Montag, 30. Dezember 2013

Liz Nugent - Die Sünden meiner Väter

Der international gefeierte Kinderbuchautor Oliver Ryan ist überall beliebt. Er führt eine glückliche Ehe mit Alice, die alle seine Bücher illustriert hat. Doch um seine Vergangenheit macht er ein großes Geheimnis. Er hat auch keine richtigen Freunde und lässt niemanden zu nah an sich heran. Nicht einmal Alice weiß etwas über seine Kindheit. Doch eines Tages, er hatte gerade mit Alice zu Abend gegessen, flippt er vollkommen aus und prügelt seine Frau ins Koma. Was hat diesen sonst so beherrschten Mann dermaßen die Kontrolle verlieren lassen? Liegt das Geheimnis in seiner Vergangenheit?

"Die Sünden meiner Väter" ist der Debütroman der Irin Liz Nugent. In ihrer Heimat ist auch dieser Roman angesiedelt. Ich ging ohne große Erwartungen an das Buch heran und war praktisch von der ersten Seite an gefesselt. Das Buch beginnt praktisch mit dem Ende und dann wird in vielen Rückblicken von Freunden und Bekannten das Leben von Oliver und der Menschen die ihn umgeben erzählt. Immer wieder andere Personen melden sich zu Wort. Es liest sich, als würden sie jemandem die Geschichte erzählen. Dazwischen kommen immer wieder Passagen aus dem hier und jetzt.

Der Schreibstil ist unglaublich flüssig und bildhaft. Gerade bei den Passagen aus Frankreich hatte ich immer wieder wunderschöne Bilder im Kopf. Die Charaktere sind wundervoll und facettenreich gezeichnet und man fühlt und leidet mit ihnen, ist glücklich oder traurig und kann sich in die Personen gut hinein versetzen. Außer in Oliver. Er war mir ziemlich schnell unsympathisch.

Einmal angefangen konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Zu sehr interessierte mich das Leben der Protagonisten. Das Buch war keine Sekunde lang langweilig oder langatmig. Eine absolut Runde Sache. Ich vergebe für dieses tolle Buch 5 von 5 Byrons und eine absolute Leseempfehlung an alle. Lest dieses Buch. Ihr werdet es nicht bereuen.

© Beate Senft                                  

Samstag, 28. Dezember 2013

Michael M. Bense - Todessommer



Tom fährt in den Semesterferien zu seinen Eltern und möchte die freie Zeit mit seinem allerbesten Freund Dennis verbringen. Bis sich Tom für ein Studium entschied, waren die Beiden unzertrennlich, doch die unterschiedlichen Einstellungen und Erwartungen der Beiden sind dabei einen Keil zwischen die Freunde zu treiben.  Als Tom Dennis trifft hat dieser eine Pistole und will sie im Wald testen. Zusammen fahren sie in einen sehr abgelegenen Teil des Waldes um ihre Schießübungen zu machen. Doch plötzlich hören sie die panischen Schreie einer Frau. Tom will lieber so schnell wie möglich weg von hier aber Dennis möchte dieser Frau unbedingt helfen und so folgen sie den Schreien zu einem einsamen Haus.  Plötzlich fliegt die außen am Haus angebrachte Kellertür auf und eine blutüberströmte Frau rennt heraus. Ihr hinterher ein Mann mit irrem Blick und 2 Rottweiler. Wären die beiden Jungs doch nie in den Teil des Waldes gegangen,  denn dieser Irre Psycho braucht neue Opfer.



Zuallererst muss ich sagen, dass auf dem Buch eigentlich eine Warnung stehen müsste. Es ist kein Triller sondern ein Horrorthriller und Jugendliche unter 16 Jahren sollten das Buch auf keinen Fall lesen. Man braucht einen sehr stabilen Magen und gute Nerven. Da ich beides besitze, hat mir diese Geschichte viel Spaß gemacht, auch wenn sie mir durch den Realismus doch auch ziemlich zu schaffen machte. Wenn ein Mensch von einem Zombie zerfleischt wird, kann ich mich darüber amüsieren, aber hier ist ein irrer und sadistischer Psychopath am Werk, wie es sie leider auch in Wirklichkeit gibt. Das macht die Geschichte so erschreckend für mich.



