habe und von D’s Tagebuch hörte, das die Zukunft voraussagen soll, hatte ich schon befürchtet, dass die Geschichte des Spiels zu einer Prophezeiungs-geleiteten Handlung abdriften würde, in welcher alles schon genau vorgeschrieben ist und die Charaktere nur nach der Prophezeiung handeln würden.
Dies ist glücklicherweise nicht der Fall in Bravely Default. Nur zu wenigen Situationen wird die Voraussage von D’s Tagebuch in die Handlung miteinbezogen, und selbst dann ist es oftmals eine logische Entscheidung, welche die Charaktere wahrscheinlich auch ohne das Tagebuch getroffen hätten.
Zudem kann der Spieler selbst zu jeder Zeit D’s Tagebuch von Anfang bis Ende durchlesen. Die Einträge sind so vage, dass sie einem nichts über die Zukunft verraten. Doch wenn man über schon vergangene Ereignisse liest, werden einem so manche Einträge um einiges klarer. Ich würde jedem, der das Spiel spielt, empfehlen, irgendwann einmal sich die Zeit zu nehmen und D’s Tagebuch zu lesen, da es auch wirklich sehr interessant geschrieben ist.

Gameplay

Nehmt euch in Acht vor der Kraft der Zwerge!
Bravely Default spielt sich wie ein klassisches JRPG: Es gibt eine kleine Welt zu erkunden, einige Nebenmissionen und optionale Dungeons, falls man extra Boni bekommen möchte (hauptsächlich neue Jobklassen, also sehr empfehlenswert), Monster zu besiegen, ein Levelup System, und ein traditionelles, rundenbasiertes Kampfsystem. Jedoch besitzt das Kampfsystem eine besondere Mechanik: Das Brave-System.
Dieses erlaubt einem Charakter, bis zu vier Angriffe in einer Runde durchzuführen, indem man Brave-Punkte ausgibt. Sind die Brave-Punkte im negativen Bereich, setzt man die nächsten Runden aus, bis man wieder bei null angelangt ist.
Im Gegensatz dazu kann man durch Verteidigen (oder Default-en) Brave-Punkte bis zu einer Grenze aufbauen, um mehrere Angriffe hintereinander auszuführen, ohne danach schutzlos dem Gegner überlassen zu sein.
Dieses Brave/ Default System mag zunächst klein erscheinen, doch wirkt sie sich stark auf das Spielprinzip und die möglichen Taktiken in Kämpfen aus. Es ist definitiv Wert, sich mit dieser Mechanik auseinanderzusetzen und zu experimentieren, wann man am besten Brave-Punkte aufbaut oder sie auf den Gegner regnen lässt.
Zudem ist dieses System eines der wenigen, in der Verteidigen tatsächlich einen Sinn hat. Es gibt zu viele RPGs, in denen der Verteidigung Knopf nur zur Zierde da sitzt, weil es einfach effektiver ist, anzugreifen als zu verteidigen. Nicht so in diesem Spiel.

Neben dem Brave/Default-System gibt es auch noch eine Vielzahl an Jobklassen (wie die üblichen Ritter, Weißmagier, Schwarzmagier, Mönch und viele andere), jede mit verschiedenen aktiven Fähigkeiten, die im Kampf eingesetzt werden können, und passiven Fähigkeiten, die, sofern zugelassen, ausgerüstet werden und dem Spieler verschiedene Boni bringen können.
Diese Fähigkeiten können über Job-Levelups erlernt werden, was es einem vereinfacht, sich mit dem Klassen und deren Fähigkeiten vertraut zu machen.
Auch hier gilt es wieder: Experimentierfreudigkeit ist gefragt. Und mit den richtigen Kombinationen an Jobklassen kann man richtig furchteinflößende Gruppen gestalten, die so jeden Boss in die Flucht treiben (im übertragenen Sinne).

Jedoch gibt es ein kleines Problem mit dem Jobsystem: Durch die übergroße Anzahl an Jobklassen und die Tatsache, dass die Statuswerte der Charaktere stark durch das Level der ausgewählten Jobklasse beeinflusst werden, kann das Wechseln in eine nicht-aufgelevelte Jobklasse tödlich enden. Glücklicherweise kann man in der zweiten Hälfte des Spiels recht schnell Joblevel gewinnen, wodurch dieses Problem etwas abgemindert wird.

