Samstag, 27. September 2014

Cookie

Und last but never least kam unsere süße Cookie am 07.07.2012 zu uns. Wir haben praktisch alles von ihr miterlebt. Von der Geburt bis zum Tag der Abgabe. Sie ist unsere erste Ragdoll und etwas ganz besonderes. Die Züchterin Marina hat uns immer auf dem Neusten Stand gehalten und uns mit unzähligen Bildern am Wachstum teilhaben lassen. Das war und ist etwas ganz besonderes. Genau wie die Kleine. Sie ist ein Traum von einer Katze. Total verschmust, lieb und sie hat vor gar nix Angst. 
















































 






Mittwoch, 24. September 2014

Viktor Staudt - Die Geschichte meines Selbstmords und wie ich das Leben wiederfand [Beate]


Wie bewertet man ein Buch, wenn es um ein Leben geht? Wenn das Buch erzählt, wie verzweifelt der Autor sein Leben lang war? Wenn der Autor uns von seinen Ängsten, seinen Panikattacken, ja seiner Angst vor dem Leben erzählt?Ich finde das sehr schwer. Soll man hier den Schreibstil bewerten? Ich denke nicht, dass es wirklich auf den ankommt, auch wenn der Autor hier schonungslos zu Werke ging und auch kein Blatt vor den Mund nahm. Soll man bewerten wie spannend das Buch war? Mit Sicherheit nicht. Aber was dann?

Viktor Staudt ist schon als Kind anders. Seiner Lehrerin fällt auf, dass er niemals lacht. Er ist ein Außenseiter und sich selbst genug. Seine eigene Welt ist ab einem gewissen Zeitpunkt immer nur schwarz/weiß. Die Farbe ist draußen, bei den Anderen. Für ihn gibt es keine Farben. So geht sein Leben immer weiter. Er beginnt zu stottern, die Schule ist die Hölle für ihn.

Als Erwachsener bekommt er heftige Panikattacken. Besonders wenn er sich mit anderen Menschen treffen soll. Den Mann fürs Leben kennenzulernen ist unmöglich für ihn, weil er ständig vor seinen Attacken davon läuft. Weil er nicht ehrlich ist und alles mit sich selbst abmacht. Fast niemand weiß von seinen Ängsten. Und die, die es wissen, nehmen es nicht ernst. Seine Mutter ist der Meinung er soll sich zusammenreißen, die Ärztin verschreibt ihm Beruhigungsmittel.

Es kommt so weit, dass Viktor nicht mehr weiter machen will. Ganz genau plant er seinen Selbstmord. Wirft sich vor einen Zug und...... wacht ohne Beine wieder auf. Wie schrecklich muss das für ihn gewesen sein? Wie verzweifelt  muss er darauf reagiert haben? Doch endlich bekommt er Hilfe. Es wird eine Borderlinestörung diagnostiziert. Aber sein Leben ist immer noch sehr mühsam. 

"Die Geschichte meines Selbstmords ist ein erschreckendes, ein berührendes Buch, denn wer erwartet, dass nach dem Selbstmordversuch alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, hat sich mächtig geirrt. Viktor kämpft weiter. Er kämpft gegen die vielen Barrieren für Rollstuhlfahrer. Er kämpft gegen die Angst. Er kämpft gegen sein Leben. Aber er hat erkannt, dass er darüber reden muss. Dass er sich anvertrauen muss und dass er sich Hilfe suchen kann. 

Mir hat das Buch sehr zu schaffen gemacht. Aber ich bin froh es gelesen zu haben. Ich vergebe 5 von 5 Byrons und meine Bewunderung für diesen Mann der nie aufhört zu kämpfen. Ich wünsche ihm alles Gute und dass er irgendwann ein glückliches Leben führen kann. Und wir sollten niemals vergessen: Die Menschen in unserem Umfeld die am Stärksten wirken, brauchen oft die meiste Hilfe. Schaut genau hin und lasst euch nicht abwimmeln. Hört genau zu und seid einfach nur da.