Der Ich-Erzähler Tom ist sehr gut gezeichnet. Wir sehen alles durch seine Augen und bekommen hautnah seine Emotionen mit. Dennis ist eher der Coole, den so schnell nichts aus der Fassung bringt und der niemals aufgibt. Ohne seinen Freund wäre Tom wohl schon sehr früh zusammengebrochen.  Dennis richtet ihn immer wieder auf. Der Schreibstil ist total flüssig zu lesen und ich fand ihn richtig klasse. Nur noch mal zur Warnung: Die Folterszenen werden sehr gut beschrieben und gehen an die Nieren.  Alle Leser die „Bighead“ von Edward Lee gut fanden, werden „Todessommer“ lieben.  Leute die von Laymon, Ketchum oder Lee abgeschreckt werden, sollten besser die Finger davon lassen.



Tom und Dennis landen in diesem Keller und müssen alles Mögliche über sich ergehen lassen. Aber sie sind nicht alleine, denn es gibt noch weitere Opfer. Und eins ist klar: Es werden nicht alle lebend das Haus verlassen.  Super Spannend, sehr brutal, tolle Charaktere und ein komplett durchgeknallter Psycho. Ich vergebe für diesen Erstling 5 von 5 Byrons und hoffe auf viel mehr aus der Feder von Michael M. Bense. Eine Leseempfehlung geht an alle, die es blutig wollen und sich nicht so leicht aus der Fassung bringen lassen. Euch wird das Buch mit Sicherheit gefallen.



©Beate Senft
 


Donnerstag, 26. Dezember 2013

Robert Galbraith - Der Ruf des Kuckucks



Cormoran Strike, ein abgehalfterter Privatdetektiv, hat sich von seiner Freundin getrennt und lebt zur Zeit in seinem Büro. Seine Detektei läuft auch nicht gerade gut und zu allem Überfluss bekommt er auch noch Robin Ellacott von einer Zeitarbeitsfirma als Aushilfe zugeteilt. Eigentlich kann er sich gar keine Aushilfe leisten, da er sehr hohe Schulden hat, aber wegschicken möchte er sie auch nicht. Als plötzlich ein Klient in seinem Büro steht und verlangt, er solle den Mord an Lula Landry, seiner berühmten Schwester, aufklären, erweist sich Robin als großer Glücksfall. Auf seine ganz eigene Art und eher gelangweilt beginnt Strike mit seinen Ermittlungen. Sollte sich die Polizei wirklich geirrt haben und Lula wurde doch getötet? Strike kann immer weniger glauben, dass sich die junge Frau vom Balkon ihrer Wohnung gestürzt hat. Aber wer hätte welche Grüne gehabt, die beliebte junge Frau zu töten?

Leider machte es ja ganz schnell die Runde, welche Autorin sich hinter dem Namen Robert Galbraith verbirgt, ist es doch niemand anderer als die Autorin der beliebten Harry Potter-Bücher, Joanne K. Rowling. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, sie wäre besser in der Fantasy-Ecke geblieben.

Mit Comoran Strike und Robin Ellacott hat sie zwar zwei sehr sympathische und originelle Charaktere erschaffen, aber die Handlung ließ doch sehr zu wünschen übrig. Die Geschichte zog sich ziemlich langweilig und ohne große Spannung dahin und das Ende, und wie Strike auf den richtigen Mörder kommt, ist sehr unrealistisch.

Ganz ehrlich? Wenn es kein Rezensionsexemplar gewesen wäre, hätte ich es spätestens nach 100 Seiten abgebrochen, aber so kämpfte ich mich tapfer durch die Seiten und bin nun sehr erleichtert, dass ich das Buch endlich beendet habe. Natürlich ist das wie immer nur meine Meinung und es wird auch sicherlich sehr viele Fans des Buches geben, aber von mir bekommt es nur 6 von 10 Punkten und das auch nur, weil mir Strike und Robin so gut gefielen. Bei diesem Buch sollte wirklich jeder seine eigene Meinung bilden, denn die Meinungen gehen doch sehr weit auseinander. Von mir gibt es dieses mal leider keine Empfehlung.