Bravely Default besitzt eine Vielzahl Möglichkeiten, das Spiel einfacher oder schwerer zu machen, um eine große Menge von Spielern anzusprechen.
Nicht nur gibt es drei Schwierigkeitsstufen, sondern kann man auch die Random-Encounter-Rate (Zufällige-Kampf-Rate) erhöhen oder verringern (falls man sich unter- bzw. überfordert fühlt), oder seine Kampfgewinnboni (EXP (Erfahrung), JP (Jobklassenpunkte) und PG (Geld)) ausschalten, wenn man eine wirkliche Herausforderung sucht. All diese Optionen können zu jeder Zeit während des Spiels umgeändert werden. Sollte man also am Anfang des Spiels seine Fähigkeiten über- oder unterschätzt haben, muss man das Spiel nicht neu starten, um das Spiel an seine Fähigkeiten anzupassen.

Neben den ganzen genannten Spielmechaniken gibt es noch etliche Details, auf die ich hier nicht genauer eingehen werde. Irgendwann soll die Rezension ja auch enden. ;)

Grafik

Ja, das ist ein betretbarer Ort im Spiel
Die Grafik des Spiels ist eine Mischung aus simplem Charme und hohem Detail.
Die Charaktere sind recht simpel gehalten und besitzen Proportionen, die einen stark an die Grafik von Charakteren aus den alten 16-Bit wie z.B. Final Fantasy 4 - 6  erinnern.
Städte und besondere Orte jedoch besitzen einen hohen Grad an Detail und sind (oder wirken zumindest wie) handgezeichnet und sehr schön anzuschauen.
Dungeons jedoch sind recht monoton von der Grafik her, besitzen aber zumindest ein gutes Level Design.
Wer Wert auf die 3D-Funktion des 3DS‘ legt, wird hier leider enttäuscht werden. Zwar ist das 3D nicht schlecht und bringt keine Kopfschmerzen hervor, jedoch verleiht das 3D dem Spiel kein besseres Spielvergnügen.

Musik

Revo (von Sound Horizon) als Gastkostüm in Bravely Default
Die Musik in Bravely Default wurde von Linked Horizon (einer Untergruppe von Sound Horizon) komponiert und gespielt. Anime Fans kennen diese Gruppe vielleicht durch die Openinglieder des Anime "Shingeki no Kyojin ~ Attack on Titan".
Vor Bravely Default habe ich noch nie etwas von dieser Gruppe gehört, doch durch den Soundtrack in diesem Spiel kann ich zweifelsfrei sagen, dass ich ein Fan dieser Gruppe geworden bin.
Der Soundtrack ist einfach nur spitze. Mehr kann ich dazu nicht sagen; Musik sollte man lieber selbst hören, anstatt sie zu beschreiben.
http://youtu.be/sk-9ihcy2R8
(Passt auf, Spoiler in den Kommentaren)

Der Soundtrack hat nur ein Problem: er ist zu kurz. Er besteht aus rund 2h:30min Liedern, bei einem 80h+ Spiel. Da können besonders häufig vorkommende Lieder (wie das Standard-Höhlen-Erforschungs-Lied oder auch zum Teil das Standard-Kampf-Lied) leicht monoton werden. Nichtsdestotrotz ist der Soundtrack einer der besten Videospielsoundtracks, die ich bisher gehört habe (und das, obwohl Bravely Default "nur" ein Handheld-Spiel ist).

Fazit

Ihr werdet anfangen, euch vor dieser Szene zu fürchten. Glaubt mir.
Dieses Spiel ist ein Muss für jeden Fan von klassischen JRPGs.
Mit einer guten Handlung, einem hervorragendem Soundtrack, dem Charme der Klassiker und einem tollen Spielsystem, wer kann da „Nein“ zu so einem Spiel sagen?

