Sonntag, 12. April 2015

Susan Jane Gilman - Die Königin der Orchard Street





Verlag: Insel
Autor: Susan Jane Gilman
Titel: Die Königin der Orchard Street
Seiten:  552 Seiten
ISBN:
978-3458176251
ASIN:
B00Q2T2KYW

Sprache: Deutsch
Genre: Historischer Roman








Die süße, vorlaute und schlitzohrige Malka kommt 1913 mit ihren Eltern von Russland nach Amerika. In ein Land, in dem angeblich das Geld auf der Straße liegt und einem das Essen geradewegs in den Mund fällt. Wie enttäuscht sind sie, als sie merken, dass sie in bitterster Armut leben müssen. Da ist keine Liebe, keine Zeit für Kinder oder ihre verrückten Ideen. Doch Malka macht das Beste daraus und wurschtelt sich so durch ihre Kindheit. Bis sich schließlich, mit einem Unfall, ihr ganzen Leben verändert.

Ich hatte gerade so eine schöne Rezension geschrieben, als mein Laptop abgestürzt ist. Und das Tolle *ironiemodus aus*: Meine Rezi ist komplett weg. Ich bin gerade so wütend, dass ich am Liebsten den Lappi an die Wand werfen würde. Mein Kopf ist leer und ich werde diese Rezi nie mehr so schön schreiben können. :'( Also jetzt einfach nur kurz und knapp:

Das Buch besteht aus drei Teilen, die das Leben von Malka, die sich später Lilian Dunkle nennt, beschreibt. Der erste Teil handelt von ihrer Kinderheit und ist wunderbar warmherzig geschrieben. Malka ist ein Kind mit einer großen Klappe. Altklug und vorlaut und man muss sie einfach lieb haben. Man rennt mit ihr durch die heruntergekommenen Viertel, kann dem Eisverkäufer, der mit seinem Pferdewagen durch die Straßen gefahren kommt, genauso wenig widerstehen wie sie und schließt das kleine Mädchen ganz fest in sein Herz. Die Seiten flogen geradezu vorbei und ich war ganz gebannt von dem Armenviertel und dem kleinen Glück, dass Malka trotz allem immer wieder für sich findet. Das war so berührend.

Dann kommen Teil 2 und 3 und ich hatte das Gefühl, das hätte ein ganz anderer Mensch geschrieben. Hier gibt es keine Warmherzigkeit. Hier lernen wir eine Frau kennen, die sich einen Weg aus der Armut kämpft. Aber trotzdem ist sie nicht glücklich. Als alte Frau ist sie hart und verbittert und kann ihren Erfolg nicht genießen. Das hat mich sehr betroffen gemacht. Auch hat sie oft einen Weg eingeschlagen, der sie sehr unsympathisch wirken ließ. Von dem süßen kleinen Mädchen blieb nichts mehr übrig. Auch gibt es in diesem Teil trotz der tollen Geschichte einige Längen. 

Wäre das ganze Buch wie der erste Teil gewesen, hätte ich die volle Punktzahl vergeben. Aber durch die doch vorhandenen Längen bekommt es von mir 4 von 5 Byrons eine Leseempfehlung für Historienfans. Falls ihr euch für die Einwanderungswelle in Amerika und für die Zeit  nach dem Jahr 1913 interessiert, kann ich euch das Buch nur ans Herz legen. Ich bin froh es gelesen zu haben.

© Beate Senft   

                  

Jonathan Holt - Folter





Verlag: blanvalet
Autor: Jonathan Holt
Titel: Folter
Seiten:  576 Seiten
ISBN:
978-3442382859
ASIN: B00R361RKQ

Sprache: Deutsch
Genre: Thriller









Die 16-jährige Mia Elston, Tochter des Kommandanten einer US-Militärbasis in der Nähe von Venedig, ist verschwunden. Capitano Katerina Tapo von der venezianischen Polizei und Holly Bolland vom US-Militär werden damit beauftragt, das Mädchen zu finden – und ihnen bleibt nicht viel Zeit. Über eine verschlüsselte Website tauchen Videos von Mia auf – auf einem Stuhl sitzend, gefesselt, nackt. Bildunterschriften besagen: »Laut den USA ist der Entzug sensorischer Reize keine Folter. Ist sexuelle Erniedrigung keine Folter. Ist Waterboarding keine Folter. Sehen Sie heute Abend um 21 Uhr, wie Mia Elston NICHT gefoltert wird.« (Klappentext)

"Folter" ist der 2. Teil der  Carnivia Trilogie und da ich dummerweise den ersten Teil "Marter" nicht gelesen hatte, fiel mir der Einstieg etwas schwer. Aber zum Glück war das Buch so spannend, dass es mich schnell in seinen Bann zog und für das weitere Verständnis war der erste Teil auch nicht zwingend notwendig. Trotzdem würde ich jedem empfehlen mit "Marter" zu beginnen. 