© Beate Senft 



Freitag, 20. Dezember 2013

Stephen L. Jones - Der Bann

 

Hannah flieht mit ihrem schwer verwundeten Mann und ihrer kleinen Tochter in die walisische Einöde. Dort hatte ihr Vater vor vielen Jahren ein Haus erworben, das als Versteck dienen soll. Jemand jagt die Frauen in ihrer Familie und tötet sie und Hannah will um jeden Preis ihre Tochter schützen. Aber wem kann sie trauen? Ihr Verfolger ist ein Gestaltwandler und er könnte das Aussehen von jedem angenommen haben, der Hannah nahe steht. Wer kann ihr helfen, oder ist sie am Ende ganz alleine?

Aber nicht nur Hannah ist mit ihrer Familie auf der Flucht, sondern auch Nicole mit ihrer Mutter. Was haben die Beiden zu verbergen?


Ich muss ganz ehrlich sagen, dass das Buch und ich nicht wirklich zueinander gefunden haben. Ich kann noch nicht einmal sagen an was es lag. Der Schreibstil war o.k., die Story auch und an den Charakteren gab es eigentlich auch nichts auszusetzen, aber alles gemeinsam konnte mich einfach nicht begeistern.


Man wird praktisch von Anfang an ins kalte Wasser geworfen und es dauert eine ganze Zeit lang, bis man mal so nach und nach erfährt um was es eigentlich geht. Normaler Weise steigert diese Art zu schreiben die Spannung, aber hier nervte es mich nur schrecklich. Ich weiß wirklich nicht, warum das so ist.


Man lernt die unterschiedlichsten Personen in den verschiedensten Zeitaltern kennen aber mit keiner konnte ich mich anfreunden. Ich denke, ein wenig Schuld hatte auch diese stressige Zeit, die ich gerade durchgemacht habe. Niemand war mir wirklich sympathisch und mit niemanden konnte ich mich identifizieren. Vielleicht war es ja auch nur die falsche Zeit für dieses Buch und mich, denn den Klappentext fand ich total klasse und ich wollte das Buch auch unbedingt lesen.


Zwischendurch lief es dann mal wieder ein wenig besser, aber das war nie von Dauer. Ich werde das Buch vielleicht nach einiger Zeit noch einmal lesen um zu sehen, ob es an mir oder dem Buch lag. Ich vergebe aber trotz allem 3 von 5 Byrons, da es handwerklich und auch von der Geschichte her, eigentlich nichts auszusetzen gab. Bildet euch bitte selbst eine Meinung, denn ich kann mir gut vorstellen, dass ihr das alles ganz anders seht und das Buch richtig klasse findet. Ich jedenfalls war richtig froh und erleichtert, als ich das Buch beendet hatte.


© Beate Senft

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Jana Oltersdorff - Zwischenstopp


Ich habe mal wieder eine ganz tolle Kurzgeschichtensammlung entdeckt, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Die Geschichten sind sehr unterschiedlich und konnten mich wirklich alle überzeugen. Ganz unbekannt war mir die Autorin Jaja Oltersdorff nicht, da sie schon eine ihrer Stories in der Anthologie "Mängelexemplare" veröffentlicht hatte.
Also schnappte ich mir ihr Buch und nahm mir vor, jeden Abend im Bett eine der Geschichten zu lesen. Nach 5 Abenden war ich fertig, obwohl es 8 Geschichten sind. Ihr seht also, ich war gefesselt und wollte immer weiter lesen. Aber schauen wir uns die Stories doch einmal genauer an.