© Beate Senft                

Dienstag, 16. September 2014

Claire Legrand - Das Haus der verschwundenen Kinder [Beate]


Die zwölfjährige Victoria lebt im beschaulichen Belleville in dem alles höflich und ordentlich zugeht. Das ist Victoria ganz recht, denn sie liebt alles was ordentlich ist und hasst das Chaos. Ihr Zimmer ist der Traum aller Eltern, alles hat seinen Platz. Eine 2 im Zeugnis wäre absolut inakzeptabel und alles muss sauber und geregelt sein. Darum ist es um so verwunderlicher, dass sie sich mit dem totalen Chaoten Lawrence abgibt, der von den anderen Kindern, wegen einer weißen Haarsträhne Skunk genannt wird und der von allen gehänselt wird. Und dann ist Lawrence plötzlich verschwunden und die Erwachsenen in Belleville spielen total verrückt. Hat da Miss Cavendish, die ein Kinderheim leitet, ihre Finger im Spiel? Victoria beginnt Nachforschungen anzustellen und befindet sich plötzlich in Gefahr. Denn nichts ist mehr wie es scheint.

Das Buch wird ab 12 Jahren empfohlen, das ist auch das Alter der Protagonistin aber ich muss ganz ehrlich sagen, mein Zwölfjähriges Kind würde das Buch nicht lesen dürfen. Es ist teilweise schon recht blutig und auch manchmal eklig. Ich könnte mir die Geschichte als eine Tim Burton-Verfilmung vorstellen. Ich bin sicher, dass einige davon Alpträume bekommen würden. Andererseits geht es aber auch um Themen wie Freundschaft und Zusammenhalt und das ist natürlich für dieses Alter perfekt. Ich denke, Eltern wissen am Besten was sie ihren Kindern zumuten können und was nicht.


Mit dem Schreibstil hatte ich so meine Probleme. Er ist zwar einfach gehalten, aber mir kam er sehr kalt und trocken vor. Nein trocken trifft es nicht ganz. Er war irgendwie unpersönlich. Auch gab es immer wieder Längen. Ich kann das natürlich nur aus der Sicht eines "Erwachsenen" sehen und weiß nicht, wie es Jugendlichen dabei geht. Auch blieben teilweise Fragen offen was mich schon sehr gestört hat. Keine Frage, das Buch ist zeitweise sehr spannend aber im Prinzip war es mir vollkommen egal was mit Victoria passiert.

Was ich noch erwähnen möchte sind die wirklich schönen Illustrationen im Buch.
Ich vergebe für dieses Jugendbuch 3 von 5 Byrons, weil die Idee richtig gut war, aber sie nicht konsequent umgesetzt wurde und doch einiges offen blieb.

© Beate Senft                                   

Sonntag, 14. September 2014

Nikolas Preil - Opferstadt [Beate]


Frank möchte endlich mal dazu gehören und nicht immer nur ein Opfer sein. Darum ist er mächtig stolz als er von seinen neuen Freunden eingeladen wird, den Tag bei dem Dealer Jan zu verbringen. Als die Gruppe schließlich total zugedröhnt zu dem Haus eines Wissenschaftlers fährt und Frank als Mutprobe als erster ins Haus einsteigen soll, stimmt er natürlich sofort zu. Hätte die Gruppe gewusst was auf sie zukommt, hätte sie schnellstens das Weite gesucht, aber so laufen sie geradezu in ihr Verderben.
Währenddessen versucht Franks Vater, Kommissar Kowalski immer noch herauszufinden, was mit seinem verschwundenen Kollegen geschah. Aber was er dann entdeckt, ist das Grauen selbst.

Ich freute mich wahnsinnig auf der 4. Band der Monster, Mörder, Mutationen-Reihe, hatte ich doch bei einem Gewinnspiel die Rolle eines Opfers in diesem Buch gewonnen. Aber nicht nur ich, sondern wir waren 3 Gewinner, die ihren Namen im Buch wieder finden sollten. Jetzt wollte ich natürlich auch erfahren, wie wir gemetzelt werden. Und ich kann euch schon so viel verraten: Es war kein leichter Tod. Aber Herr Preil, dass du mich Liebesromane lesen lässt, ist ja wohl das wahre Grauen. Ich bin geschockt. ;-)

Aber auch ohne diese Rolle wäre ich wieder total begeistert gewesen. So langsam schließt sich der Kreis und es gab viele Erwähnungen von Geschehnissen aus den ersten drei Teilen. Man kann das Buch zwar auch eigenständig lesen, aber es macht viel mehr Spaß all die Zusammenhänge zu kennen. Von der erste Seite an hatte es der Autor wieder geschafft mich total zu fesseln. Und obwohl ich im Moment in einer fiesen Leseflaute stecke, flog ich nur so durch die 208 Seiten.