Leider ist die zweite Hälfte (oder zumindest das dritte Viertel) etwas schwach und eintönig, jedoch kann man schnell dort durch, wenn man alle Nebenmissionen ignoriert (und es gibt eine riesige Menge davon) und die Kampfrate auf 0% stellt.

Für die Leute, die von Bravely Default nicht genug bekommen können: es ist derzeit eine Fortsetzung in Produktion, genannt „Bravely Second“. Jedoch ist bisher noch kein Erscheinungsdatum bekannt.
Auch existiert ein Bravely Default Browser Spiel. Da ich kein Fan von Browser-Spielen bin, habe ich mir dieses nicht angeschaut, wollte es aber trotzdem hier zur Vollständigkeit erwähnen.

Ich gebe Bravely Default 4.5/5 Kristalle… auch wenn es nur 4 Elemente gibt.
Naja, nennen wir den letzten „Liebe“ und geben ihn an Ma-Ti. :P

http://de.wikipedia.org/wiki/Captain_Planet Stand: 08.11.2014
Danke, Wikipedia.


Donnerstag, 13. November 2014

Pierre Lemaitre - Wir sehen uns dort oben [Beate]




Wir schreiben das Jahr 1917 und befinden uns auf einem Schlachtfeld in Frankreich. In den Schützengräben geht das Gerücht um, dass der Krieg bald zu Ende ist. Klar wollen die Soldaten die es bis hier her geschafft haben nicht mehr ihr Leben riskieren. Doch Leutnant Pradelle sieht das ganz anders. Er will sich noch einmal hervortun und zettelt eine Intrige an. Als der immer melancholisch aussehende Albert dem Leutnant auf die Schliche kommt, kostet ihn das fast das Leben. Dass er überlebt, hat er nur dem jungen Édouard zu verdanken, der ihm in letzter Sekunde das Leben rettet. Aber zu welchem Preis? Aus Dankbarkeit verschafft Albert ihm eine neue Identität und die Beiden bleiben nach dem Krieg zusammen. Immer wieder kreuzen sie den Weg von Leutnant Pradelle und alle treiben sie unlautere Geschäfte....

Ich stehe wieder vor der sehr schwierigen Aufgabe, dieses Buch zu bewerten. Aber wie soll man ein Buch bewerten das vom Krieg erzählt, von der schweren Zeit danach, von den Verletzten oder nicht mehr lebensfähigen Menschen? Von den kaputten Seelen und dem ewigen Kampf ums Überleben? Es fällt mir wirklich sehr, sehr schwer, aber ich werde mein Bestes geben.

Der erste Teil des Buches handelt vom letzten Ansturm der Franzosen auf eine deutsche Stellung. Viele der Soldaten werden getötet oder verwundet, aber die Deutschen sind geschlagen. Viele Mütter werden um ihre Söhne weinen.  Der Autor hat es wunderbar verstanden die Gefühle und die Ängste der Soldaten an den Leser zu transportieren. Ich litt sehr mit ihnen. Als Albert dann beinahe gestorben wäre, hoffte und bangte ich und war überglücklich, dass Édouard so aufmerksam war und sich trotz seiner schweren Verletzung daran machte seinen Kameraden zu retten. Was Édouard durchleiden muss ist schlimmer als die Hölle und am liebsten hätte ich die Seiten einfach übersprungen. Aber ich habe mich zusammengerissen und wirklich Wort für Wort gelesen.

Auch die Nachkriegszeit hat Pierre Lemaitre sehr gut eingefangen und durch seine Sprache und seinen Schreibstil war ich überall mit dabei.  Was mir ziemlich verwirrte war, dass Ruhm und Ehre das Größte waren, das höchste Gut jedes Soldaten. Jeder sprach davon, jeder wollte die Ehre und den Ruhm für sich beanspruchen. Aber trotzdem waren so viele Menschen in unmoralische oder verbotene Geschichten verwickelt. Da wurde das große Geld gemacht, in dem man gefallene Soldaten umbetten ließ und dort wurde mit Kriegsdevotionalien gehandelt. Jeder musste sehen wo er bleibt und wie er für sich das Meiste und Beste herausholt.

