Samstag, 19. Oktober 2013

Tanya Byrne - Von ganzem Herzen Emily

 Ein herzliches Dankeschön an Lovelybooks und den Oettinger-Verlag, dass ich das Buch in der Leserunde lesen durfte.

Emily hat alles verloren was sie liebt und was ihr wichtig ist und schuld daran hat nur ein einziger Mensch. Juliet. Sie ist schuld, dass Emily keine Freunde mehr hat, nicht mehr auf das teure Internat gehen kann und ihr Vater im Gefängnis sitzt. Sie ist sogar schuld daran, dass Emily in dieser "Anstalt" sitzt. Und sie hat nur noch einen Wunsch: Sie will sich an Juliet rächen. Egal was es kostet. Sie will ihr alles nehmen was ihr wichtig ist. Juliets Leben zerstören, wie sie einst ihr Leben zerstörte.

Als ich mit dem Buch begann, hatte ich ganz große Schwierigkeiten mit der Geschichte klarzukommen. Emily wirkte auch mich schrecklich überheblich. Ein verwöhntes Kind, das es nicht gewohnt ist, dass man ihr nicht alle ihre Wünsche erfüllt. Ich fand sie schrecklich rachsüchtig, unsympathisch und konnte nicht verstehen, warum sie ihre ganze Wut und ihren Hass auf Juliet richtete, denn die handelte genau so, wie viele in ihrer Situation gehandelt hätten. Juliet hatte mein ganzes Mitgefühl.

Emily sitzt in einer Psychologischen Abteilung eines Jugendgefängnisses. Da sie nicht über ihre Gefühle, Gedanken und Ängste sprechen kann, schreibt sie alles in ein Heft, das der Bewohner, der nach ihr dieses Zimmer bewohnt finden und lesen soll. So richtet sie praktisch das Wort direkt an den Leser. Dadurch kennen wir genau ihre Gefühle und ihre Beweggründe. Sie wirkt schrecklich selbstgerecht und kann nicht mehr klar denken. Sie wird beherrscht von ihrer Rache.

Für die Leserunde war das Buch in 5 Teile aufgeteilt und ich musste mich ehrlich zwingen weiterzulesen, während alle anderen Leser total begeistert waren. Wie kann ich nur so komplett anders empfinden? Ich weiß es nicht. Nach Teil 3 hätte das Buch von mir 5 Punkte bekommen. Aber dann kamen die letzten beiden Teile, ca 130 Seiten, die mich voll gepackt haben. Sie sind sehr emotional und haben unerwartet viel Tiefe. Den Anfang des Buches fand ich so schrecklich banal, aber dann ging es ziemlich ans Eingemachte und ich musste sogar mit den Tränen kämpfen. Endlich erkennt man die wahre Emily, nicht die, die sich hinter einer Mauer aus Eis versteckt hatte. Und da flogen die Seiten regelrecht vorbei und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Das Ende fand ich sehr gut, auch wenn andere Leser das sehr oft kritisieren, für mich war es das einzig Richtige. Darum vergebe ich für dieses Buch, das es mir am Anfang so schrecklich schwer gemacht hat um mich dann wirklich umzuhauen 4 von 5 Byrons. Ich bin sehr froh durchgehalten zu haben, denn es hat sich wirklich gelohnt.

© Beate Senft


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