Nikolas Preil versteht es wirklich seine Leser zu fesseln. Der Plot war wieder sehr spannend, der Schreibstil ist manchmal etwas zu bildhaft für das Grauen das man hier findet und es werden wieder jede Menge Blut und Gedärm unter die Leute gebracht. Der irre Wissenschaftler war total klasse. Diese Figur hat mich so richtig begeistert. Warum? Das solltet ihr besser selbst lesen. Auch die anderen Dinge, die sich der Autor so einfallen ließ, haben mich richtig begeistert. 

Ich vergebe für "Opferstadt" 5 von 5 Byrons und eine Leseempfehlung für alle, die gerne in Blut waten und nicht gleich grün im Gesicht werden, wenn jemand in seine Einzelteile zerlegt wird. Mir hat es großen Spaß gemacht und ich freue mich auf den fünften und letzten Teil der Reihe "Übermensch" der am 15. Oktober 2014 erscheint. Leider ist dann die Reihe zu Ende aber ich bin sehr zuversichtlich, dass Nikolas Preil was Neues und genauso Gutes für seine Fans einfallen wird. 

Reihenfolge von Monster, Mörder, Mutationen:
1. Bierbrut
2. Amok Snuff
3. Das Fremde
4. Opferstadt
5. Übermensch (15.10.14)

© Beate Senft                           

Sonntag, 7. September 2014

Ryan David Jahn - Die zweite Haut [Beate]



Simon wird von einem Geräusch geweckt. Jemand schleicht durch seine Wohnung. Ängstlich geht er nachsehen, wer da in seine Wohnung eingebrochen ist, obwohl es bei ihm überhaupt nichts zu klauen gibt und steht plötzlich einem Mann gegenüber, der ihm bis auf die Haarfarbe und eine Narbe zum Verwechseln ähnlich sieht. In Notwehr tötet er den Fremden, denn der wollte nichts anderes als Simon auslöschen. Und was dann passiert gleicht dem schlimmsten Alptraum, denn nichts ist mehr wie es scheint. 

Was für eine irre Geschichte. Ich wäre wahrscheinlich niemals auf das  Buch aufmerksam geworden, wenn ich nicht eine tolle Besprechung auf Elements of Crime  gelesen hätte, die mich sehr neugierig gemacht hat. Umso mehr freute ich mich, als mir Heyne Hardcore das Buch als Rezensionsexemplar zuschickte. Ich fing an zu lesen und war sofort gefangen in einer Geschichte, die mich auch jetzt noch nicht loslassen möchte, obwohl ich das Buch schon länger beendet habe. 

Simon ist ein sehr seltsamer Mensch. Er arbeitet in einem Büro, seine Wohnung enthält nur das Allernötigste, er hat keine wirklichen Freunde und nach Feierabend sitzt er in seiner Wohnung und betrinkt sich. So vergehen seine Tage in öder Gleichmäßigkeit, bis dieser Mann bei ihm einbricht. Er versucht herauszufinden, wer der Mann war und warum er ihn töten wollten und je mehr er herausfindet, desto unglaublicher wird die ganze Story.

Das war mein erstes Buch von Ryan David Jahn und mit Sicherheit nicht das Letzte. Der Schreibstil hat mich total gefesselt und der Autor versteht es den Leser in seinen Bann zu ziehen. Es war keine einzige Seite langweilig und kein Wort zu viel. Der Spannungsbogen ist konstant hoch und dem Leser ergeht es wie Simon: Je mehr er liest, desto weniger versteht er, bis alles im großen Finale mit einem Paukenschlag endet. 

Ich vergebe für dieses wirklich tolle Buch 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine Leseempfehlung für alle Hardcore-Fans. Ich werde mir jetzt gleich mal "Der Cop" und "Ein Akt der Gewalt" von Ryan David Jahn besorgen und hoffe, die beiden Bücher können mich genauso überzeugen. 

© Beate Senft                               

Mittwoch, 3. September 2014

Gastrezension zu "Max und die Festung des Schwarzen Magiers" von Dirk Petrick



Einfach Genial!