Der Reigen wird eröffnet mit "Zwischenstopp" Eine Bahn hält immer zur gleichen Uhrzeit an einer bestimmten Stelle im Wald, obwohl es dort keine Haltestelle gibt. Aber nur ein einziger Mensch scheint sich dafür zu interessieren. Der Einstieg war schon ganz schön heftig und genau nach meinem Geschmack. Ja, ich kann auch noch nach sinnlosem Gemetzel wie ein Baby schlafen :-,

Es folgt "Frau Hegel weiß was zu tun ist"
Frau Hegel ist total genervt, weil ihr Mann nur noch vor seinem blöden PC sitzt und idiotische Spiele spielt. Als er dann auch noch beginnt sich zu verändern, lässt sich das Frau Hegel nicht länger bieten. Hier musste ich wirklich schmunzeln. Die Geschichte ist so schön grotesk. Ich fand sie einfach nur total klasse.

Mit "Das leere Buch" geht es weiter
Melanie findet neben sich in der S-Bahn ein wunderschönes, in Leder gebundenes Buch. Da es niemand zu vermissen scheint, nimmt sie es mit nach Hause. Doch dann passiert etwas ganz und gar unvorstellbares. Eine super Idee, die die Autorin hier umgesetzt hat. Eine Mischung aus Gänsehaut, Witz und Unbehagen. Mit hat es sehr gut gefallen.

Danach wird der Leser mit "Winterblut" unterhalten. Anna feierte Weihnachten mit ihrer Familie. Doch trotz des vielen Schnees draußen, möchte sie unbedingt nach Hause fahren. Natürlich baut sie einen Unfall. Da sieht sie einen Mann mit einem weißen Mantel auf der Straße. Ob der ihr helfen kann? Zu der Geschichte möchte ich sonst gar nichts mehr schreiben, weil ich sonst zu viel verrate. Nur soviel: Sie hat mir genauso großen Spaß gemacht wie die Anderen.

Nach "Winterblut" kommt "Die Gartenpforte" Das war eine meiner Lieblingsgeschichten. Der Onkel warnt seine Nichte immer vor der Gartentür, die vollkommen sinnlos mitten im Garten steht. Sie soll etwas mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun haben. Hier hatte ich beim lesen so richtig Gänsehaut. Ganz große Klasse.

"Der perfekte Cocktail" handelt von einer Vampirbar und dem Besuch des Gesundheitsamtes. Dazu kann ich nur sagen: Herrlich skurril und einfach nur klasse.

Danach folgt "Am Anfang und am Ende". Eine Geschichte über das Reisen durch die Zeit und einem etwas seltsamen Ende.

"Die Treppe" schließt sich an und ist wieder eine der Geschichten die so simpel ist, einem aber doch nicht so schnell los lässt. Martin findet in einem alten Haus eine Mappe mit Aufzeichnungen. Er ist neugierig und möchte wissen, was es damit auch sich hat. Er baut es nach und...... Neee, mehr verrate ich nicht. Hat mich aber sehr gut unterhalten.

Den Abschluss bildet meine absolute Lieblingsgeschichte " Willkommen in Crystal Creep" Ein junges Paar ist auf einer Reise durch Vegas. Dafür, dass er durch die Casinos ziehen darf, darf sie dann alte Indianderdörfer besuchen. Dabei sehen sie ein Schild, das sie in Crystal Creek Willkommen heißt. Sie wären lieber nicht hingefahren. Huuuuuuhhhhh sehr gruselig und auch blutig. Davon hätte ich gerne noch viel mehr gelesen.

Aber leider war das schon wieder das Ende. Alle Geschichten waren spannend und gut durchdacht. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und ohne große Beschreibungen. Die Autorin kommt immer sofort auf den Punkt und das hat mir besonders gut gefallen. Ich vergebe für diese tolle Nachttischlektüre 5 von 5 Byrons.


