Montag, 13. Mai 2013

Rona Walter - Gläsern

Frederick van Sade ist Savant von Lady Amaranth. Er liebt seine Herrin über alles auch wenn es böse Gerüchte über sie gibt. So soll sie ihre Tochter Eirwyn aus lauter Eifersucht über deren Schönheit aus dem Haus getrieben und ihren Mann krank gemacht haben, weil sie Angst hatte, er liebt seine Tochter mehr als sie. Auch soll sie sich mit vielen Mittelchen und Hexereien ihre Jugendlichkeit und Schönheit bewahren. Als es dem Grafen sehr schlecht geht, lässt Lady Amaranth ihren Valet zu sich kommen und verlangt von ihm, dass er in Begleitung seiner Servant und Freundin Ginivere und dem widerlichen Bluebeard Sanford zu ihrer Tochter reisen soll um sie nach Hause zurück zubringen. Vielleicht hilft das ja dem Grafen wieder gesund zu werden.

Unterwegs treffen sie auf den Jäger Kieran, der sehr gut mit Eirwyn befreundet ist. Er begleitet sie auf ihrer Reise von Schottland nach Deutschland. Doch unterwegs ereignen sich schrecklich Dinge und keiner wird so nach Schottland zurückkehren, wie er losgezogen ist. Manche verlieren ihr Herz, andere ihre Seele und manche sogar ihr Leben.

Was für eine düstere Geschichte. Ich bin total geflasht. "Gläsern" lehnt sich an dem Märchen von Schneewittchen und der Sage von Bluebeard an. Aber was die Autorin daraus gemacht hat, ist einfach unglaublich. Rona Walter erzählt in ihrer ganz eigenen Sprache eine düstere und beklemmende Geschichte.

Hauptfigur ist ganz klar der Valet Frederick van Sade. Teilweise ist er absolut unsymapathisch denn er ist eitel, egoistisch, eine Heulsuse und ein absolutes Weichei. Aber es gibt immer wieder Momente in denen er mir einfach nur leid getan hat und ich mit ihm Hoffen und Bangen durfte.

Eirwyn, die wunderschöne Lilie ist nicht nur das liebe Mädchen, wie wir es aus dem Märchen kennen, aber sie ist die schönste Frau, die man sich nur vorstellen kann. Überhaupt gibt es eigentlich keine Figur bei Rona die nur gut oder böse ist.

Am allermeisten mochte ich die liebe Giniver. Ein ruhiges, liebes und schüchternes Mädchen, in der oft mehr steckte, als man angenommen hat. Ich freute mich immer, wenn sie wieder einen Auftritt im Buch hatte.

Der Jäger Kieran, ein gut aussehender Mann, der in die schöne Lilie verliebt ist, aber sie eigentlich wegen des unterschiedlichen Standes nie bekommen kann, tut trotzdem alles für seine große Liebe und hofft auf ein glückliches Ende.

Lady Amaranth hat mir richtig Angst gemacht. Kalt und unnahbar, mit roten Augen und fast nicht alternd, ist sie die wahre Herrin. Man traut ihr durchaus zu, dass sie Mann und Tochter töten würde, wenn ihr etwas nicht passt. Andererseits hat sie Frederick aufgenommen, als er beinahe verhungert wäre. Hat ihm Arbeit und Obdach gegeben und dadurch vergöttert er seine Lady.

Die Figuren sind alle wundervoll gezeichnet und entwickeln sich während der Geschichte ständig weiter. Das dunkle und geheimnisvolle Schottland, die gruseligen Wälder und die düsteren Schlösser sind knapp aber trotzdem wundervoll beschrieben, so dass in meinem Kopf ein ganzer Film ablief. 

Ronas Sprache ist wundervoll. Altertümlich und vor Kraft strotzend erzählt sie uns dieses unglaubliche und tolle Märchen. Ich hätte noch tagelang weiter lesen können und war traurig, dass das Buch nach nur 328 Seiten zu Ende war. Ja, das Ende. Das war nun so ganz anders, als ich es erwartet hatte und lies mich in einer bedrückten Stimmung zurück.

Ich vergebe für dieses tolle und unglaublich gute Buch, das auch noch durch tolle Illustrationen eines Tatookünstlers besticht 5 von 5 Punkten. Ich würde auch mehr geben, wenn das möglich wäre. Außerdem den Favoritenstatus und eine Leseempfehlung für alle, die auf düstere Märchen stehen. Ganz großes Kino.

© Beate Senft

Kaufen könnt ihr das tolle Buch hier:

http://www.luzifer-verlag.de/glasern-rona-walter/


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