Kann man Begeisterung angemessen in Worte fassen? Ich versuch's.
Ich weiß nicht, wann mich ein Märchen, ein Kinderbuch zuletzt so fasziniert hat und kann kaum erwarten, den Abschluss der Trilogie in den Händen zu halten.

Die Geschichte beginnt mit einem kleinen Vorwort Was bisher geschah", in dem, wie man sich vielleicht denken kann, kurz Max' erstes Abenteuer (das Geheimnis des Wurzelmagiers) zusammengefasst wird. Dadurch werden Fragen, die eventuell auf den ersten Seiten des zweiten Abenteuers aufkommen könnten, schon im Vorfeld ausgeräumt und man kann vorbehaltlos einfach beim zweiten Buch einsteigen.
Ich empfehle, den ersten Teil trotzdem zu lesen, er ist es einfach wert und nur drei Bücher machen eine Trilogie doch erst komplett... ;)

Wir haben hier dieses Mal eigentlich zwei Hauptprotagonisten, die sich anfangs einen Erzählstrang teilen. Max und seine Mutter Veronika. Beide erleben recht schnell jeder in einer eigenen Erzählschleife ihre eigenen total spannenden Abenteuer, um dann im großen Finale wieder aufeinander zu treffen und gemeinsam das Buch zu beenden.

Nachdem Max lange nichts von den Elfen und Feen gehört hat, erkrankt sein Großvater schwer. Plötzlich taucht Schlunzel wieder auf und berichtet, dass die Gesundheit des Großvaters mit dem Verschwinden der Glücksfeen zu tun hat. Und so steht Max eine gefährliche und abenteuerliche Reise bevor, bei der Schlunzel zu gerne die Führung übernimmt.

Veronika, die aus irgendeinem Grund die Elfenwelt verleugnet, in der sie selbst ganz offensichtlich einmal involviert gewesen sein muß, macht sich aus lauter Verzweiflung auf in den Zauberwald, um ihrem Jungen zu helfen. Sie macht eine gewaltige Entwicklung in diesem Buch durch und es ist interessant, wie sie sich ihren Ängsten stellt und uns dabei immer näher an ihr Geheimnis führt.

Die Geschichte ist absolut spannend und kommt dabei (ist ja auch ein Kinderbuch) ohne wirkliche Gewalt aus. Kinder werden dieses Buch lieben und Erwachsene nicht bereuen, es gelesen zu haben. Beim Vorlesen bin ich mir dabei allerdings nicht so sicher... Ich behaupte nämlich, dass eure Kids, Nichten und Neffen, denen ihr das vorlesen wollt, kaum Pausen akzeptieren werden... *fg

Den Autor hat einen äußerst flüssigen und spannenden Erzählstil. Ich konnte das Buch quasi nicht mehr aus den Händen legen.
Ihr wollt keine Märchen, ihr wollt Kopfkino?... Dann seid ihr hier wirklich gut bedient! Mit seiner bildhaften Sprache weiß der Autor hier die richtigen Hebel im Hirn zu bewegen. Fangt an zu lesen, und ihr wisst, was ich meine...
Auch die Kurzen kommen nicht zu kurz, denn hier steht ihm eine Illustratorin, Daniela Heirich, zur Seite, die wirklich schöne, an die Situationen angepasste Bilder, entwirft. (Davon hätte sogar ich gerne noch ein wenig mehr gesehen.)

Auch wenn man den ersten Teil nicht zwingend lesen muß, wird der dritte Teil nötig sein, um alle Fragen restlos zu klären. Dennoch kann ich dieses Buch vorbehaltlos empfehlen für Grundschulkinder und alles, was danach kommt.
  
© TanCo                                             



Gastrezension zu "Max und das Geheimnis des Wurzelmagiers" von Dirk Petrick



Wirklich richtig toll.

Dieses Büchlein ist ein kleiner Schatz. Ein echtes Märchen und wie jedes Märchen auch ein echtes Abenteuer! Und sicher nicht nur für Kinder interessant.

Auf etwa 80 Seiten erleben wir, wie Max von der Pummelfee entführt wird und warum. Sein Opa ist mehr, als nur ein Geschichtenerzähler. Er kennt sich mit Feen und Elfen so richtig aus, kennt sie sogar persönlich und er versteht sogar die Sprache der Winde (die hier übrigens – ganz toll – nicht einfach nur Nordwind oder Südwind heißen...). Vernünftiger Weise muß er versuchen, seine Tochter wieder an die Märchenwelt heran zu führen, aus der leider einer dieser „Zwecksucher“ geworden ist.