© Beate Senft                    


Montag, 16. Dezember 2013

Colette McBeth - Zorneskalt

Rachel Walsh ist eine erfolgreiche Kriminalreporterin des Senders NNN. Sie wird von ihrem Chef zu einer Pressekonferenz geschickt, ohne zu wissen um was es geht. In letzter Minute kommt sie dort an und als sie den Raum betritt, lacht ihr ihre allerbeste Freundin Clara von einem Plakat entgegen. Sie wird vermisst, ist einfach verschwunden. Rachel fällt in ein tiefes Loch und versucht so viel wie möglich über Claras Verschwinden herauszufinden. Warum tauchte die Freundin erst in dem Pub auf, als sie selbst schon gegangen war? Sie waren doch verabredet gewesen. Rachel wollte sogar die Nacht bei Clara verbringen? Rachel beginnt zu ermitteln und muss dabei auch ganz tief in die Vergangenheit reisen. Zu den Anfängen ihrer Freundschaft. Und was sie dort findet, gefällt ihr nicht immer.

Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten mit dem Schreibstil, denn Rachel, die Ich-Erzählerin spricht direkt Clara an und erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht. Daran musste ich mich erst mal gewöhnen. Aber dann konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, so spannend war es. Sehr oft reist Rachel in Gedanken in die Vergangenheit. Erzählt alles über die Freundschaft der Beiden. Erzählt von ihrer Mutter Niamh, zu der sie überhaupt kein gutes Verhältnis hatte und von Claras Papa, den sie so toll fand. Sie erzählt von der tollen Freundschaft und was die beiden Mädchen alles gemeinsam erlebt hatten. Aber sie erzählt auch wie Clara sich langsam veränderte. Dazwischen kommen immer wieder Sequenzen aus dem hier und jetzt, von den Ermittlungen der Polizei und Rachels Leben als beliebte Reporterin.


"Zorneskalt" ist der Debütroman der Autorin Colette McBeth und er ist wirklich außergewöhnlich gut und spannend. Der Leser erfährt alles nur aus Rachels Sicht und muss sich die frage stellen, ob wirklich alles so ablief, wie in Rachels Erinnerung. Was trieb Clara an? Wieso verschwand sie? Was hatte sie so verändert? Der Schreibstil ist zwar ungewöhnlich, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, auch sehr flüssig. Es gab überhaupt keine Längen und ich musste einfach immer weiter lesen um zu erfahren wie alles endet. Und das war ein Ende. Ich kann euch sagen. Die Person der Rachel hat unglaublich viel Tiefe, spricht immer wieder über ihre Emotionen und warum sie sich so oder so verhielt. Claras Beweggründe werden uns nur von Rachel erzählt.

 
Ich vergebe für dieses tolle Buch 5 von 5 Byrons und da das Buch nicht blutig ist sondern ein fieses Psychospiel kann ich eine absolute Leseempfehlung an alle aussprechen. Thrillerfreunde sollten das Buch wirklich lesen. Es lohnt sich.
Ihr sitzt ja immer noch vorm PC. Los, geht das Buch kaufen.....

© Beate Senft


Sonntag, 8. Dezember 2013

Dennis Lehane - In der Nacht

Joe, steht auf einem Boot, die Füße in einem Eimer mit Beton. Ob sein letztes Stündlein geschlagen hat? So beginnt der Roman von Dennis Lehane. Und dann wird die Uhr zurückgedreht und der Leser erfährt wie es so weit kommen konnte.

Joe, ein kleiner Gauner in Boston verliebt sich ausgerechnet in die Geliebte des Mafiabosses Albert White. Der ist nicht besonders begeistert darüber. Als Joe mit 2 Kumpels eine Bank überfallen will, werden sie verraten. Joe muss in den Knast und einer seiner Kumpels stirbt, der andere verschwindet spurlos. Im Knast kann Joe wichtige Verbindungen knüpfen, aber er ist total am Boden zerstört, weil seine geliebte Emma von Albert getötet worden sein soll.
Nach seiner Entlassung geht Joe nach Florida. Er soll dort den Rumschmuggel ausweiten und neue Beziehungen knüpfen. Endlich scheint es das Leben gut mit ihm zu meinen. Aber wie der Leser weiß, wird er trotzdem auf diesem Boot, mit den Füßen im Beton landen. Wie konnte das nur passieren? Was ging da schief? Ist das wirklich Joes Ende?

