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Sonntag, 4. Januar 2015
Angharad Price - Das Leben der Rebecca Jones
Rebecca Jones wird 1905 in dem einsamen walisischen Tal Maesglasau geboren, das von hohen Bergen umgeben ist. Sie erzählt uns vom harten und entbehrungsreichen Leben ihrer Familie. Ihr ein Jahr jüngerer Bruder Robert, möchte später einmal Arzt werden, aber als 3 seiner Brüder blind geboren werden, müssen er und Rebecca die Familie unterstützen, damit die blinden Brüder zur Schulde gehen und eine gute Ausbildung erhalten können. Robert hasst die Arbeit eines Bauern, aber er fügt sich den Wünschen des Vaters. Rebecca ist zufrieden mit ihrem Leben. Sie hilft die Geschwister zu versorgen und als diese alt genug sind, kauft sie eine Nähmaschine und verdient mit dem Nähen und Ausbessern von Kleidung ein wenig Geld. Die Arbeit ist hart, der Vater Evan verlässt im Morgengrauen das Haus und kommt erst nach Sonnenuntergang wieder. Die Mutter hat so gut wie nie eine freie Minute. Hier müssen alle zusammen halten um zu überleben. In sehr poetischer Sprache erzählt die Autorin vom Leben ihrer Vorfahren und lässt uns durch Rebeccas Augen an ihrem Leben teil haben.
"Der Schöpfer der Ruhe war ein Hüter des Widerspruchs.
Vom Augenblick der Zeugung bis zum Augenblick des Todes ist in uns und um uns diese Ruhe. Sie wahrzunehmen im Lärm des Lebens ist nicht einfach. Sie scheuen unsere gereizten Sinne, jede körperliche Erregung, sie flieht unseren ersten Schrei, das Licht, das in unsere Augen flutet, und die zärtliche Hingabe unserer Lieben, sie flieht salzige Tränen uns süße Küsse, irdische Fäulnis und Verwesung, das grässliche Ächzen des Todes." (Seite 10)
Als ich das Buch angeboten bekam, war mir sofort klar, dass das keine Geschichte ist, die man mal schnell zwischendurch liest. Man muss sich wirklich ganz darauf einlassen, mit Rebecca das harte Leben leben, Kummer, Trauer und Angst mit ihr teilen und sie bei der harten Arbeit begleiten. Wenn man das kann, wird man mit einem wundervollen Buch belohnt. Einem Buch der leisen Töne, die aber unendlich viel Kraft besitzen.
Es machte mich traurig zu lesen, wie Robert und Rebecca auf eigene Wünsche verzichten mussten. Rebecca sogar auf eine eigene Familie um ihre Eltern und Geschwister zu unterstützen. Erst spät im Leben möchte sie auf eigenen Füßen stehen, aber die Familie bleibt trotzdem immer ihr Mittelpunkt.
Vor jedem Kapitel findet man ein Zitat von Hugh Jones und eine kursiv geschriebene Kurzzusammenfassung des folgenden Kapitels. Auch gibt es immer wieder Gedichte, die ich aber als sehr anstrengend empfand. Gut gefallen, haben mir die alten Fotografien, die man immer wieder zwischen den Kapiteln findet. Man sieht die Farm, die Familie, das Tal und kann gut nachvollziehen wenn Rebecca etwas erzählt.
"Damals hob ich den Blick über die Felswand von Maesglasau und blickte aufs Hochland. Zwar sehe ich es nur in der Erinnerung, aber das Bild ist nicht verblasst. Seit ich zuletzt dort hinaufgeklettert bin, ist ein ganzes Vierteljahrhundert vergangen. Seither muss ich mich mit dem Leben im Tal begnügen. Bevor mich das Alter bezwungen hat, bin ich oft dort hinaufgestiegen, manchmal zum Vergnügen, meist der Arbeit wegen. Ganze dreihundert Meilen Silurgestein." (Seite 77)
Am Ende des Buches kam dann etwas, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte, und das mir die Tränen in die Augen trieb. Aber mehr möchte ich dazu nicht schreiben. Währen die vielen Gedichte nicht gewesen, hätte ich volle 5 Byrons vergeben. Aber da ich diese als sehr anstrengend zu lesen empfand und sie auch meinen Lesefluss sehr störten, bekommt das Buch von mir 4 von 5 Byrons und eine Leseempfehlung für alle, die einmal etwas ganz anderes lesen möchten. Ich kann mir gut vorstellen, dass begeisterte Leser von "Das Seelenhaus" auch dieses Buch gut gefallen wird.
© Beate Senft
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