Zitat S. 54: „Ein Zwecksucher?“, fragte Max. „Ja, so nennen wir die Menschen, die keine Fantasie mehr haben und in allem einen Sinn und Zweck sehen müssen. Sie verstehen keinen Spaß mehr und haben ihre Kindheit vergessen“, erklärte Schlunzel.

Der Autor bietet dieses Büchlein in einer flüssig zu lesenden und bildhaft spannenden Sprache dar. Es finden sich ein paar hübsche Illustrationen (von denen es gerne auch mehr hätten sein dürfen) der Pummelfee, Elfen, Max und auch seiner Mutter und dem Großvater im Inneren und auch die Ausführung von normaler zu Fettschrift bei Szenenwechsel hilft schnell dabei, sich auf Neues einzulassen.

Das Buch ist in sich abgeschlossen, sagt aber offen und ehrlich, dass es noch weitere Abenteuer um Max geben wird.

© TanCo                              

Dienstag, 2. September 2014

Hannah Kent - Das Seelenhaus [Beate]



Die Isländerin Agnes  wurde zusammen mit Sigga und Fridrik zum Tote verurteilt. Da man erst auf die Bestätigung des dänischen Königs warten muss, sollte sie in dieser Zeit bei einem Dienstmann und seiner Familie leben und sich als Magd nützlich machen. Die Familie ist alles andere als begeistert und hat Angst vor dieser Mörderin, aber im Laufe der Zeit gewöhnt man sich in der Enge des kleinen Torfhäuschens, wo alle zusammen in einem Raum schlafen, aneinander. Und dann beginnt Agnes zu erzählen. Von ihrem Leben und von der Nacht des Mordes. Und der Tag des Todes rückt unaufhaltsam näher...

 "Zuerst verstand ich nicht, warum diese Leute, Männer wie Frauen, bewegungslos dastanden und mich schweigend anstarrten. Schließlich begriff ich, dass sie gar nicht mich anstarrten. Ich, das waren zwei tote Männer. Ich, das war ein brennender Hof. Ich war ein Messer. Ich war Blut." (Seite 45)

Agnes Magnusdottir war die letzte Person, die in Island hingerichtet wurde. Die Autorin hat aus den spärlichen Zeugnissen und Dokumenten eine Geschichte gewebt, wie sie hätte sein können. Man weiß also genau, wie das Buch "Das Seelenhaus" enden wird und trotzdem war ich tief bewegt und konnte die Tränen nicht zurück halten. Das liegt zum Teil auch an dem großartigen und lebendigen Schreibstil der Autorin, an dem harten Leben in Island, an den wundervollen Charakteren und an einer unglaublichen Geschichte.

"Sie wissen nichts von mir. Und ich schweige. Ich will mich vor der Welt verschließen, ich will mein Herz verhärten und an den Dingen festhalten, die mir noch nicht genommen sind. Ich darf nicht zulassen, dass ich vergehe. In meinem Innersten werde ich an mir festhalten und dort all die Dinge bewahren, die ich gesehen und gehört und gefühlt habe." (Seite 39)

Die Autorin erzählt eine Geschichte von großen Entbehrungen und einem sehr harten Leben. Eine Geschichte von Zusammenhalt, Familie und Wärme. Aber auch eine Geschichte von Einsamkeit, Andersartigkeit und ausgeschlossen sein. Agnes war eine sehr intelligente Frau, die gerne las und die alten Sagas erzählte. Das war den Leuten ein Dorn im Auge, denn eine Frau sollte nicht so klug sein. Schon sehr früh war sie auf sich alleine gestellt und musste hart arbeiten. Vertrauen konnte sie niemanden und als sie es dann doch einmal tat, war das ihr Todesurteil.

"Wir legten Worte sorgfältig übereinander, stapelten ein Wort lückenlos auf das andere. So bauten wir zwei Türme und entfachten auf ihren Spitzen Leuchtfeuer, wie sie entlang der Straße stehen, um bei schlechtem Wetter den Weg zu weisen. Wir konnten einander erkennen, allem Nebel, aller erstickenden Gleichförmigkeit des Lebens zum Trotz." (Seite 250)

Diese Geschichte hat mich sehr tief bewegt und ich bin froh, sie gelesen zu haben. Die Menschen in Island hatten ein sehr schweres Leben. Sie lebten in kleinen Torfhütten, in denen im Winter innen die Wände mit Eis überzogen waren. Sie konnten sich glücklich schätzen, wenn sie jeden Tag satt wurden und hatten wirklich nur das aller nötigste. Die Autorin hat es geschafft, mir dieses Leben bildhaft vor Augen zu führen. 