Ich dachte, ich hätte noch kein Buch von Dennis Lehane gelesen und als bei Lovelybooks Teilnehmer für eine Leserunde zu "In der Nacht" gesucht wurden, habe ich mich beworben. Der Klappentext klang richtig toll und dann erinnerte ich mich auch schon "Shutter Island" von dem Autor gelesen zu haben. Das Buch gefiel mir sehr gut und als ich dann bei der Leserunde dabei sein durfte, freute ich mich sehr. Aber so ein tolles Buch hatte ich dann doch nicht erwartet.

Die Figuren haben sehr viel Tiefe. Obwohl sie es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen, muss man sie einfach mögen. Klar, gibt es auch die Bösewichte, aber die Meisten haben auch noch eine andere Seite. Die des Familienvaters, das sie sehr menschlich erscheinen lässt. Der Schreibstil ist phantastisch. Er ist so plastisch und lebhaft, dass man direkt einen Film vor Augen hat. Der Plot ist stimmig und absolut logisch. Man fühlt und leidet mit Joe und hofft einfach nur, dass alles gut geht. Einfach toll wie es der Autor schafft, seine Leser zu fesseln, mit Worten zu spielen und den Spannungsbogen konstant oben zu halten. Keine Seite war langweilig oder uninteressant-

Ich bin wahnsinnig froh, dieses Buch gelesen zu haben. ich weiß nicht, ob ich es mir gekauft hätte. Wahrscheinlich hätte ich es in der Masse der Neuerscheinungen einfach übersehen. Das wäre wirklich schade gewesen, denn diese Mafiageschichte hat mich wirklich gepackt. Ich war sehr traurig, als die letzte Seite gelesen war. Über das Ende war ich nicht so glücklich, aber es passt perfekt zur Geschichte. Ich vergebe für dieses tolle, spannende, interessante und unglaublich gut geschriebene Buch 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine absolute Leseempfehlung. Dieses Buch MUSS man einfach gelesen haben.

© Beate Senft
                        

Dienstag, 3. Dezember 2013

Susannah Calahan - Feuer im Kopf Meine Zeit des Wahnsinns


Alles fängt ganz harmlos an. Sussanah Calahan entdeckt morgens 2 kleine rote Punkte an ihrem Arm und ist überzeugt davon, dass sie Wanzen im Bett hat. Der herbeigerufene Kammerjäger kann das nicht bestätigen, doch Susannah besteht darauf, dass ihre Wohnung ausgeräuchert wird. Und auch danach ist sie sich noch sicher, dass alles voller Wanzen ist. Dabei führte Susannah bis dahin ein sehr glückliches Leben. Sie arbeitet bei der  New York Post als Journalistin, hat einen tollen Freund und eine kleine Wohnung. Es könnte alles so schön sein. Doch dann beginnt die junge Frau Dinge zu vergessen und ihre linke Hand und der Fuß werden taub. Diverse Untersuchungen bringen kein Ergebnis. Als sie anfängt Dinge zu sehen, die sonst niemand sehen kann ist es nur noch ein kleiner Schritt bis in die Psychiatrie. Ohne die Hartnäckigkeit ihrer Eltern hätte Susannah wohl den Rest ihres Lebens dort verbracht.

Was für eine Geschichte. Der Alptraum schlechthin. Man erkrankt an einer unbekannten Krankheit die keiner diagnostizieren kann und landet für immer in der Psychiatrie. Wie muss das für Susannah und die Familie gewesen sein? Eine Zeit lang hat Susannah ja überhaupt nichts mehr um sich wahrgenommen. Sie lag vollgepumpt mit Medikamenten in der Psychiatrie, abgeschoben als nicht heilbar. Doch ihre Eltern geben nicht auf. Konsultieren den bekannten Neurologen Souhel Nijjar, der schließlich entdeckt, dass die junge Frau an einer sehr seltenen Autoimmunerkrankung leidet. Mit den entsprechenden Medikamenten kann sie wieder ein ganz normales Leben führen.