Folter ist ein komplex geschriebener Politthriller, der keine Wünsche offen lässt. Wenn man erst mal mit allen Personen bekannt geworden ist und weiß, wer wer und für was verantwortlich ist, rast die Handlung nur noch so vor sich hin. 

Der Klappentext beschreibt ja auch schon um was es hauptsächlich geht. Ich finde es wirklich sehr beängstigend, was da alles nicht zur Folter zählt, aber wie anders sieht man das doch, wenn ein geliebter Mensch davon betroffen ist. Da ich erst vor kurzer Zeit das Guantanamo-Tagebuch las, weiß ich, dass in Amerika und vielen anderen Ländern, Folter immer noch praktiziert wird. 

Das ist aber nur ein Handlungsstrang. Es gibt noch einen Zweiten und bei dem geht es um eine US-Militär-Basis die gerade neu  gebaut wird.  Dort wird eine Leiche aus dem 2. Weltkrieg gefunden. Haben die Gegner des Baus etwas mit der Leiche zu tun? Wollen sie so den Bau stoppen? Und was hat das mit Mia zu tun? Um das herauszufinden müsst ihr schon das Buch lesen. Der Schreibstil ist sehr prägnant und trotz des brisanten Themas gut zu lesen.  Der Autor verstrickt sich auch nicht in Widersprüchen, wie das ja leider öfter mal bei so intelligenten Thrillern passiert.

Ich vergebe für diesen rasanten Thriller, der alles beinhaltet was man von einem gut konstruierten Politthriller erwartet, 4 von 5 Byrons. Einen Byron ziehe ich ab, weil es zwischendurch immer wieder mal ein paar kleine Längen gibt. Aber Freunde von Politthrillern sollte das nicht vom Lesen abhalten. Sie werden trotzdem voll auf ihre Kosten kommen. 

© Beate Senft                                   




Kirsten Brox - Matamba





Verlag: Feder & Schwert
Autor: Kirsten Brox
Titel: Matamba
Seiten:  296 Seiten
ISBN:
978-3867622271 
ASIN: B00V3ELQVE
Sprache: Deutsch
Genre: Steampunk








Was als ganz normaler Tag beginnt, verändert Morton Stanleys Leben von Grund auf. Dem Kriegshelden und Reporter wird bei einem Angriff die teure Beinprothese zerstört. Um diese ersetzen zu können bleibt ihm nichts anderes übrig, als eine Exepdition nach Afrika zu unternehmen um die Quelle des Nils zu finden. Zum Glück begleitet ihn sein Freund Wesley, der ihn mit seinem Tatendrang und seiner Vorfreude auf das Abenteuer sogar ein wenig anstecken kann. Aber sie sind nicht die einzigen, die die Quelle des Nils entdecken sollen. Auch Psychologieprofessor Jack Lambert soll sich auf die Suche machen. Und es kann nur einen Gewinner geben. Wer wird als Erster das Ziel erreichen und mit Ruhm, Ehre und Geld überhäuft werden?

Morton ist ein Ekelpaket vom Feinsten. Ich habe selten so einen widerlichen Menschen in Büchern angetroffen, den ich so komplett und als vollstem Herzen hassen konnte. Die ganze Zeit schimpfte ich beim Lesen vor mich hin und amüsierte mich über diesen ekligen Kerl aufs Beste. Natürlich wünschte ich ihm bei jeder Gelegenheit die Pest an den Hals. Sein Freund und Begleiter Wesley hatte wenigstens ein paar sympathische Züge. 

Sein Gegenspieler Jack dagegen ist ein toller Mann und der perfekte Ausgleich zu Morton. Während Jack Flora und Faune in Afrika aus vollstem Herzen genießt und sich in diese geheimnisvolle Land und seine Bewohner verliebt, hasst Morton die Eingeborenen  und kann sich nichts schöneres vorstellen, als wehrlose Tiere abzuknallen. Unterschiedlicher können Menschen kaum sein. 

Das Buch ist unglaublich spannend und die Geräte und Apparate, die es in der Geschichte gibt, haben mich total fasziniert. Die Autorin hat sich da wirklich sehr viele Gedanken gemacht und auch wahre historische Ereignisse in ihre Geschichte fließen lassen.

Der Schreibstil ist unglaublich bildhaft und ich fühlte mich immer mitten im Geschehen und hätte sehr gerne das eine oder andere Mal eingegriffen. Trotz Leseflaute flog ich geradezu durch die Seiten und hatte unglaublich viel Spaß beim Lesen. Ich kann diesem Buch mit einer Rezension einfach nicht gerecht werden und finde nicht die richtigen Worte um zu beschreiben, was in mir beim Lesen vor ging. 

Darum vergebe ich 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und empfehle jedem, das Buch selbst zu lesen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Es ist einfach zu komplex und viel zu phantastisch um es in schnöde Worte zu fassen. "Matamba" ist eins meiner Highlights diesen Jahres und ich freue mich wahnsinnig auf weitere Steampunkromane von Kirsten Brox. Bitte lass mich nicht zu lange darauf warten. 

© Beate Senft