Montag, 3. November 2014

Sarah Dunant - Der Palast der Borgia [Beate]




Habemus Papam! Wir haben einen Papst. So schallt es durch Rom. Gemeint ist Rodrigo Borgia, der unter dem Namen Alexander IV als Skandalpapst in die Geschichte eingeht. Er schmiedet Ränke, lässt Morde begehen und lügt und betrügt um seine Macht und die seiner Familie zu festigen. Auch seine geliebten Kinder werden Opfer seines Ehrgeizes. Er lebt mit seiner Mätresse zusammen, schustert seinen Bastarden öffentliche Ämter und Titel zu und es ist ihm vollkommen egal, was die Welt über ihn denkt. Rodrigo Borgia wird einer der mächtigsten Päpste der Geschichte und er geht dafür über Leichen.

Was für ein tolles Buch. Ich habe schon einiges über die Borgia gelesen, aber so ausführlich und interessant war vorher noch kein Buch. Die Autorin Sarah Dunant hatte mich von der ersten Seite an am Wickel. Es ist ihr gelungen die Familie Borgia lebendig zu machen und mir näher zu bringen. Durch ihre tolle Recherche bleiben für Geschichtsfreunde wirklich keine Wünsche offen.

Und nicht nur das Leben von Rodrigo wird offengelegt, sondern auch das seiner Kinder. Vor allem die tragische Liebe Cesares zu seiner Schwester Lucrezia. Sehr einfühlsam beschreibt die Autorin die Gefühlswelt der Mitglieder dieser mächtigen Familie, die sich von niemandem mehr die Butter vom Brot nehmen lassen will. Auch Alexander IV wird als Mensch, als Vater, als Familienoberhaupt gezeigt und nicht nur als Papst.

Der bildhafte Schreibstil tut sein übriges und ich konnte Rom in seinem Prunk und Dreck, mit seinen Reichen und Armen, mit seinen Festen und seinem Elend vor mir sehen. Das Buch ist mit seinen 646 Seiten nicht gerade dünn, doch ich flog geradezu durch die Geschichte. Einigen Lesern war das Buch wohl zu sehr Sachbuch, aber das kann ich nicht bestätigen. Geschickt ist es Frau Dunant gelungen Lücken in der Geschichtsschreibung durch ihre Phantasie zu füllen.

Ich vergebe für diesen wirklich tollen historischen Roman, der mich absolut begeistert hat, 5 von 5 Byrons und eine Leseempfehlung für alle, die sich für Geschichte interessieren. Wer mehr Interesse an Liebesgeschichten im historischen Gewandt hat, wir hier enttäuscht sein, aber alle die wissen möchten wie Rodrigo und seine Familie tatsächlich gelebt haben und die sich auch vor den ganzen Fakten nicht scheuen, werden hier voll auf ihre Kosten kommen. 

 © Beate Senft