Montag, 21. April 2014

Christof Kessler - Wahn

 


Er fühlt sich bedroht von der internationalen Mafia, denn er weiß zuviel über sie. Einer ihrer Anwälte hockt abends auf seinem Schrank. Manchmal ist ihm klar, dass das alles Einbildung ist. Aber es bedarf nur eines dummen Zufalls - und er bricht auf zum furiosen, völlig vergeblichen Rachefeldzug. Flirten ist ein tolles Spiel - wenn sich jeder an die Regeln hält. Was aber, wenn sie an der seltenen Krankheit leidet, Gesichter nicht wiedererkennen zu können. Und er die vermeintliche Zurückweisung nicht erträgt, als sie ihn später nicht erkennt? Und sich das nicht gefallen lassen will? Christof Kessler hat Schicksale aus seiner Praxis zu erschütternden, anrührenden und manchmal auch komischen Erzählungen verwoben, er präsentiert uns atemberaubende Miniaturdramen von existentieller Wucht.

Der Klappentext höre sich ziemlich interessant an und ich war sehr neugierig auf das Buch. Leider konnten mich die Geschichten kaum fesseln. Das lag hauptsächlich daran, dass mir der Autor und Erzähler des Buches sehr unsympathisch war. Ein Besserwisser, der manchmal recht überheblich zu seinen Patienten oder nach Hilfe suchenden Menschen war. Auch der Schreibstil war leider nicht nach meinem Geschmack. Man merkt eben, dass Christof Kessler Arzt und kein Schriftsteller ist. Am Meisten hat mich allerdings gestört, dass dem Leser in vielen Fällen das Ende vorenthalten wurde und so blieb ich ziemlich unbefriedigt zurück. 

Auf seinem Fachgebiet scheint der gute Mann wirklich sehr erfolgreich zu sein, aber ich finde Cover und Titel erwecken ganz falsche Vorstellungen an dem Buch. Ich weiß auch gar nicht wo ich das Buch einordnen soll. Als Sachbuch ist es zu schnodderig geschrieben und es fehlt die gewisse Tiefe, als Roman kann es aber auch nicht sehen, weil es ja auch echte Fälle behandelt. 

Ich bewerte das Buch mit 2 von 5 Byrons. Man kann es lesen, muss aber nicht, ohne dass man großartig etwas verpassen würde. Und lasst euch nicht mit Vergleichen zu Ferdinand von Schirach und Oliver Sacks täuschen, denn mit denen kann der Autor leider nicht mithalten. 

© Beate Senft