Auch die Charaktere der Geschichte sah ich sehr lebhaft vor mir. Die hübsche etwas selbstgefällige Lauga, ihre Schwester Steina, die nicht die Hellste und die Schnellste ist, die Mutter Margaret, die ihrer Familie ein gutes Leben ermöglichen möchte, ihr Mann, der tut was er kann um der Familie ein klein wenig Luxus zu gönnen und wenn es nur eine Tasse Kaffee ist. Der junge Pfarrer, der sich vorgenommen hat Agnes auf den rechten Pfad zu bringen und Agnes selbst. Diese starke und mutige Frau. Sie alle waren sehr lebendig und authentisch und ich fühlte mit ihnen.

"Hat Steina je so gegen das Gewicht eines Knechts kämpfen müssen? Hat Steina je abwägen müssen, ob sie einem Bauer erlaubt, unter ihre Röcke zu kommen, um dann den Zorn seiner Frau zu erdulden, die sie zwingen wird die niedrigste Arbeit zu verrichten, oder ob sie sich dem Bauern verweigert, auf die Gefahr hin, bei Schnee und Nebel vor die Tür gesetzt zu werden, mit niemandem, der einem Obdach gewährt?" (Seite 203)

"Das Seelenhaus" ist ein Buch das man nicht mal schnell zwischendurch lesen kann und es wirkt noch lange nach. Ich werde noch sehr oft an Agnes und ihr Leben denken und ihre Geschichte wird mich noch eine Weile begleiten. Darum vergebe ich 5 von 5 Byrons und eine Leseempfehlung für Menschen, die sich für das Schicksal anderer interessieren und mehr über das Leben im Island des 19. Jahrhunderts wissen möchten. Ein tief bewegendes Buch.

© Beate Senft                        

Freitag, 29. August 2014

Katarina Bivald - Ein Buchladen zum Verlieben [Beate]



Durch ihre Liebe zu Büchern entsteht zwischen der Schwedin Sara und der wesentlich älteren Amerikanerin Amy eine wundervolle Brieffreundschaft. Irgendwann ist es dann so weit und die schüchterne Sara reist nach Iowa in das kleine Örtchen Broken Wheel. Doch sie kommt zu spät. Amy verstarb kurz vorher und sie kann sie nicht mehr in die Arme schließen. Die Bewohner von Broken Wheel überreden Sara in Amys Haus zu wohnen und trotzdem ihren Urlaub hier zu verbringen. Da die Bewohner ihr immer alles schenken wollen oder sie einladen fühlt sie sich nicht wohl und sie überlegt, wie sie den Leuten etwas zurückgeben kann. Da sie ihr halbes Leben in einer Buchhandlung gearbeitet hat, kommt sie auf die Idee Amys Büchersammlung zum Verkauf und Tausch anzubieten und das in einer Stadt, in der noch nie jemand freiwillig ein Buch in der Hand hatte. Um den Menschen die Bücher schmackhaft zu machen erfindet sie absolut originelle Kategorien, in die sie die Bücher unterteilt. So gibt es das Regal "Sex, Waffen und Gewalt", ein Regal namens "Kein überflüssiges Wort", "Sehr zuverlässiger Autor" und noch so viel mehr. Und auch wenn die Menschen von Broken Wheel kein großes Interesse an den Büchern haben, so finden sie doch Sara interessant genug um dem Buchladen einen Besuch abzustatten. Und bald wird er der Mittelpunkt der kleinen Stadt.  Doch irgendwann läuft Saras Visum aus......

