Sonntag, 27. Januar 2013

Charlotte Lyne - Die zwölfte Nacht

Cathie wächst im Haushalt der Familie Seymour auf, während ihre Mutter im Haushalt von Königin Catalina weilt. Sie fühlt sich dort sehr wohl und Tom Seymour und sie fühlen sich schon sehr früh zueinander hingezogen. Cathrine hat zwei große Wünsche in ihrem Leben: sie möchte ihren Tom heiraten und ein Buch schreiben. Aber für eine Frau zu dieser Zeit ist das Letztere fast ein Ding der Unmöglichkeit. Als man ihr mitteilt, dass man sie verheiraten wird, ist sie mehr als entsetzt. Sie muss ihr geliebtes Wulf Hall verlassen und wird fern von ihrer Schwester Nan und den Seymourbrüdern Edward und Tom leben. Doch die Ehe ist kurz und schon bald ist die junge Cathie Witwe. Aber da sie mittellos dasteht, ist sie gezwungen eine neue Ehe einzugehen. Diese bleibt, genau wie die Ehe zuvor, kinderlos. Als sie zum zweiten mal Witwe geworden ist, denken Tom und Cathie, dass nun endlich ihre Zeit gekommen ist, aber da fällt das Auge des Königs auf sie. Wie könnte sie seinen Heiratsantrag ablehnen, ohne alles in Gefahr zu bringen, für das sie bisher so tapfer gekämpft hatten. Denn die Seymours und sie gehörten schon früh der Reformation an. Gehören in den Anfängen zu den wenigen, die Teile der Bibel in englisch besitzen. Schon zu einer Zeit, in der der Besitz mit dem Tod bestraft wird. Also lässt sie ihre Hoffnung auf ihre große Liebe fahren und wird die 6. Ehefrau von Henry VIII. Ihr ist es zu verdanken, dass Mary und Elizabeth Tudor wieder in die Thronfolge aufgenommen wurden. Unermüdlich kämpfte sie für die Kinder ihrer Vorgängerinnen. Sie versucht ihnen die Mutter zu ersetzen und treibt auch die Sache der Reformation unermüdlich vorwärts. Sie überlebt den König, wird danach aber geächtet und verfolgt, weil sie endlich ihrer großen Liebe gehören möchte.
Über Cathrine Parr ist leider nicht sehr viel bekannt. Vor allen Dingen ihre Kindheit und Jugend liegen fast gänzlich im Dunkeln. Diese Lücken hat Charlotte Lyne mit ihrer Fantasie gefüllt und es hätte wirklich so sein können. Perfekt konstruiert die Autorin das Leben dieser bemerkenswerten Frau, die so viel geleistet hat. Sie, die so lange auf die große Liebe verzichten musste, aber am Ende alle ihre Träume erfüllen konnte.
Die Geschichte hat mich ganz in sich aufgesogen. Ich war mit beim Turnier und habe Tom Seymour kämpfen gesehen. Ich habe auf dem kalten und dunklen Anwesen an der schottischen Grenze gelebt, wohin Cathie mit ihrem 2. Ehemann und seinen beiden Kindern ziehen musste. Ich habe vor dem mittlerweile fetten König Henry gekniet. Habe an Hinrichtungen teilgenommen. Erst an Protestanten und später gegen Katholiken. Ich habe mit Cathie gelitten und gebangt. Habe mit ihr geliebt und gelebt. So realistisch hat sie die Autorin in Szene gesetzt. Ich bin immer noch ganz in der Geschichte gefangen und werde wohl ein Weilchen brauchen, bis ich ein neues Buch beginnen kann. Der Schreibstil ist einfach wunderbar und flüssig zu lesen. 671 Seiten praller englischer Geschichte und keine Seite war langweilig.

"Die zwölfte Nacht" von Charlotte Lyne ist das perfekte Buch für die kalte und dunkle Jahreszeit. Gemütlich mit einer Decke und heißem Tee kann man in die Geschichte eintauchen und findet so schnell nicht wieder heraus. Ich vergebe begeisterte 10 von 10 Punkten, den Favoritenstatus und eine absolute Leseempfehlung für alle Fans historischer Schmöker und der Tudorzeit.

©lord-byron

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