Trotz allem hat mich die Geschichte gefangen, betroffen gemacht und mich hoffen lassen, niemals so eine schreckliche Zeit miterleben zu müssen. Ich habe gebangt, gehofft, gelitten und gehasst aber manchmal auch gelächelt. Lemaitre hat hier wirklich eine außergewöhnliche Geschichte erschaffen, die trotz ihrer Schrecken und ihrer Gemeinheiten richtig Spaß gemacht hat. Die kleinen Gaunereien, der Zusammenhalt, die Freundschaft, all das machte das Buch so lesenswert für mich.

Ich vergebe für "Wir sehen uns dort oben" 5 von 5 Byrons und bin dankbar, dass ich mich an dieses Buch heran getraut habe. Es ist wirklich gut ab und zu mal über den Tellerrand zu schauen und Bücher zu lesen, die eigentlich nicht dem Beuteschema entsprechen. Für mich war das jedes mal eine große Bereicherung. Vielen Dank Monsieur Lemaitre, für dieses Buch. Es ist keine Geschichte, die man mal eben so nebenbei liest, denn sie hat es verdient, dass man sich ihr voll und ganz widmet.

© Beate Senft               






Dienstag, 11. November 2014

Claudia Rapp - Summer Symphony: Ein Tripp mit sex, Zeitreisen und Roch´n´Roll [Beate]



Als Luise durch die Straßen läuft, fährt ein Auto an ihr vorbei, in dem die Musik einer  Rockband läuft. Ihr wird ganz seltsam zumute und als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich in einem Wikingerdorf und wird gerade mit einem Mann verheiratet. Was ist nur geschehen? Als Luise wieder in ihrer Zeit angekommen ist, versucht sie herauszufinden was passiert ist, denn dieser Zeitsprung bleibt nicht der Einzige. Es scheint etwas mit der finnischen Rockband Lumiukko zu tun zu haben, weshalb sie ihren langweiligen Job im Museum sausen lässt und sich der Band als Groupie anschließt. Sie ziehen von Festival zu Festival und Luise lässt nicht locker, denn sie will das Geheimnis des Zeitsprungs lüften.

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich am Anfang ganz große Probleme mit dem Buch hatte. Nicht nur mit der verrückten Geschichte oder der abgebrühten Ich-Erzählerin Luise, sondern auch mit dem sehr speziellen Schreibstil. Zum Glück legte sich das so ungefähr ab dem 3. Kapitel und ab dann, war ich einfach nur noch komplett gefesselt. Was für ein verrücktes Buch.

Man läuft auf der Straße, hört einen Song und plötzlich findet man sich in den Armen eines Wikingers wieder um kurz darauf im Finnland des frühen Mittelalters zu landen. Und das war eins meiner Probleme, denn Luise benimmt sich, als wäre das alles vollkommen normal. Sie ist weder geschockt, noch hat sie Angst oder wird panisch, nein, sie benimmt sich, als wäre das etwas ganz alltägliches. Mit der Zeit findet man heraus, dass Luise einfach ein total pragmatischer Mensch ist, der alles so nimmt wie es kommt. Ist bei ihrem verrückten Leben vielleicht auch besser so. 

Da ich ja auch gerne historische Romane lese, ist mir sehr wichtig, dass die Recherche stimmt. Und da gibt es hier einfach nix zu meckern. Die Autorin hat sich hier mächtig ins Zeug gelegt und konnte mit großem Wissen punkten.  Und auch die Phasen auf den Musikfestivals waren total stimmig, als wäre sie selbst schon auf hunderten gewesen. Da passte wirklich alles. 

Und auch die Band habe ich ihr vollkommen abgekauft, genauso wie die Groupies und die Fans. Ab einem gewissen Zeitpunkt machte das Buch wirklich nur noch Spaß und diese außergewöhnliche Mischung aus verschiedenen Genren, machte die Sache so einzigartig und spannend.

Ich vergebe für dieses einzigartige Buch 4 von 5 Byrons und kann es nur allen empfehlen, die auf außergewöhnliche Geschichten stehen. Ihr werdet eure Freude an dem Buch haben. 

© Beate Senft