"Ich kann um nichts in der Welt erklären, warum ich die Menschen vorziehe. Wenn man sich ihre bloße Anzahl ansieht, dann tragen auf jeden Fall die Bücher den Sieg davon - in meinem ganzen Leben habe ich wohl eine Handvoll Menschen geliebt, im Vergleich zu Dutzenden oder hunderten von Büchern (und hier rechne ich nur die, die ich wirklich geliebt habe, die, bei denen der bloße Anblick schon froh macht, über die man immer lachen muss, egal, was sonst gerade passiert, zu denen man immer wieder zurück kehrt wie zu einem alten Freund und von denen man genau weiß, wann man ihnen zum ersten Mal "begegnet" ist, ich bin sicher, du weißt was ich meine). Aber die Handvoll Menschen, die man liebt.... die ist doch mehr wert, als diese ganzen Bücher". (Seite 171)

"Ein Buchladen zum Verlieben" ist eine wunderschöne leise Geschichte mit viel Herz und der Liebe zum Buch. Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen sogar die Leserunde vergaß, und vollkommen in der Geschichte versank. Ich hatte echte Schwierigkeiten, wieder daraus aufzutauchen und auch wenn ich nicht las, dachte ich über die Charaktere nach. Sie wurden zu richtigen Freunden, die ich eigentlich nie wieder verlassen möchte und ich bin wirklich sehr traurig, das Buch beendet zu haben. Aber eins weiß ich ganz genau: Es wird nicht bei dem einen Mal lesen bleiben, denn es ist ein Buch, das man immer und immer wieder genießen kann und bei dem man trotzdem immer noch neue Facetten entdeckt. 

"Bücher sind phantastisch, und sie kommen in einer Hütte im Wald sicherlich zu ihrem Recht, aber welchen Sinn hat es denn, ein phantastisches Buch zu lesen, wenn man andere Menschen nicht darauf aufmerksam machen und darüber reden und daraus zitieren kann?" (Seite 171)

Sara ist ein richtiger Büchernerd und sie wirkt wie ein verängstigtes Reh und eigenartig weltfremd. Aber es passt zu ihrem Charakter und ich schloss sie sofort in mein Herz. Man muss Sara, die Bücher bisher immer mehr als Menschen liebte, einfach gern haben. Die Bewohner von Broken Wheel sind alle herrlich skurril aber doch herzlich und es macht wirklich großen Spaß über sie zu lesen. Zum Beispiel das einzige schwule Pärchen Andy und Carl, über die es natürlich jede Menge Gerede gibt. Oder Caroline, die taffe und gottesfürchtige Frau, die immer alles organisiert. Jen, die allen mehr oder weniger ihren Willen aufzwingt oder George, der trockene Alkoholiker, der für alle nur der arme George ist. Sie sind alle wundervoll lebendig und facettenreich und wirklich alle machen im Laufe der Geschichte eine absolut nachvollziehbare Wandlung durch. 

"Merkst du das? Der Duft von neuen Büchern. Ungelesenen Abenteuern. Freunden, die man noch nicht kennengelernt hat, Stunden magischer Wirklichkeitsflucht, die auf uns warten". (Seite 351)

Der Schreibstil der Autorin ist wundervoll warmherzig und bildhaft, so dass man mitten in den Straßen von Broken Wheel steht und alles mit eigenen Augen mitverfolgen kann. Ich saß bei Sara im Buchladen und wir lasen gemeinsam oder unterhielten uns, ich stand an der Theke von Graces Diner und trank mit ihr einen Kaffee und sie erzählte mir von den Frauen ihrer Familie, ich ging durch die Gänge von Johns Eisenwarenhandlung und kaufte meine Lebensmittel und ich saß ins Amys Haus und fragte mich, was ich eigentlich hier tue. Ich verliebte mich ein wenig in Tom und trank bei Andy und Carl ein Bier. Ich fühlte mich zu Hause, ein wenig geliebt und verstanden. 

"Was war Jesus denn gewesen, wenn man genau hinschaute; auch nur eine Art frühe Variante von langhaarigem Hippie, der seine Eltern verließ, um mit einer kollektiven Großfamilie durch die Gegend zu ziehen".  (Seite 120)

Das ganze Buch ist so wundervoll, dass ich es am Liebsten komplett zitieren würde. Das geht natürlich nicht und darum kann ich euch nur ans Herz legen, diesem Buch eine Chance zu geben. Es ist so wundervoll und ich liebe es von ganzem Herzen. Darum bekommt es von mir 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Es wird schwer werden ein neues Buch zu beginnen, denn in Gedanken bin ich immer noch in Broken Wheel und ich habe das Gefühl, dass ich da auch noch lange bleiben werde.

© Beate Senft