Das Buch hat mich tief bewegt und ich habe sehr mit Suannah Calahan gelitten. Hatte Angst um sie und konnte nicht fassen, wie schnell jemand nur noch mit Medikamenten ruhig gestellt wird. „Feuer im Kopf“ ist ein Sachbuch, aber spannender als jeder Roman. Ich war gefesselt von dieser schrecklichen Geschichte und hoffte auf ein gutes Ende. Das Buch ist nicht einfach zu lesen. Es kommen sehr viele medizinische Ausdrücke vor, aber ohne sie geht es eben nicht. Ein authentischer Bericht einer Frau, die sich an viele Dinge in ihrem Leben nicht mehr erinnern kann. Die sich auf die Aussagen Anderer verlassen muss. Ich vergebe für dieses Buch 5 von 5 Byrons und kann nur hoffen, dass niemand den ich kenne so etwas durchmachen muss.

© Beate Senft               

Alan Bradley - Flavia de Luce 5 Schlussakkord für einen Mord



Als Flavia hört, dass aus der Gruft der Kirche, ihr Schutzheiliger St. Tancred geborgen werden soll, muss unsere neugierige Lieblingsdetektivin natürlich mit dabei sein. Nur was sie in der Gruft finden ist nicht der Heilige, sondern die Leiche des verschwundenen Organisten Mr. Collicutt. Aber er liegt nicht einfach nur tot auf dem Sarkophag, sondern er trägt auch noch eine Gasmaske. Was hat das nur zu bedeuten? Flavia beginnt sofort mit ihren Ermittlungen und erhält unerwartete Hilfe. Aber auch auf Buckshaw läuft nicht alles rund. Ein "Zu Verkaufen" Schild versetzt die Familie in große Aufregung. Müssen sie jetzt wirklich bald ihr geliebtes Heim verlassen?

Ich habe wieder sehnsüchtig auf den neuen Band um Flavia de Luce gewartet und schon ist er wieder gelesen. Alan Bradley hat hier wieder eine phantastische Geschichte geschrieben, denn ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Jede freie Minute musste ich weiter lesen.

Flavia ist großartig wie immer. Alleine der Satz:"Mit noch einem Kriminalisten in der Familie hätten wir an langen Winterabenden wenigstens was zu erzählen. Blut, Gedärm und Tee mit Plätzchen." (Seite 44) brachte mich wieder zum Lachen. Flavia ist so herrlich morbide. Man muss sie einfach lieben.

Duffy und Feely überraschen Flavia in diesem Band und ihr Vater zieht sich durch die Geldsorgen noch mehr zurück. Aber es gibt ja noch den guten Dogger, der Flavia wieder mit Rat und Tat zur Seite steht. Ich mag dieses Faktotum, der sich in allem auszukennen scheint und der immer für Flavia da ist.

Der Kriminalfall ist wieder richtig kniffelig. Bis zum Ende hatte ich absolut keine Ahnung wer der Mörder sein könnte. Nur das Warum konnte ich mir denken. Es war wieder spannend bis zur letzten Seite. Natürlich spielt Flavias Labor wieder eine große Rolle. Und am Ende wartet ein ganz böser Cliffhanger auf den Leser, der mich daran zweifeln lässt, dass ich die Zeit des Wartens auf Band 6 ohne schwere psychische Schäden überstehen werde.

Alan Bradley hat es einfach drauf. Mit seinem warmen und wundervollen Schreibstil und seiner plastischen Sprache vermittelt er dem Leser Bilder und Gefühle der Protagonisten. Seine Charaktere sind so liebenswert skurril, dass man sie einfach mögen muss. Ich vergebe für Schlussakkord für einen Mord 5 von 5 Byrons, eine Leseempfehlung für Jung und Alt und den absoluten Favoritenstatus. Flavia muss man einfach kennen lernen.

© Beate Senft

Die Bücher sollte man unbedingt der Reihe nach lesen:
1. Mord im Gurkenbeet
2. Mord ist kein Kinderspiel
3. Halunken, Tod und Teufel
4. Vorhang auf für eine Leiche
5. Schlussakkord für einen Mord